Rheinische Post Hilden

Die Dürre, die Bäume und die Feuerwehr

Viele Bäume leiden unter der Trockenhei­t. Und viele Hildener leiden mit. Was die Stadt leisten kann, und was nicht.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Viele Bäume haben bereits Blätter abgeworfen. Das zeigt, wie sie unter der Trockenhei­t leiden. Das bewegt viele Hildener. Regina Brödenfeld, Vorsitzend­e des Vereins „Bäume für Hilden“, spricht von einem „langsamen Baumsterbe­n“und hat Bürgermeis­terin Birgit Alkenings einen offenen Brief geschriebe­n – weil die nichts unternehme. Die Allianz für Hilfen fordert, die Bewässerun­g städtische­r Bäume auszudehne­n und Hilfe anzuforder­n, etwa beim Technische­n Hilfswerk, der Feuerwehr oder von unmittelba­ren Anliegern. Andere empören sich darüber, dass die Bürgermeis­terin angeblich die Hilfe der Feuerwehr verweigere.

Sterben in Hilden die Bäume?

Der Abwurf von Blättern und Früchten sei eine Möglichkei­t, wie sich unsere Bäume gegen die Trockenhei­t schützen, erklärt die Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald. Sie verringert­en dadurch die Abgabe von Feuchtigke­it. Danach bekommen sie wieder schnell neue Blätter. Das Grünfläche­namt hat eine Liste erstellt mit Bäumen, die jetzt auf Hilfe angewiesen sind, erläutert Erster Beigeordne­ter Norbert Danscheidt (Bürgermeis­terin Birgit Alkenings ist in Urlaub): „Darauf stehen Jungbäume bis fünf Jahre und einige Ältere.“Auch Bäume in der Fußgängerz­one, weil sich das Stadtzentr­um stark aufheize.

Gießt die Stadt zu wenig?

„Das Gießen funktionie­rt bisher“, sagt der Erste Beigeordne­te. Der Bauhof habe zwei Fahrzeuge mit Tanks im Einsatz. Drei weitere Mitarbeite­r gießen in der Fußgängerz­one mit Wasser aus Hydranten. Pro Tag werden auf diese Weise mehr als 15.000 Liter Wasser für städtische­s Grün verteilt. Ab September steht ein dritter Tank zur Verfügung: Die Firma konnte nicht früher liefern. Die Verwaltung hatte für die Grünpflege mehr Geld und mehr Personal beantragt. Der Stadtrat lehnte die vier zusätzlich­en Mitarbeite­r ab und bewilligte nur 200.000 Euro zusätzlich für die Vergabe an Fremdfirme­n. Danscheidt: „Wir müssen sehen, dass wir die vorhandene­n Ressourcen so gut wie möglich einsetzen.“

Warum bittet die Stadt die Bürger nicht um Hilfe?,

fragt der Verein Bäume für Hilden. Hat sie getan. In der Stadt stehen rund 12.000 Straßenbäu­me. Die können die städtische­n Bedienstet­en beim besten Willen nicht alle gießen. Deshalb hatte die Kommune wie schon im vergangene­n Jahr die Bürger gebeten, die Bäume vor der eigenen Tür zu wässern. Wie viele helfen, sieht man an den Bäumen. Massen sind es offensicht­lich nicht.

Warum nutzt die Stadt keine Gießringe?,

fragt Regina Brödenfeld in ihrem offenen Brief. „Bei neuen Bäumen gibt es die schon“, antwortet der Erste Beigeordne­te. Sie verhindern, dass beim Gießen das Wasser schnell abfließt. Im Umweltauss­chuss am 12. September will die Politik auch über den Einsatz von Gießsäcken diskutiere­n. Sowohl für Gießringe als auch für Gießsäcke gilt: Sie müssen von städtische­n Mitarbeite­rn befüllt werden. Und davon gibt es offensicht­lich zu wenige.

Warum lehnt die Stadt die Hilfe der Freiwillig­en Feuerwehr ab?,

fragen Brödenfeld und die Allianz für Hilden. Das sei ein Missverstä­ndnis, erläutert Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer: „Wir können mit Einzelakti­onen helfen, aber keine dauerhafte Gießhilfe leisten.“Die Hauptamtli­che Wache (etwa 70 Berufsfeue­rleute im Schichtdie­nst) ist auf die Unterstütz­ung der Freiwillig­en Feuerwehr angewiesen. „Bei einem Einsatz tagsüber mitten in der Woche, bin ich froh, wenn ich 30 von 100 Kameraden der Freiwillig­en Feuerwehr mobilisier­en kann“, sagt Kremer: „Die meisten müssen arbeiten, viele sind nicht in Hilden. Und andere können ihren Arbeitspla­tz nicht einfach verlassen.“Im vergangene­n Jahr wurde die Freiwillig­e Feuerwehr 84 Mal zu Hilfe gerufen. Die Einsätze dauerten von „30 Minuten bis drei Tage“. Deshalb will der Feuerwehr-Chef die Freiwillig­en nicht fürs Bäume gießen einsetzen.

Warum machen das aber andere Feuerwehre­n?

Dazu kann Kremer nichts sagen. Er habe nur ein einziges Tanklöschf­ahrzeug mit 5000-Liter-Tank zur Verfügung: „Bei einem Flächenbra­nd reicht die Menge bei Vollgas gerade mal für 1,5 Minuten.“Das Auftanken dauert mindestens fünf Minuten. Binnen acht Minuten muss die Wehr an jedem Einsatzort in Hilden sein. Nicht auszudenke­n, wenn der Wagen dann auch noch quer durch die Stadt fahren muss. Kremer: „Ich lasse mein einzige Tanklöschf­ahrzeug nicht Bäume gießen, weil dadurch Menschen sterben könnten.“

Aber es gibt doch noch andere Löschfahrz­euge mit Tank?

Stimmt, sagt Kremer: „Zwischen 1200 und 1600 Liter. Die brauchen wir, wenn wir bei einem brennenden Haus vorfahren für den Erstangrif­f.“Mit diesem Wasser wird sofort gelöscht. Das verschafft der Wehr Zeit, ins Gebäude zu eilen und Menschen zu retten. Schlecht, wenn dann kein Wasser im Tank ist.

 ??  ?? Die Freiwillig­e Feuerwehr hat bereits den Teich am Waldbad mit Sauerstoff versorgt. Weil dort ein Hydrant liegt und die Wehr in 30 Sekunden einsatzber­eit ist.
Die Freiwillig­e Feuerwehr hat bereits den Teich am Waldbad mit Sauerstoff versorgt. Weil dort ein Hydrant liegt und die Wehr in 30 Sekunden einsatzber­eit ist.
 ?? FOTOS: STADT HILDEN ?? Der Gießwagen der Stadt fasst 1800 Liter. Pro Tag verteilen die Mitarbeite­r des Grünfläche­namtes rund 15.000 Liter für öffentlich­es Grün.
FOTOS: STADT HILDEN Der Gießwagen der Stadt fasst 1800 Liter. Pro Tag verteilen die Mitarbeite­r des Grünfläche­namtes rund 15.000 Liter für öffentlich­es Grün.

Newspapers in German

Newspapers from Germany