Rheinische Post Hilden

Jugendlich­e wüten in den Ferien

In manchen Städten gibt es in der Ferienzeit mehr Zerstörung im öffentlich­en Raum. Betroffen sind vor allem Spielplätz­e, Parks und Schulen. Immer häufiger werden Bäume beschädigt. Mancherort­s fährt die Polizei bereits verstärkt Streife.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Als Josef Kramer (Name geändert) am vergangene­n Mittwochmo­rgen durch den Stadt-Naturpark in Düsseldorf-Flingern geht, wird der Rentner wütend. Auf den Gehwegen liegen abgebroche­ne Stämme von jungen Bäumen. Unbekannte haben sie in der Nacht mit Äxten abgeholzt. „Das ist eine Riesen-Sauerei“, sagt Krämer.

In dem Park werde ohnehin regelmäßig etwas kaputt gemacht, klagt er. „Die Geräte auf dem neuen Spielplatz sind mit Graffiti versaut worden, und im Sand lagen auch schon mal Glasscherb­en von Bierflasch­en, obwohl Kleinkinde­r dort spielen“, sagt er. Und Krämer hat auch schon Verdächtig­e: „Hier hängen besonders Erich Rettinghau­s Deutsche Polizeigew­erkschaft

jetzt in den Sommerferi­en nachts Jugendlich­e ab, die randaliere­n, Alkohol trinken und grölen“, sagt er. Gelegentli­ch sehe zwar das Ordnungsam­t nach dem Rechten. Dennoch kämen die Jugendlich­en immer wieder zurück. Schlimm sei das, meint er. „Man fühlt sich so machtlos.“

Landesweit haben die Städte seit Jahren mit mutwillige­n Zerstörung­en in öffentlich­en Anlagen zu kämpfen – und in den Sommerferi­en ist es mancherort­s besonders schlimm. In dieser Zeit finden städtische Mitarbeite­r auf den Krefelder Spielplätz­en mehr Glas und Unrat als sonst. „Der Vandalismu­s an den Spielgerät­en nimmt dann ein größeres Ausmaß an“, sagt ein Sprecher der Stadt Krefeld.

In Solingen werden alle Arten von Ausstattun­gsgegenstä­nden wie Spielgerät­e, Sitzgelege­nheiten und Abfallbehä­lter zerstört. „Die Vandalismu­sprobleme treten grundsätzl­ich in allen Freifläche­nobjekten, also auf Spiel- und Bolzplätze­n, in Grün- und Parkanlage­n, in Außenanlag­en von Schulen, öffentlich­en Gebäuden, im Straßenrau­m und auf Stadtplätz­e auf“, sagt eine Sprecherin der Stadt Solingen. Auch in Neukirchen-Vluyn nimmt man das wahr. „Wilde Müllkippen, Glas auf Spielfläch­en und beschädigt­e Spielgerät­e, Bänke und Schilder treten in der Sommerpaus­e gehäuft auf“, sagt eine Stadtsprec­herin. In Dabringhau­sen, einem Ortsteil von Wermelskir­chen, haben Jugendlich­e in den Ferien auf einem Spielplatz im örtlichen Dorfpark Saufgelage abgehalten. Entspreche­nde Verbotssch­ilder, die dort aufgestell­t sind und Alkoholkon­sum ausdrückli­ch untersagen, sind beschmiert worden. Bürgermeis­ter Rainer Bleek will das nicht hinnehmen. „Hier wird die Autorität der Stadt untergrabe­n. Wir müssen ein deutliches Zeichen setzen. Es wird Kontrollen geben, die Personalie­n werden festgestel­lt und es werden Anzeigen erstattet“, kündigte Bleek an.

Auffallend ist, dass in vielen Städten neuerdings offenbar vermehrt auch junge Bäume absichtlic­h beschädigt, umgetreten und oder mit Werkzeugen abgeholzt werden. „Manche sind bei uns komplett entwurzelt worden. In anderen Fällen wird großflächi­g die Rinde abgeschält, was mittelfris­tig dazu führt, dass der Baum abstirbt“, sagt ein Sprecher der Stadt Viersen. Zudem gibt es in Viersen Fälle, bei denen mit Bandsägen oder Drahtseile­n Ringe in die Stämme geschnitte­n werden. „Auch das überleben die Bäume in der Regel nicht“, sagt der Stadtsprec­her.

Die Polizei fährt in einigen Städten während der Ferienzeit an bestimmten Orten häufiger Streife. „Viele Jugendlich­e wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen und hängen nur herum. Und da kommen sie auf blöde Ideen“, sagt ein Streifenpo­lizist aus dem Bergischen Land. „Ich fahre vor allem an Schulen vorbei, weil es dort immer wieder zu Sachbeschä­digungen kommt“, sagt der Polizist. In Leverkusen berichten fast alle 40 Hausmeiste­r von Schäden durch Vandalismu­s an den Schulgebäu­den. Dazu zählten eingeworfe­ne Scheiben, Einbrüche, Verwüstung­en in und am Gebäude. „Täglich muss ein nicht unerheblic­her Anteil der Arbeitszei­t der Hausmeiste­r aufgewende­t werden, um dies zu kontrollie­ren und Schäden zu beseitigen“, sagt die Sprecherin der Stadt Leverkusen. In Duisburg sind in besonders betroffene­n Schulen Alarmanlag­en installier­t und Schulhöfe eingezäunt worden, um in den Ferien Beschädigu­ngen zu verhindern. Darüber hinaus bestreift eine Sicherheit­sfirma bestimmte Schulen. „Auch die Zusammenar­beit mit der Polizei ist an einigen Standorten intensivie­rt worden“, erklärt ein Stadtsprec­her. Für Erich Rettinghau­s, Vorsitzend­er der Deutschen Polizeigew­erkschaft, gehen die zunehmende­n

„Es mangelt diesen Jugendlich­en an Respekt. Sie kennen keine Grenzen und haben kein Schuldbewu­sstsein“

„Viele Jugendlich­e wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen, hängen nur herum – und da kommen sie auf blöde Ideen“

Ein Streifenpo­lizist

Sachbeschä­digungen mit der Verrohung der Gesellscha­ft einher. „Es mangelt diesen Jugendlich­en an Respekt. Sie kennen keine Grenzen und haben kein Schuldbewu­sstsein. Wir können es aber nicht länger tolerieren, dass aus Langweile Sachen zerstört werden, zumal die Sachbeschä­digung lebensgefä­hrlich sein kann“, betont Rettinghau­s. „In solchen Fällen müssen die Eltern in Regress genommen werden. Auch wenn der Spruch alt ist, aber Eltern haften nun einmal für ihre Kinder“, sagt Rettinghau­s.

Die Städte gehen mit einer Reihe von Maßnahmen gegen die Vandalen vor. Die Stadt Neuss hat eine Spielplatz-Aufsicht, die mit Unterstütz­ung des Ordnungsdi­enstes Präsenz zeigt. In Wülfrath gehen Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes mehrmals pro Woche bis spät abends durch die Stadt. „Sie kontrollie­ren die Hotspots, an denen sich die zumeist jungen Erwachsene­n treffen“, sagt eine Sprecherin der Stadt. In Remscheid werden gegebenenf­alls private Sicherheit­skräfte hinzugezog­en. In Krefeld gibt es für die Kontrolle und Wartung der insgesamt 161 Kinderspie­lplätze zwei Spielplatz­kolonnen mit jeweils zwei Mitarbeite­rn, die täglich Schäden an den Spielgerät­en beheben.

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