Jugendliche wüten in den Ferien
In manchen Städten gibt es in der Ferienzeit mehr Zerstörung im öffentlichen Raum. Betroffen sind vor allem Spielplätze, Parks und Schulen. Immer häufiger werden Bäume beschädigt. Mancherorts fährt die Polizei bereits verstärkt Streife.
DÜSSELDORF Als Josef Kramer (Name geändert) am vergangenen Mittwochmorgen durch den Stadt-Naturpark in Düsseldorf-Flingern geht, wird der Rentner wütend. Auf den Gehwegen liegen abgebrochene Stämme von jungen Bäumen. Unbekannte haben sie in der Nacht mit Äxten abgeholzt. „Das ist eine Riesen-Sauerei“, sagt Krämer.
In dem Park werde ohnehin regelmäßig etwas kaputt gemacht, klagt er. „Die Geräte auf dem neuen Spielplatz sind mit Graffiti versaut worden, und im Sand lagen auch schon mal Glasscherben von Bierflaschen, obwohl Kleinkinder dort spielen“, sagt er. Und Krämer hat auch schon Verdächtige: „Hier hängen besonders Erich Rettinghaus Deutsche Polizeigewerkschaft
jetzt in den Sommerferien nachts Jugendliche ab, die randalieren, Alkohol trinken und grölen“, sagt er. Gelegentlich sehe zwar das Ordnungsamt nach dem Rechten. Dennoch kämen die Jugendlichen immer wieder zurück. Schlimm sei das, meint er. „Man fühlt sich so machtlos.“
Landesweit haben die Städte seit Jahren mit mutwilligen Zerstörungen in öffentlichen Anlagen zu kämpfen – und in den Sommerferien ist es mancherorts besonders schlimm. In dieser Zeit finden städtische Mitarbeiter auf den Krefelder Spielplätzen mehr Glas und Unrat als sonst. „Der Vandalismus an den Spielgeräten nimmt dann ein größeres Ausmaß an“, sagt ein Sprecher der Stadt Krefeld.
In Solingen werden alle Arten von Ausstattungsgegenständen wie Spielgeräte, Sitzgelegenheiten und Abfallbehälter zerstört. „Die Vandalismusprobleme treten grundsätzlich in allen Freiflächenobjekten, also auf Spiel- und Bolzplätzen, in Grün- und Parkanlagen, in Außenanlagen von Schulen, öffentlichen Gebäuden, im Straßenraum und auf Stadtplätze auf“, sagt eine Sprecherin der Stadt Solingen. Auch in Neukirchen-Vluyn nimmt man das wahr. „Wilde Müllkippen, Glas auf Spielflächen und beschädigte Spielgeräte, Bänke und Schilder treten in der Sommerpause gehäuft auf“, sagt eine Stadtsprecherin. In Dabringhausen, einem Ortsteil von Wermelskirchen, haben Jugendliche in den Ferien auf einem Spielplatz im örtlichen Dorfpark Saufgelage abgehalten. Entsprechende Verbotsschilder, die dort aufgestellt sind und Alkoholkonsum ausdrücklich untersagen, sind beschmiert worden. Bürgermeister Rainer Bleek will das nicht hinnehmen. „Hier wird die Autorität der Stadt untergraben. Wir müssen ein deutliches Zeichen setzen. Es wird Kontrollen geben, die Personalien werden festgestellt und es werden Anzeigen erstattet“, kündigte Bleek an.
Auffallend ist, dass in vielen Städten neuerdings offenbar vermehrt auch junge Bäume absichtlich beschädigt, umgetreten und oder mit Werkzeugen abgeholzt werden. „Manche sind bei uns komplett entwurzelt worden. In anderen Fällen wird großflächig die Rinde abgeschält, was mittelfristig dazu führt, dass der Baum abstirbt“, sagt ein Sprecher der Stadt Viersen. Zudem gibt es in Viersen Fälle, bei denen mit Bandsägen oder Drahtseilen Ringe in die Stämme geschnitten werden. „Auch das überleben die Bäume in der Regel nicht“, sagt der Stadtsprecher.
Die Polizei fährt in einigen Städten während der Ferienzeit an bestimmten Orten häufiger Streife. „Viele Jugendliche wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen und hängen nur herum. Und da kommen sie auf blöde Ideen“, sagt ein Streifenpolizist aus dem Bergischen Land. „Ich fahre vor allem an Schulen vorbei, weil es dort immer wieder zu Sachbeschädigungen kommt“, sagt der Polizist. In Leverkusen berichten fast alle 40 Hausmeister von Schäden durch Vandalismus an den Schulgebäuden. Dazu zählten eingeworfene Scheiben, Einbrüche, Verwüstungen in und am Gebäude. „Täglich muss ein nicht unerheblicher Anteil der Arbeitszeit der Hausmeister aufgewendet werden, um dies zu kontrollieren und Schäden zu beseitigen“, sagt die Sprecherin der Stadt Leverkusen. In Duisburg sind in besonders betroffenen Schulen Alarmanlagen installiert und Schulhöfe eingezäunt worden, um in den Ferien Beschädigungen zu verhindern. Darüber hinaus bestreift eine Sicherheitsfirma bestimmte Schulen. „Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei ist an einigen Standorten intensiviert worden“, erklärt ein Stadtsprecher. Für Erich Rettinghaus, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, gehen die zunehmenden
„Es mangelt diesen Jugendlichen an Respekt. Sie kennen keine Grenzen und haben kein Schuldbewusstsein“
„Viele Jugendliche wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen, hängen nur herum – und da kommen sie auf blöde Ideen“
Ein Streifenpolizist
Sachbeschädigungen mit der Verrohung der Gesellschaft einher. „Es mangelt diesen Jugendlichen an Respekt. Sie kennen keine Grenzen und haben kein Schuldbewusstsein. Wir können es aber nicht länger tolerieren, dass aus Langweile Sachen zerstört werden, zumal die Sachbeschädigung lebensgefährlich sein kann“, betont Rettinghaus. „In solchen Fällen müssen die Eltern in Regress genommen werden. Auch wenn der Spruch alt ist, aber Eltern haften nun einmal für ihre Kinder“, sagt Rettinghaus.
Die Städte gehen mit einer Reihe von Maßnahmen gegen die Vandalen vor. Die Stadt Neuss hat eine Spielplatz-Aufsicht, die mit Unterstützung des Ordnungsdienstes Präsenz zeigt. In Wülfrath gehen Mitarbeiter des Ordnungsamtes mehrmals pro Woche bis spät abends durch die Stadt. „Sie kontrollieren die Hotspots, an denen sich die zumeist jungen Erwachsenen treffen“, sagt eine Sprecherin der Stadt. In Remscheid werden gegebenenfalls private Sicherheitskräfte hinzugezogen. In Krefeld gibt es für die Kontrolle und Wartung der insgesamt 161 Kinderspielplätze zwei Spielplatzkolonnen mit jeweils zwei Mitarbeitern, die täglich Schäden an den Spielgeräten beheben.