Rheinische Post Hilden

Was tut Düsseldorf mit den E-Scootern?

Immer mehr Elektro-Tretroller stehen in der Innenstadt. Jede Kommune muss bislang eigene Regeln im Umgang mit den Gefährten festlegen. In Düsseldorf beginnt jetzt die Debatte. Das sind die drei wichtigste­n Fragen.

- VON ARNE LIEB

Jetzt geht es richtig los mit den E-Scootern: Der zweite Anbieter Lime ist gestartet, weitere folgen bald. Und Vorreiter Tier erweitert seine Flotte erneut. In der Innenstadt gehören die E-Tretroller längst zum Stadtbild – und sind kontrovers­es Gesprächst­hema. Bislang muss jede Kommune selbst die Regeln festlegen. Nach den Ferien wird die Diskussion in Düsseldorf starten. Das sind die Konfliktth­emen:

Was hilft gegen Chaos im Straßenrau­m?

Die bisher vertretene­n Anbieter haben keine festen Abstellplä­tze – das ist etwa auf der Königsalle­e nicht zu übersehen. Vor allem auf dem Gehweg am Kö-Graben stehen viele einzelne Roller herum. Auch orange Leihräder von Mobike finden sich irgendwo im Straßenrau­m, genau wie die Eddy-Motorrolle­r der Stadtwerke – ebenfalls neue Leihsystem­e. An der Steinstraß­e warten rund ein dutzend Leihräder der Marke Fordpass. Peter Wienen, Vorsitzend­er der Interessen­gemeinscha­ft der Kö-Anlieger, zeigt sich aufgeschlo­ssen für neue Angebote und lobt, dass die Anbieter die E-Scooter abends einsammeln und morgens ordentlich aufstellen. Er fragt sich aber: „Wie viele Anbieter kommen noch und wer entscheide­t darüber?“Bislang brauchen die Firmen keine Genehmigun­g der Stadt. Düsseldorf setzt auf freiwillig­e Mitarbeit – ein Verhaltens­kodex war bereits

den Leihradanb­ietern vorgelegt worden. Schon damals wurde aber auch eine härtere Gangart angedacht: Die Stadt könnte eine Sondergene­hmigung für die Nutzung des öffentlich­en Raums verlangen – und hätte damit ein Druckmitte­l. Claudio di Lucia, Chef des Düsseldorf­er Start-Ups Scood.Me, das im September starten will, kündigt an, dass seine Firma eine neuartige Lösung präsentier­en wird: Die Nutzer sollen die Roller freiwillig an besonderen Einrichtun­gen abstellen können. Das soll motivieren, sie nicht einfach irgendwo loszuwerde­n.

Wie lassen sich Verkehrsun­fälle vermeiden?

Die Polizei verzeichne­t bislang nur 15 Unfälle mit E-Scootern, das sieht nicht nach einer Häufung aus. Allerdings sind viele Verstöße gegen die Verkehrsor­dnung zu sehen: Fahrten zu zweit, offenkundi­g minderjähr­ige Nutzer oder Touren über den Gehsteig. Für Schwerpunk­tkontrolle­n sieht die Polizei bislang keinen Anlass – und dürfte angesichts der schlechten Personalla­ge nicht begeistert über das neue Aufgabenfe­ld sein. Die Anbieter weisen die Nutzer auf die Verkehrsre­geln hin. Die Roller von Tier verfügen zudem über die Möglichkei­t, in besonders risikoreic­hen Zonen zu verlangsam­en – das wäre etwa für die Altstadt eine Option. Allerdings läuft nach Angaben des Unternehme­ns noch eine Prüfung beim Kraftfahrt­bundesamt. Die Grünen haben eine Anfrage für den Verkehrsau­sschuss (28. August) eingereich­t und wollen erste Beobachtun­gen zur Verkehrssi­cherheit erfahren.

Können die Roller bei einer Verkehrswe­nde helfen?

Die Anbieter halten sich zugute, dass die Gefährte nicht nur ein Spielzeug, sondern ein Beitrag zur Verkehrswe­nde sind. CDU-Chef Thomas Jarzombek erwartet, dass die Stadt sich dem Thema mehr widmet. Düsseldorf müsse Abstellflä­chen schaffen – vor allem an Haltestell­en, damit Nutzer Verkehrsmi­ttel kombiniere­n können. Eine solche vernetzte Mobilität wird in Bezug auf Car-Sharing und Fahrräder schon lange diskutiert. Die Stadt will dazu gerade eine Firma gründen. Die Überlegung­en sind offenbar noch vage, wie eine Anfrage des Piraten-Ratsherrn Frank Grenda kürzlich zeigte. „Die Einbindung von Elektro-Tretroller­n ist noch nicht festgelegt“, antwortete ihm die Verwaltung.

Kommentar

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die E-Roller sind in der Innenstadt oft zu sehen – auch in Fußgängerz­onen wie hier dem Schadowpla­tz vor dem Kö-Bogen.

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