Erpressung durch Pornos
Unser Kolumnist fragt sich, wer alles mitschaut und pikante Daten sammelt.
Ein Bekannter raunte mir neulich zu, er habe die Kamera seines Laptops abgeklebt, seit er eine merkwürdige Mail bekam. Der Absender behauptete, meinen Kumpel beim Gucken von Pornos gefilmt zu haben, durch die eingebaute Kamera. Für einen Oscar reicht das nicht, für eine Erpressung schon.
Wer Pornos schaut, sagt der Technik-Blogger Brett Thomas, der sollte damit rechnen, dass seine Suchanfragen eines Tages öffentlich werden, und zwar mit Klarnamen. Denn bei allen Anbietern ist Verfolgungstechnik im Einsatz, deren Umfang kaum ein Besucher kennt. Hängt die seltsame Potenzpillenreklame vielleicht mit
diesen versehentlichen Aufrufen neulich zusammen? Auch wenn die Seitenbetreiber dementieren, könnte wohl jeder Teenager mit etwas krimineller Energie und technischen Fähigkeiten eine Pornoguckerdatenbank erstellen. Jeder Browser, auch im Anonym-Modus, hinterlässt beim Besuch einer Website eine unverwechselbare Spur. Zudem reichen viele Seiten die Informationen über ihre Besucher automatisch weiter, an Google etwa. Eine individuelle Filmhistorie jedes Erdenbürgers wäre für die einen nur peinlich, für andere aber lebensgefährlich – etwa in Gegenden, wo schon Nacktheit ein Grund zum Auspeitschen ist. Nur mal als Gedankenspiel: Würde ich lieber dem Chef und den Kindern merkwürdige Suchbegriffe erklären wollen oder vielleicht doch lieber Schweigegeld bezahlen?
Moment mal: Erpressungsgeld aus dem Netz – da war doch was. Soll nicht Nordkorea seine Raketenprogramme mit zwei Milliarden schmutzigen Internet-Dollars finanziert haben? Seltsam: Früher machten wir Sex für den Frieden. Heute wird global für den Dritten Weltkrieg onaniert.