Land ordnet Kooperation mit Islamverbänden neu
DÜSSELDORF (dpa) Das Land stellt seine Kooperation mit muslimischen Verbänden auf eine breitere Basis. Für die von Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) angekündigte „Koordinierungsstelle Muslimisches Engagement in NRW“fiel im Juli der Startschuss. Ziel sei, „eine möglichst große Bandbreite zivilgesellschaftlicher Gruppen muslimischer Prägung einzubinden“, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Botschaft: Muslimisches Engagement habe einen festen Platz in NRW, wo rund 1,5 Millionen Muslime leben. Ihre vielfältige Lebenswirklichkeit und ihr gesellschaftliches Engagement sollten sichtbarer werden.
Bei einem ersten Kongress in Düsseldorf hatten rund 200 Vertreter von 100 muslimisch geprägten Organisationen zunächst über die zentralen Handlungsfelder beraten. Vertreten waren Sportvereine, Umweltschützer, Pfadfinder, Inklusionsvereine, Akademiker- und Lehrerverbände sowie Seelsorge-, Frauenund Bildungsvereine, aber auch die umstrittene Türkisch-Islamische Union Ditib.
Das Land hatte gut zwei Jahre lang jegliche Kooperation mit der Ditib auf Eis gelegt und eine Loslösung von Ankara verlangt. Obwohl es für eine solche Loslösung bisher keine Anzeichen gibt, befindet sich die größte Islam-Organisation nun über die Koordinierungsstelle wieder im Boot. Zu den Hintergründen äußerte sich das Ministerium nicht.
Auch beim Islamischen Religionsunterricht (IRU) könnte die Ditib nach längerer Pause künftig wieder zu den Mitgestaltern gehören. Seit August gilt eine neue gesetzliche Regelung für den Religionsunterricht, eine Übergangslösung war ausgelaufen. Bis dahin hatten vier konservative Islamverbände maßgeblich über einen Beirat mitgewirkt und dabei etwa über Lehrbücher entschieden. Die Ditib hatte ihren Sitz ruhen lassen müssen.
Aus dem Ministerium hieß es nun, das Land setze bei der angestrebten Ausweitung des bekenntnisorientierten IRU weiter auf eine Zusammenarbeit mit islamischen Organisationen. In einer zentralen Kommission könnten künftig alle interessierten Islam-Verbände mitmachen, sofern sie Voraussetzungen wie Eigenständigkeit, staatliche Unabhängigkeit und Verfassungstreue erfüllten. „Eine Entscheidung, welche islamischen Organisationen am Ende dabei sein werden, gibt es bisher noch nicht“, schilderte ein Sprecher. Man sei bisher mit neun Landesverbänden im Gespräch, darunter auch der Ditib-NRW.