Experten rechnen mit Wolfsnachwuchs
Drei Wölfe sind in NRW bereits heimisch – Naturschützer erwarten aber, dass sich bald ein Rudel bildet.
DÜSSELDORF (dpa) Bis Mitte August hat es in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr bereits 35 Wolfs-Nachweise gegeben. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2018 gab es 31. Keine Frage: Der Wolf, der lange als ausgestorben galt, breitet sich aus. Drei Wölfe sind in weit voneinander entfernten Gebieten sesshaft geworden. Bislang sind es nur Einzeltiere. Doch der Biologin Katharina Stenglein zufolge wird es dabei nicht bleiben. „Ich bin mir sicher, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft Wolfsnachwuchs haben werden und dass ein Wolfsrudel entsteht“, sagt die Ansprechpartnerin zum Wolf beim Naturschutzbund Nabu NRW.
Die mit Abstand meisten Belege kommen aus der Region um Schermbeck: Hier wurde Anfang Oktober 2018 das erste offizielle Wolfsgebiet des Landes ausgewiesen. Eine Wölfin aus einem Rudel in Niedersachsen hat sich niedergelassen. Zudem lebt in der Senne bei Bielefeld eine Wölfin, in der nördlichen Eifel ein männliches Tier.
So viele Wölfe wie im benachbarten Niedersachsen wird es laut Stenglein aber wohl nicht geben. Dort sind inzwischen 26 Wolfsterritorien ausgewiesen. Auch in Rheinland-Pfalz sowie in Belgien und den Niederlanden haben sich Wölfe angesiedelt.
„Ein der Ausbreitung in NRW entgegenstehender Grund ist das dichte Schienen- und Straßennetz“, sagt die Biologin. Dem Landesumweltamt zufolge ist zudem die Sensibilität der Bürger mit Blick auf den Wolf gestiegen. Die Zahl der Hinweise auf mögliche Sichtungen habe sich stark erhöht, seitdem es ausgewiesene Wolfsgebiete gibt, sagt ein Sprecher. Mehr als die Hälfte seien in der Regel Falschmeldungen, „aber alle Hinweise sind wichtig.“
Bisher sind die Tiere nicht immer dort aufgetaucht, wo Fachleute es vermutet hätten. „Wir hatten damit gerechnet, dass die Senne ein Wolfsgebiet wird“, sagte Stenglein. Aber der Niederrhein mit seiner Nähe zu Autobahnen, den Städten des nördlichen Ruhrgebiets und zum Rhein als Wolfsgebiet – daran hätte man nicht als erstes gedacht. Eine Prognose, wo der nächste Wolf auftauchen wird, wagt die Biologin nicht: „Ich kann es nicht vorhersagen. Letzten Endes kommt es doch ganz anders.“