„Ich spüre das tief in meinem Magen“
Bundesfinanzminister Olaf Scholz spricht zum ersten Mal über seine Kandidatur für den Parteivorsitz.
BERLIN (dpa/qua) Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat bestätigt, dass er sich um das Amt des SPDChefs bewerben wil, und erstmals auch Gründe dafür genannt. Der Vizekanzler will bei der Kandidatur sein Ansehen in der Bevölkerung in die Waagschale werfen. „Ich glaube, dass Deutschland eine starke sozialdemokratische Partei braucht“, sagte Scholz am Sonntag in Berlin beim Tag der offenen Tür in der Bundespressekonferenz. Bei einer sogenannten Bürgerpressekonferenz sagte Scholz, Umfragen und Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern vermittelten ihm oft den Eindruck, dass er ein großes Ansehen in der Bevölkerung habe, „und wenn ich der SPD damit nutzen kann, dann ist das, glaube ich, etwas sehr Wichtiges“. „Ich bin seit meinem 17. Lebensjahr Sozialdemokrat. Ich spüre das tief in meinem Magen, was da gegenwärtig an Umfragewerten zu verzeichnen ist, und möchte alles dazu beitragen, dass sich das ändert.“
Die Bewerbungsfrist bei der SPD läuft noch bis 1. September. An diesem Tag muss die SPD zugleich herbe Verluste bei den Wahlen in Brandenburg und Sachsen fürchten. Die neue SPD-Spitze soll dann in einer Mitgliederbefragung faktisch bestimmt und auf einem Parteitag Anfang Dezember gewählt werden. Zu den bisherigen Kandidaten gesellten sich am Sonntagabend auch die SPD-Linke Hilde Mattheis und der Verdi-Chefökonomen Dierk Hirschel.
Der kommissarische SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel verteidigte gegenüber unserer Redaktion das Verfahren der Sozialdemokraten für die Suche nach einer Parteiführung gegen Kritik. „Viele, die meinten, unsere Kandidatensuche funktioniere nicht, müssen nun feststellen: Sie funktioniert doch“, sagte Schäfer-Gümbel. „Ich habe von vornherein gesagt, dass wir frühe und späte Kandidaturen sehen werden und dass es am Ende einen interessanten Wettbewerb um Positionen und Aufstellungen geben wird.“Genau das treffe ein, betonte Schäfer-Gümbel. Es gebe ein offenes Rennen mit guten Kandidaten. „Wir werden auch eine sehr spannende inhaltliche Debatte über die neue Sozialdemokratie in den Regionalkonferenzen erleben.“
Zur möglichen Kandidatur von Finanzminister Scholz sagte Schäfer-Gümbel, dass es eine Telefonkonferenz der SPD-Interimsvorsitzenden mit Olaf Scholz, wie vom „Spiegel“behauptet, nie gegeben habe. Der „Spiegel“hatte als Erstes über eine Kandidatur von Scholz berichtet und sich dabei auf die besagte Telefonschalte bezogen.