Es geht schon wieder los
Fortuna Düsseldorf macht dort weiter, wo sie im Mai aufgehört hat. Das 3:1 bei Werder Bremen lässt aufhorchen.
BREMEN Es war einmal eine Überraschungsmannschaft der Saison. Sie kam als Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga, wurde von 99 Prozent der Experten zum Absteiger Nummer eins erklärt – und schaffte dann bereits fünf Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt, wurde am Ende Zehnter. Derselbe Klub, er trägt den Namen Fortuna Düsseldorf, steht auf den Tipplisten derselben Experten nun erneut weit unten. Schließlich verließen wichtige Spieler den Verein (Dodi Lukebakio, Benito Raman), andere fallen langfristig aus (Michael Rensing, Kevin Stöger). Doch zumindest am ersten Spieltag pfiffen die Düsseldorfer erneut auf die Papierform und gewannen beim SV Werder Bremen 3:1. An jenem Ort, an dem Fortuna seit 42 Jahren keinen Sieg mehr geholt hatte.
Das Düsseldorfer Fußballmärchen geht also weiter. Wobei noch niemand weiß, wie viele Kapitel es letztlich haben wird, und auch das Happy End ist noch nicht gesichert. „Es darf sich niemand darauf einstellen, dass wir jetzt jedes Auswärtsspiel so deutlich gewinnen“, Friedhelm Funkel Trainer Fortuna Düsseldorf
mahnte Abwehrchef Kaan Ayhan, der Werder mit seinem wuchtigen Kopfball zum 3:1 entscheidend den Zahn gezogen hatte. „Da muss man sich nur die Anfangsphase des Spiels anschauen. Da war es die größte Herausforderung, angesichts des Bremer Drucks positiv zu bleiben.“
Die Fortunen blieben es – und ebenso nach dem zweiten kritischen Moment der Partie, als die favorisierten Bremer nur 90 Sekunden nach Beginn der zweiten Hälfte eine der wenigen chaotischen Szenen in der ansonsten sehr konzentrierten Düsseldorfer Abwehr zum 1:1 genutzt hatten. „Dass sie nach diesem Nackenschlag sofort zurückgekommen sind, einfach weiter nach vorn gespielt haben, haben die Jungs schon sehr gut gemacht“, sagte Trainer Friedhelm Funkel anerkennend.
Ansonsten war der 65-Jährige eher bemüht, den Ball flach zu halten. „In einigen Szenen haben wir schon etwas Glück gehabt“, betonte Funkel. „Wir müssen uns steigern, müssen besseren Fußball spielen, als wir das heute getan haben.“Verständliche Worte aus seinem Munde, denn Funkel kann überhaupt nicht daran gelegen sein, den Status des Underdogs zu früh zu verlieren. Weiterhin unterschätzt zu werden, könnte einer der größten Pluspunkte der an wichtigen Stellen neu formierten Mannschaft werden.
Drei Zugänge bot der erfahrene Chefcoach in Bremen in der Startformation auf, und alle trugen ihr Scherflein zum Gelingen bei. Erik Thommy gab die Vorlagen zum 2:1 und 3:1, Lewis Baker zeigte eine rundum überzeugende Leistung im zentralen Mittelfeld, und Torhüter Zack Steffen brachte die Bremer Angreifer mit Blitzreaktionen auf der Linie und sicherer Strafraumbeherrschung zur Verzweiflung. „Ich bin sehr froh, dass unser Sportvorstand Lutz Pfannenstiel so hartnäckig geblieben ist und diesen Torhüter zu uns gelotst hat“, berichtete Funkel schmunzelnd. Pfannenstiel überzeugte Manchester Citys Trainer Pep Guardiola davon, dass eine Ausleihe des soeben vom USKlub Columbus Crew verpflichteten 24-Jährigen nach Düsseldorf die ideale Lösung wäre – und Steffens große Show von Bremen stützte diese kecke These nachdrücklich.
Zack Steffen freilich schrieb das neueste Kapitel des Fortuna-Märchens nicht allein. Ayhan, Thommy und Baker mischten ebenso mit wie die mit je einem Treffer erfolgreiche Doppelspitze Kenan Karaman und Rouwen Hennings. Und wie eigentlich alle. „Von dem Moment an, als ich das Stadion betrat, habe ich gewusst, dass wir wieder als totale Einheit auf dem Platz stehen würden“, versicherte Innenverteidiger Andre Hoffmann. Fortuna rettete also ihre größte Qualität, Teamgeist und Zusammenhalt, über die Sommerpause – ein wichtiger erster Schritt zum Happy End.
„Wir müssen uns steigern, müssen besseren Fußball spielen, als wir das heute getan haben“