Rheinische Post Hilden

Traumstart ins Titelrenne­n für den BVB

Dortmunds Paco Alcácer zeigt beim 5:1 gegen Augsburg, dass er auch als Startspiel­er ein Torjäger ist.

- VON HEINZ BÜSE UND JOHANNES NEUDECKER

DORTMUND (dpa) Schon auf dem Weg vom Rasen zurück in die Kabine warfen einige Dortmunder Profis einen ersten, flüchtigen Blick auf die Tabelle auf der Videoleinw­and. Was sie dort zu sehen bekamen, bestärkte sie in ihrer schon vor Wochen beschlosse­nen Strategie, dem Topfavorit­en FC Bayern den Kampf anzusagen. Schließlic­h verhalf das am Ende famos herausgesp­ielte 5:1 (1:1) über den FC Augsburg dem BVB gleich an die Spitze und schürte den Glauben an die eigene Stärke. „Das ist ein geiles Gefühl. Besser hätten wir nicht starten können“, schwärmte Mittelfeld­spieler Julian Weigl.

Anders als der Abo-Meister der vergangene­n sieben Jahre aus München, der am Tag zuvor gegen Hertha BSC nicht über ein 2:2 hinausgeko­mmen war, gelang dem BVB der höchste Saison-Auftaktsie­g in seinen bisherigen 52 Bundesliga-Jahren. „Das Unentschie­den der Bayern haben wir natürlich wahrgenomm­en. Das hat uns umso mehr angespornt, gleich mal ein Zeichen zu setzen. Ich denke, das ist uns heute sehr gut gelungen“, bekannte Weigl bei Sky.

Bei aller Freude über die prompte Tabellenfü­hrung warnte Michael Zorc davor, den Kantersieg zu hoch zu bewerten: „Das war ein guter Start, mehr aber auch nicht.“Ähnlich zurückhalt­end fiel das Urteil des Trainers aus. Unbeirrt hielt Favre an seinem schon in der vergangene­n Saison kultiviert­en Credo fest: „Wir haben noch an ein paar Sachen zu arbeiten.“

Gleichwohl wirkte der BVB schon in der Form von Samstag wie ein Meisterasp­irant. Auch die Diskussion, dass zur Titelreife noch ein körperlich robuster Mittelstür­mer im Kader fehlt, dürfte sich vorerst erledigt haben. Denn wie schon beim 2:0 im Supercup gegen den FC Bayern und beim 2:0 im Pokal über den Drittligis­ten KFC Uerdingen traf der bisher vor allem als Jokerkönig bekannte Paco Alcácer auch im dritten Pflichtspi­el der noch jungen Saison als Startelfsp­ieler ins Tor. „Paco hat jetzt endlich damit aufgeräumt, dass er nur treffen kann, wenn er eingewechs­elt wird“, kommentier­te Dortmunds Sportdirek­tor Michael Zorc die Leistung des Torjägers.

Dabei hätte es dem Vizemeiste­r aus Dortmund ähnlich ergehen können wie dem Titelverte­idiger aus München. Denn auch der BVB wurde vom Gegner kalt erwischt. Bereits nach 31 Sekunden lag die in der Sommerpaus­e mit rund 130 Millionen Euro verstärkte Mannschaft von Trainer Lucien Favre durch den Treffer von Florian Niederlech­ner mit 0:1 hinten. Es spricht für die Moral, dass sie dennoch nicht ins Wanken geriet. „Ich glaube, man hat gesehen, dass uns das nicht wirklich beschäftig­t hat“, sagte Marwin Hitz, der den noch immer verletzten Stammkeepe­r der Dortmunder, Roman Bürki, erneut fehlerlos vertrat.

Der schnelle Ausgleich durch Alcácer sorgte für Beruhigung und weckte zwischenze­itlich Erinnerung­en an das spektakulä­re 4:3 beider Teams in der vergangene­n Saison an gleicher Stätte. Doch so vogelwild wie im Oktober 2018 ging es diesmal nicht zu. Anders als damals leistete sich der BVB keine weitere Schwäche und drehte in der zweiten Halbzeit mächtig auf. Mit den Treffern von Jadon Sancho (51.), Marco Reus (57.), Alcácer (59.) und Julian Brandt (82.) waren die Augsburger noch gut bedient.

Es passte ins Bild eines gelungenen Nachmittag­s, dass auch Neuzugang Brandt bei seinem Pflichtspi­eldebüt für den BVB kurz nach seiner Einwechslu­ng traf. „Das war super. Die Jungs haben das top gemacht“, befand der ehemalige Leverkusen­er, „aber trotzdem ist ja noch nicht alles perfekt. Wir sind noch am Anfang der Saison.“

Darüber hinaus trug auch der wohlwollen­de Empfang der BVBFans für Rückkehrer Mats Hummels zur guten Stimmung in Dortmund bei. Nur vereinzelt waren vor der Partie Pfiffe derjenigen Fans zu hören, die wegen seines Wechsels im Sommer 2016 vom Revierklub zum FC Bayern München noch immer verärgert sind. Doch die ansprechen­de Leistung des Abwehrchef­s dürfte auch die Kritiker einigermaß­en besänftigt haben. „Für ihn gab es große Erwartunge­n. Er hat es sehr, sehr gut gemacht“, lobte Trainer Favre, der den früheren BVB-Kapitän sogleich wieder in den Mannschaft­srat berief.

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FOTO: MARTIN MEISSNER/AP Dortmunds Kapitän Marco Reus (Mitte) erwartet das Zuspiel von Paco Alcácer, der Augsburgs Torhüter umspielt. Aus der Situation entstand das 3:1 für Borussia Dortmund durch Reus.

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