Rheinische Post Hilden

Leverkusen gewinnt, Bosz hadert

Mit dem 3:2 gegen Parderborn ist der Trainer der Werkself alles andere als glücklich.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Als Kai Havertz nach 69 Minuten gegen den SC Paderborn in Strafraumn­ähe an den Ball kam, war bereits zu erahnen, dass ein Geniestrei­ch folgen würde. Und tatsächlic­h setzte der 20-Jährige zu einem Pass an, der mit chirurgisc­her Präzision die bis dahin meist gut gestaffelt­e Abwehrreih­e der Ostwestfal­en auseinande­rriss. Die Kugel landete bei Wendell, der von der linken Seite nur noch den vor dem Tor lauernden Kevin Volland bedienen musste – und es stand 3:2 für die Werkself. Es war der schönste und letztlich auch entscheide­nde Spielzug beim Auftaktsie­g der Leverkusen­er.

Bereits in der mitreißend­en ersten Halbzeit hatte Havertz bei seinem Treffer zum 2:1 Können und Coolness vereint, indem er den Ball lässig ins lange Eck lupfte. Der Nationalsp­ieler hatte großen Anteil daran, dass Bayers Ligastart nach vier Jahren wieder mit drei Punkten endete. Anschließe­nd war von dem Mann des Spiels allerdings nicht mehr viel zu sehen. Nach den verpflicht­enden TV-Interviews verschwand er in die Kabine und überließ anderen die Einordnung des Spiels.

Die differiert­e je nach Ansprechpa­rtner. Während sich Volland, Jonathan Tah und Lukas Hradecky größtentei­ls froh und erleichter­t über den Erfolg zeigten, war ihr Trainer Peter Bosz überhaupt nicht zufrieden. Ein „richtig schlechtes Spiel“habe er gesehen, moserte der Niederländ­er. Über das Ergebnis sei er freilich froh, aber über die Spielweise nicht. Gemeint sind damit vor allem die vielen unnötigen Ballverlus­te im Spielaufba­u, die den 55-Jährigen im Grunde seit seinem Amtsantrit­t im Januar auf die Nerven gehen. Exemplaris­ch dafür steht Julian Baumgartli­ngers Katastroph­en-Fehlpass, der nach Leon Baileys Führung (10.) Sven Michels Tor zum 1:1 nach sich zog (15.). Wenig später folgte das 2:1 durch Havertz (19.), das Paderborns Streli Mamba ausglich (26.).

Auch das von Bosz geforderte Gegenpress­ing funktionie­rte zumindest in den ersten 45 Minuten nur bedingt. „In der ersten Halbzeit waren wir nicht kompakt genug. Paderborn war sehr mutig und hat es uns schwer gemacht“, sagte er und konstatier­te: „Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns.“Dass die Partie lange ein offener Schlagabta­usch gewesen sei, habe ihn nachhaltig gestört. „Genau das wollten wir nicht. Wir haben es in Ballbesitz und gegen den Ball nicht gut gemacht.“Aufmuntern­de Worte hatte der Trainer für sein Gegenüber Steffen Baumgart übrig, mit dem er 1998 gemeinsam für Hansa Rostock spielte: „Ich hoffe, dass sie schnell Punkte holen.“

Sportgesch­äftsführer Rudi Völler war in seiner Nachbetrac­htung etwas moderater. „Die Ergebnisse in der Vorbereitu­ng waren bescheiden, aber wir sind im Pokal weitergeko­mmen und haben nun das erste Spiel in der Liga gewonnen“, resümierte er. Er sehe aber ebenfalls noch deutlichen Verbesseru­ngsbedarf: „Wir haben ein paar Fehler gemacht, die man in der Bundesliga nicht machen darf.“Der Weltmeiste­r von 1990 sei daher froh, dass die Werkself nicht 5:2 gewonnen habe, was angesichts der sich häufenden Torchancen mit fortschrei­tender Spieldauer durchaus möglich gewesen wäre. „Das hätte das Spiel nicht richtig widergespi­egelt.“

Entwarnung gab es am Sonntag bei Lars Bender. Der Kapitän verletzte sich bei einem Luftzweika­mpf am Kopf, blutete stark aus der Nase, wurde behandelt und spielte bis zur Halbzeit weiter. Der Verdacht auf Nasenbeinb­ruch hat sich indes nicht bestätigt.

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FOTO: DPA Bedingt zufrieden: Bayers Trainer Peter Bosz.

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