Steffens spektakulärer Einstand
Fortunas Torhüter überragt beim 3:1-Sieg zum Saisonauftakt in Bremen. Kollegen und Gegner singen Lobeshymnen, der 24-Jährige bleibt bescheiden.
DÜSSELDORF Zack Steffen kann mit dem ganzen Trubel nicht wirklich etwas anfangen. Wohin man auch immer kommt im Bauch des Bremer Weserstadions, überall wird nach dem 3:1-Sieg beim SV Werder ein Loblied auf Fortunas neuen Torhüter gesungen. Dem 24-Jährigen ist das Ganze irgendwie unangenehm, verstohlen versucht er, hinter den Rücken von Teamkollegen und Offiziellen an den Mikrofonen und Diktiergeräten vorbeizukommen und in die Kabine zu entwischen.
Letztlich hat der Nationalkeeper der USA keine Chance. Sportvorstand Lutz Pfannenstiel packt ihn am Schlafittchen und zieht ihn grinsend zu den Düsseldorfer Medienvertretern. „Come on, Zack, mach’s auf Deutsch“, neckt ihn Pfannenstiel – wohl wissend, dass Steffen zwar recht ordentlich Deutsch versteht, aber noch keine großen Reden halten kann. Doch sie sind ohnehin nicht sein Ding, dafür ist er viel zu zurückhaltend. Entsprechend leise gibt er seine Eindrücke – auf Englisch – zu Protokoll.
„Es war schon ein tolles Gefühl, in meinem ersten Bundesligaspiel gleich als Sieger vom Platz zu gehen“, sagt der Keeper, „auch wenn mir ein zu Null persönlich lieber gewesen wäre. Aber ich weiß, wie hart es ist, in der Bundesliga ein Spiel zu gewinnen, das haben die Jungs schon richtig gut gemacht. Da darf man schon stolz sein.“Auf die Mannschaft versteht sich – denn auf seine Person will Steffen gar nicht erst den Fokus legen.
Das tun andere hinreichend für ihn, Florian Kohfeldt zum Beispiel. „Wir haben gegen einen fantastischen Torwart gespielt“, betont der Trainer des SV Werder. Fortunas Angreifer Erik Thommy, der mit seiner Direktablage auf Kenan Karaman das 2:1 und mit einem ebenso hart wie präzise getretenen Eckball auf Kaan Ayhan das 3:1 vorbereitete, windet seinem Kollegen ebenfalls einen Kranz: „Wir waren zwar in der zweiten Hälfte klar besser, aber wir dürfen uns auch bei Zack bedanken, der ein überragendes Spiel gemacht hat.“Dies besonders kurz vor dem Ende, als der 1,91-Meter-Hüne ganz tief tauchte und Niclas Füllkrugs
Kopfball von der Torlinie kratzte. „Das war ja wie Gordon Banks damals“, schwärmt Pfannenstiel und erinnert damit an die als „Jahrhundert-Parade“eingestufte Glanztat des englischen Nationalkeepers bei der WM 1970 gegen den großen Pelé.
Zu Banks’ Zeiten war Kaan Ayhan noch gar nicht geboren. Das hindert Fortunas Abwehrchef aber nicht an einem dicken Lob für den Kollegen. „Zack hat eine brutale Physis“, erklärt der türkische Nationalspieler. „Wenn er rauskommt, überlegst du dir als Innenverteidiger zweimal, ob du auch noch mit reinspringst.“Dann fügt der Abwehrchef noch augenzwinkernd hinzu: „ In zwei, drei Situationen hat man heute erahnen können, dass Zack auch auf der Linie kein Blinder ist.“Stimmt definitiv. Auch wenn Steffen weiterhin lieber über die anderen spricht. „This team“, sagt er, „is amazing.“Diese Mannschaft ist großartig. So etwas hört Friedhelm Funkel gern.