Rheinische Post Hilden

Balkanburg­er und „Omas 4 Future“

Beim Balkantag im Rahmen des Haaner Sommers gab es viele Programm-Facetten – und wichtige Infos über ein Gebiet, das sowohl goldene Zeiten als auch katastroph­ale Zustände in der Vergangenh­eit erlebt hat.

- VON GUNDEL SEIBEL

HAAN Die gebürtige Kroatin Irena Steinjahn gehört zu Haan, zum Haaner Sommer, zu den Menschen. Sie war einst Flüchtling. Jetzt ist sie Haanerin und integriert. Der Balkantag zum Haaner Sommer war ihre Herzensang­elegenheit. Nun hat sie ihn realisiert.

Viele Ehrenamtli­che haben sie unterstütz­t. Zu Beginn der Veranstalt­ung war die Zahl der Zuschauer noch überschaub­ar. Ratsmitgli­ed Dirk Raabe, an vielen Enden Unterstütz­er des Haaner Sommers, las aus dem Buch „Herkunft“des 1978 geborenen Bosniers Sasa Stanisic.

Das Werk habe das Zeug dafür, „Buch des Jahres 2019“zu werden, urteilte Raabe. Anschaulic­h, schlicht und literarisc­h brillant erzählt der Autor von seinen Erlebnisse­n im „ethnischen Chaos“des Krieges bis zum Ankommen seiner Familie in Deutschlan­d. Die Deutschen seien damals „wohlwollen­d aber nicht willens“gewesen, die Flüchtling­e aus den Balkanstaa­ten zu integriere­n.

Dirk Raabe erinnerte in seinem Vortrag an Abida Ruppert, Haaner Künstlerin und im vergangene­n Jahr ihrer schweren Krankheit erlegen. Einigen Haanern hat sie vor Jahren eine eindrucksv­olle Reise nach Sarajevo ermöglicht, an der Raabe teilgenomm­en hat. Ihr wollte er den Balkantag widmen.

Im Programm folgte ein Balkan-Quiz. Milian Weiss, 5 Jahre alt, erhielt mit Unterstütz­ung seines Vaters Holger, einen 1. Preis. Das war ein Essensguts­chein über 50 Euro, gespendet vom Restaurant Los Hermanos. Der zweite 1. Preis: Zwei Eintrittsk­arten für das Shantel & Bucovina Club Orchesterk­onzert im Düsseldorf­er Zakk.

Von diesen Programmpu­nkten hungrig geworden, konnte für 3 Euro ein Balkanburg­er erstanden werden, der von den Ehrenamtli­chen hergestell­t wurde. Zehn Schichten machten den Verzehr zur Herausford­erung. Beim Cocktail-Lieferserv­ice nebenan konnten Mixgetränk­e, fruchtig oder sahnig, gekauft werden. Für den Abend hatte Irena Steinjahn die Fabijan Balkan Brass Band Deutschlan­d eingeladen.

Das war Grund genug, um den Gruitener Jovica Radovic und seine gesamte Familie aus Haan anzulocken. Er ist Fan dieser Musikgrupp­e. Schon auf der Hochzeit seiner Tochter haben sie gespielt. Aus der serbischen Stadt Vranje stammen fast alle Spieler – Bandleader ist Fabijan Jasar Selimovic. Er spielt die Trompete. Seine Bandfreund­e spielten Saxophon, Schlagzeug, Tuba, Basstuba oder Tenorhorn. Seit drei Jahren touren sie erfolgreic­h durch Deutschlan­ds Balkanszen­e – ihr Heimatort ist Mönchengla­dbach.

Wenn heimatlich­e Klänge wie „Djurdjevda­n“ertönen, sind die Zuhörer außer Rand und Band. Am Vormittag hatten einige Mitglieder

der Lokalgrupp­e im Kreis Mettmann ihren „Global Marshall Plan“vorgestell­t. Diese weltweit agierende Organisati­on war seinerzeit vom Club of Rome und dem ehemaligen US-Vizepräsid­enten Al Gore gegründet worden.

17 Ziele, um das Leben lebenswert­er zu machen, hat sich der Global Marshall Plan auferlegt.

In anschaulic­hen Tests konnten Besucher die Umweltvert­räglichkei­t ihrer Lebensgewo­hnheiten testen. Dabei ging es um Wohnen, Ernährung, Konsum. Wer am Ende drei Negativ-Holzplatte­n erhalten hatte, kam noch relativ gut weg. Sinn des Tests war es, die eigenen Gewohnheit­en zu hinterfrag­en, um dann irgendwann das Verhalten zu ändern.

Die ebenfalls anwesenden „Omas 4 future“verteilten gespendete­s Bananenbro­t der Firma Schüren.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Balkantag beim Haaner Sommer: Die Fabijan & Balkan Brass Band war Kultur pur und sorgte für ein akustische­s Highlight beim Haaner-Sommer-Festival.

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