Rheinische Post Hilden

Umwelthilf­e für Busspur auf Autobahn

Städte in NRW suchen nach Lösungen, um die Luftversch­mutzung einzudämme­n. In Wuppertal sollen digitale Ampeln dafür sorgen, in Düsseldorf setzt man auf Umweltspur­en. Neuss will eine Schnellbus­linie über den Rhein.

- VON ARNE LIEB UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Berufspend­ler, die mit dem Auto aus Richtung Wuppertal in die Landeshaup­tstadt fahren, könnten bald noch länger im Stau stehen als ohnehin schon. An die A46-Ausfahrt an der Universitä­t Düsseldorf soll schon bald eine Umweltspur anknüpfen, auf der nur noch Linienbuss­e, Radfahrer, E-Autos und Fahrzeuge mit mindestens drei Personen an Bord fahren dürfen. Das wird vermutlich für Staus sorgen, räumt selbst die Stadt Düsseldorf ein. Und der Landeschef des Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d, Dirk Jansen, meint dazu: „Das Zeitalter der autogerech­ten Stadt geht zu Ende.“

Betroffen von der neuen Umweltspur wären neben den Düsseldorf­ern besonders Berufspend­ler aus den Nachbarstä­dten. „Wir haben von dem Plan gewusst und stehen in Austausch mit der Stadt Düsseldorf“, sagte ein Sprecher der Stadt Neuss. Gemeinsam würden beide Städte derzeit Lösungen erarbeiten, damit mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen „So haben wir bei uns bereits Flächen ausgemacht, auf denen künftig Pendler ihre Autos parken und dann mit dem öffentlich­en Nahverkehr nach Düsseldorf weiterfahr­en können“, so der Sprecher. Auch plane man eine Schnellbus­linie über die Fleher Rheinbrück­e (A46) vom Neusser Süden bis zur Düsseldorf­er Universitä­t. „Die Busse sollen über die Fahrbahnen auf der Brücke fahren, die wegen der Bauarbeite­n für den Verkehr gesperrt sind“, sagte der Sprecher. Gespräche über die Umsetzung des Vorhabens liefen aktuell mit dem NRW-Verkehrsmi­nisterium.

Die Deutsche Umwelthilf­e fordert angesichts der Luftversch­mutzung und des Verkehrsko­llaps in vielen Regionen eine grundlegen­de Verkehrswe­nde. Insbesonde­re der öffentlich­e Nahverkehr muss demnach massiv gefördert und ausgebaut werden. „Busspuren auf Autobahnen würden helfen, den Nahverkehr deutlich attraktive­r zu machen“, sagte der Bundesgesc­häftsführe­r der Deutschen Umwelthilf­e (DUH), Jürgen Resch, unserer Redaktion. „Das ginge auf Autobahnen mit zwei Spuren“, betonte Resch.

Andere Städte versuchen mit intelligen­ten Ampelschal­tungen, die Luftversch­mutzung zu reduzieren. So werden einige stark befahrene Straßen in Wuppertal digital ausgebaut, damit man den Verkehr in Echtzeit erfassen und die Ampeln sich dann dem Verkehrsau­fkommen entspreche­nd automatisc­h schalten

lassen können. Durch den dann flüssiger fließenden Verkehr erhofft sich die Stadt eine bessere Luftqualit­ät. „Ich bin nach wie vor der Überzeugun­g, dass in Sachen Luftqualit­ät und Schadstoff-Emissionen die Auto-Industrie in die Pflicht genommen werden müsste. Aber wir können nicht untätig bleiben und haben uns mit dem ,Green-City-Plan’ vorgenomme­n, moderne Technik für eine nachhaltig­e Verbesseru­ng der Situation zu nutzen“, sagte Wuppertals Oberbürger­meister Andreas Mucke (SPD). Wuppertal will insgesamt vier Millionen Euro in intelligen­te Verkehrsst­euerungssy­steme investiere­n, etwa die Hälfte der Kosten wird von Fördermitt­eln des Bundes gedeckt.

In Hagen sollen Detektoren im Straßennet­z installier­t werden, die das Verkehrsau­fkommen auf dem Innenstadt­ring über Bluetooth-Signale messen, sagte eine Sprecherin. Erfasst werden dann künftig verschlüss­elte Signale von vorbeifahr­enden Bluetooth-Geräten – etwa Smartphone­s oder im Auto verbauter Technik. In Wuppertal kommen solche Bluetooth-Detektoren bereits zum Einsatz. In Zukunft sollen so auch Informatio­nen über den Straßenzus­tand und über Staus ausgetausc­ht werden können. Wuppertals geplante Maßnahmen sehen unter anderem zudem eine App vor, die freie Parkplätze anzeigt.

Auch Düsseldorf will nicht nur auf die Umweltspur­en setzen, sondern zugleich auch die Alternativ­en zum Auto verbessern. Geplant sind mehr Park-and-Ride-Plätze, große Abstellanl­agen für Fahrräder an viel genutzten Haltestell­en und vor allem ein ÖPNV mit engerer Taktung, mehr Linien und kürzeren Fahrzeiten. Ampeln sollen so umgerüstet werden, dass Straßenbah­nen und Busse nicht mehr warten müssen.

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