Umwelthilfe für Busspur auf Autobahn
Städte in NRW suchen nach Lösungen, um die Luftverschmutzung einzudämmen. In Wuppertal sollen digitale Ampeln dafür sorgen, in Düsseldorf setzt man auf Umweltspuren. Neuss will eine Schnellbuslinie über den Rhein.
DÜSSELDORF Berufspendler, die mit dem Auto aus Richtung Wuppertal in die Landeshauptstadt fahren, könnten bald noch länger im Stau stehen als ohnehin schon. An die A46-Ausfahrt an der Universität Düsseldorf soll schon bald eine Umweltspur anknüpfen, auf der nur noch Linienbusse, Radfahrer, E-Autos und Fahrzeuge mit mindestens drei Personen an Bord fahren dürfen. Das wird vermutlich für Staus sorgen, räumt selbst die Stadt Düsseldorf ein. Und der Landeschef des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Dirk Jansen, meint dazu: „Das Zeitalter der autogerechten Stadt geht zu Ende.“
Betroffen von der neuen Umweltspur wären neben den Düsseldorfern besonders Berufspendler aus den Nachbarstädten. „Wir haben von dem Plan gewusst und stehen in Austausch mit der Stadt Düsseldorf“, sagte ein Sprecher der Stadt Neuss. Gemeinsam würden beide Städte derzeit Lösungen erarbeiten, damit mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen „So haben wir bei uns bereits Flächen ausgemacht, auf denen künftig Pendler ihre Autos parken und dann mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Düsseldorf weiterfahren können“, so der Sprecher. Auch plane man eine Schnellbuslinie über die Fleher Rheinbrücke (A46) vom Neusser Süden bis zur Düsseldorfer Universität. „Die Busse sollen über die Fahrbahnen auf der Brücke fahren, die wegen der Bauarbeiten für den Verkehr gesperrt sind“, sagte der Sprecher. Gespräche über die Umsetzung des Vorhabens liefen aktuell mit dem NRW-Verkehrsministerium.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert angesichts der Luftverschmutzung und des Verkehrskollaps in vielen Regionen eine grundlegende Verkehrswende. Insbesondere der öffentliche Nahverkehr muss demnach massiv gefördert und ausgebaut werden. „Busspuren auf Autobahnen würden helfen, den Nahverkehr deutlich attraktiver zu machen“, sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, unserer Redaktion. „Das ginge auf Autobahnen mit zwei Spuren“, betonte Resch.
Andere Städte versuchen mit intelligenten Ampelschaltungen, die Luftverschmutzung zu reduzieren. So werden einige stark befahrene Straßen in Wuppertal digital ausgebaut, damit man den Verkehr in Echtzeit erfassen und die Ampeln sich dann dem Verkehrsaufkommen entsprechend automatisch schalten
lassen können. Durch den dann flüssiger fließenden Verkehr erhofft sich die Stadt eine bessere Luftqualität. „Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass in Sachen Luftqualität und Schadstoff-Emissionen die Auto-Industrie in die Pflicht genommen werden müsste. Aber wir können nicht untätig bleiben und haben uns mit dem ,Green-City-Plan’ vorgenommen, moderne Technik für eine nachhaltige Verbesserung der Situation zu nutzen“, sagte Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD). Wuppertal will insgesamt vier Millionen Euro in intelligente Verkehrssteuerungssysteme investieren, etwa die Hälfte der Kosten wird von Fördermitteln des Bundes gedeckt.
In Hagen sollen Detektoren im Straßennetz installiert werden, die das Verkehrsaufkommen auf dem Innenstadtring über Bluetooth-Signale messen, sagte eine Sprecherin. Erfasst werden dann künftig verschlüsselte Signale von vorbeifahrenden Bluetooth-Geräten – etwa Smartphones oder im Auto verbauter Technik. In Wuppertal kommen solche Bluetooth-Detektoren bereits zum Einsatz. In Zukunft sollen so auch Informationen über den Straßenzustand und über Staus ausgetauscht werden können. Wuppertals geplante Maßnahmen sehen unter anderem zudem eine App vor, die freie Parkplätze anzeigt.
Auch Düsseldorf will nicht nur auf die Umweltspuren setzen, sondern zugleich auch die Alternativen zum Auto verbessern. Geplant sind mehr Park-and-Ride-Plätze, große Abstellanlagen für Fahrräder an viel genutzten Haltestellen und vor allem ein ÖPNV mit engerer Taktung, mehr Linien und kürzeren Fahrzeiten. Ampeln sollen so umgerüstet werden, dass Straßenbahnen und Busse nicht mehr warten müssen.