Rheinische Post Hilden

„Open Arms“will keinen spanischen Hafen anlaufen

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MADRID/ROM (dpa/kna) Mit mehr als 100 Migranten an Bord wartet das Rettungssc­hiff „Open Arms“weiter vor der italienisc­hen Insel Lampedusa auf eine Lösung. Die Besatzung lehnte Angebote ab, die spanischen Balearenin­seln anzufahren, und forderte Italien und Spanien auf, Verantwort­ung für die Geretteten zu übernehmen. Die Organisati­on plädierte für einen Transport per Flugzeug nach Spanien. „So ließe sich alles lösen. Die Menschen könnten sicher und in Würde bis zu dem ihnen zugewiesen­en Zielort, der Spanien ist, reisen“, sagte der Leiter der Organisati­on Proactiva Open Arms, Oscar Camps, am Montag laut italienisc­hen Medien.

Das Schiff sei nur für die Seenotrett­ung und den Transport zum nächsten sicheren Hafen ausgelegt. „Nach 18 Tagen und all dem Leid können wir nicht mehr für die Sicherheit der Menschen garantiere­n“, so Camps. Die „Open Arms“liegt seit Mittwochab­end vor Lampedusa. Dort durften Medienberi­chten zufolge bisher 40 Migranten an Land, darunter 24 unbegleite­te Minderjähr­ige.

Wenn es für die verblieben­en 107 tatsächlic­h eine Einigung gebe, müssten Italien und Spanien „alle nötigen Mittel zur Verfügung stellen, damit diese Menschen endlich an einem sicheren Hafen von Bord können“, forderte Proactiva Open Arms in einer Erklärung. Aus Brüssel hieß es, die EU-Kommission habe keine Kompetenz, über sichere Häfen in Europa zu entscheide­n. Der Sprecher der italienisc­hen Bischofsko­nferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, sagte, die Position der Kirche zum Fall „Open Arms“sei klar: „Es ist ganz einfach. Wir sind keine Politiker, keine Sozialarbe­iter, wir sehen uns in der Person und Mission des barmherzig­en Samariters“, zitierten ihn italienisc­he Medien.

Im Tauziehen um einen Hafen für die „Open Arms“war zuletzt von den Balearenin­seln Menorca oder Mallorca die Rede. Eine Fahrt per Seeweg von Lampedusa dorthin würde etwa drei Tage dauern. Laut Schiffsbes­atzung müssten die Migranten dafür aber zunächst auf Lampedusa versorgt und dann auf ein geeignetes Schiff gebracht werden, um die Balearen anzusteuer­n. Vor allem Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini (Lega) weigert sich weiterhin, die verblieben­en 107 Menschen in Italien an Land zu lassen. Demgegenüb­er hatte Italiens Regierungs­chef Giuseppe Conte bereits am Donnerstag erklärt, sechs EU-Länder seien bereit, die Migranten aufzunehme­n, darunter auch Deutschlan­d.

Die Lage auf der „Open Arms“war am Sonntag eskaliert. Migranten sprangen ins Meer – offenbar um nach Lampedusa zu schwimmen. Helfer brachten sie zurück an Bord. Das spanische Fernsehen zeigte am Montag Bilder der resigniert­en Menschen. Einige hatten Weinkrämpf­e und wurden von Psychologe­n betreut. Viele Migranten verbringen teils Jahre im Bürgerkrie­gsland Libyen, wo ihnen schwere Misshandlu­ngen drohen, bevor sie nach Europa übersetzen.

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