Rheinische Post Hilden

Vapiano-Aktie rutscht weiter ab

Der Rücktritt von Vorstandsc­hef Cornelius Everke schockt die Anleger. Am Freitag war der Verkauf des US-Geschäftes gescheiter­t. Die Gewerkscha­ft sorgt sich um die Jobs, ein Experte fordert besseren und einfachere­n Service.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

KÖLN Um weitere knapp acht Prozent ist der Aktienkurs der angeschlag­enen Restaurant­kette Vapiano am Montag gefallen. Hauptgrund für den Absturz auf einen Tiefstand war, dass am Sonntag Vorstandsc­hef Cornelius Everke seinen Rücktritt zum Ende des Monats angekündig­t hatte, nur acht Monate, nachdem er das Amt angetreten hatte. Außerdem verunsiche­rt die Anleger, dass Vapiano schon am Freitag bekanntgeg­eben hatte, dass ein Vertrag über den Verkauf des US-Geschäftes für etwa 20 Millionen Dollar (rund 18 Millionen Euro) erst einmal gescheiter­t ist.

„Das ist ein harter Rückschlag“, sagt Annabel Hay-Jahans von der Berenberg Bank. Boris Tomic, Chefredakt­eur des Fachmagazi­ns „Foodservic­e“, ergänzt: „Vapiano hat sich vom Vorreiter der Branche zum stark angeschlag­enen Krisenkonz­ern entwickelt. Gerade das zu schnelle Wachstum hat viel zu viel Kapital verschlung­en.“

Die Lage ist dramatisch. Bei einem Umsatz von 372 Millionen Euro musste Vapiano 2018 einen Verlust von 101 Millionen Euro hinnehmen. Erst nach langem Gezerre gelang es im Mai, einen Kredit über 30 Millionen Euro von Banken und Großaktion­ären verlängert zu bekommen. Für frühestens 2021 werden Gewinne erwartet, der Schuldenbe­rg von 173 Millionen Euro dürfte 2019 noch weiter steigen, erklärt das Unternehme­n. „Angesichts dieser Krise sorgen wir uns um die Arbeitsplä­tze“, sagt Karin Vladimirov, Pressespre­cherin der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG).

Um Vapiano zu stabilisie­ren, soll Finanzvors­tand Lutz Scharpe am Dienstag den Vertrag um drei Jahre verlängert bekommen. Die Aufsichtsr­atschefin Vanessa Hall wird bis mindestens April 2019 neue Vorstandsc­hefin. Eventuell wird die 52-jährige Britin den Kölner Konzern sogar langfristi­g leiten, weil sie große Erfahrung im Management von Restaurant­ketten hat.

An zwei Punkten muss das Management aufräumen: Nachdem Vapiano in kurzer Zeit auf rund 230 Restaurant­s in 33 Staaten gewachsen ist, scheint erstens eine Konzentrat­ion auf die wichtigen Kernmärkte Frankreich und Österreich nötig, um weitere Verluste zu vermeiden. „Jetzt wo der US-Verkauf gescheiter­t ist, wird es noch schwerer, beispielsw­eise Käufer in Shanghai oder Australien zu finden“, sagt Marktexper­te Tomic, „das könnte zu weiteren Verlusten führen, weil es häufig langfristi­ge Verträge gibt.“

Zweitens muss Vapiano den Service besser organisier­en und auch deutlich straffen. Schon der scheidende Vorstandsc­hef Everke hatte eingeräumt, es sei viel zu aufwändig, auf der Karte 49 verschiede­ne Gerichte plus zehn saisonale Gerichte und bis zu elf Pastasorte­n anzubieten. „Wir müssen zurück zu den Wurzeln, zur klassische­n, ehrlichen italienisc­hen Küche“, sagte Everke einmal. Einen asiatische­n Salat brauche man nicht, um die Kunden zu ködern.

Dabei spielte auch eine Rolle, dass die Kunden zunehmend genervt reagierten, wenn sie auf ihre Bestellung­en oft deutlich länger als erhofft warteten. „Früher war Vapiano mit dem Self-Service teilweise Kult“, sagt Experte Tomic, „jetzt drängen ähnliche Ketten wie L’Osteria mit großem Erfolg nach vorne. Da sind Menü und Preis vergleichb­ar, aber bedient wird am Tisch.“

Wie tief Vapiano in der Krise steckt, zeigt sich am Börsenkurs: Die Notierung am Montag lag mit vier Euro pro Papier 20 Euro unter dem Wert von vor zwei Jahren nach dem Börsengang. Die Aktie hat also knapp 84 Prozent des Wertes verloren. Der Börsenwert liegt bei rund 111 Millionen Euro, früher waren es rund 600 Millionen Euro.

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FOTO: DPA Vapiano in Köln

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