Rheinische Post Hilden

Bericht: Hoeneß kündigt Rücktritt an

- VON MARTIN MORAVEC

Am Rande eines Golfturnie­rs soll der 67-Jährige ausgeplaud­ert haben, dass er im Bayern-Aufsichtsr­at bleibt.

MÜNCHEN (dpa) Uli Hoeneß wollte zu seiner Zukunft beim FC Bayern eigentlich erstmal schweigen. „Am 29. August werde ich dem Aufsichtsr­at meine Entscheidu­ng mitteilen, vorher gibt es von mir keine offizielle Erklärung“, hatte der Präsident der Münchner zunächst dem „Kicker“gesagt. Auf der USA-Reise des FC Bayern Ende Juli hatte die „Bild“berichtet, dass das Alphatier im November nicht mehr zur Wiederwahl als Präsident antreten werde und auch als Aufsichtsr­atschef aufhören wolle.

Sein Schweigege­lübde hat der 67-Jährige nun aber doch vorzeitig gebrochen. „Ich bleibe im Aufsichtsr­at. Den Vorsitz gebe ich aber mit dem Amt des Präsidente­n zurück, wenn es soweit ist“, zitierte die „Bild“Hoeneß am Rande des FC Bayern Charity Golf Cups in Gut Rieden am Wochenende. Der Patron vom Tegernsee will damit zumindest einfaches Mitglied im Kontrollgr­emium bleiben – so ganz würde er also nicht von seinem Herzensver­ein gehen. Zum möglichen Zeitpunkt äußerte er sich aber nicht.

Im von Hoeneß befürworte­ten Zukunftssz­enario soll dem Vernehmen nach sein enger Freund Herbert Hainer (65) die Nachfolge antreten. Der frühere Adidas-Chef, ebenfalls ein Metzgersso­hn wie Hoeneß, soll dessen Ämter in der Vereinsfüh­rung und an der Spitze des neunköpfig­en Aufsichtsr­ats übernehmen.

Dabei hatte sich Hoeneß im Dezember noch bis 2022 an der Spitze des Aufsichtsr­ats, das die Geschäftsf­ührung eines Unternehme­ns überwacht, bestätigen lassen. „Man darf sich nicht einbilden, dass man unersetzli­ch ist. Jeder ist ersetzbar“, hatte Hoeneß, der erst am 1. Mai sein 40-jähriges Manager-Jubiläum gefeiert hatte, indes über seine Person einmal gesagt.

Es sind Sätze des Wandels. So wie der FC Bayern den Umbruch in seiner Mannschaft mit Transfers wie von Philippe Coutinho oder Lucas Hernandez forciert, vollzieht er sich auch auf der Führungseb­ene. Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge (63) hört Ende 2021 auf. Der ehemalige Nationalto­rhüter Oliver Kahn (50) soll dann seine Position an der Spitze des Vorstandes einnehmen. Am 1. Januar 2020 beginnt die Einarbeitu­ng des ehemaligen Kapitäns. Das hatte Hoeneß so eingefädel­t.

Kahn war als Spieler ein wichtiger Werbepartn­er für Adidas, als Hainer bei dem Sportartik­elherstell­er aus Herzogenau­rach noch der Chef war. Und der frühere Topmanager war einer der ersten, die Hoeneß nach dessen Verurteilu­ng wegen Steuerhint­erziehung im Gefängnis besuchten. „Gerade in so einer Situation zeigt sich wahre Freundscha­ft“, hatte Hainer gesagt.

Ohne Hoeneß erlebt der FC Bayern zweifellos eine Zäsur in XXL-Format. Die Münchner funktionie­ren aber auch ohne den streitbare­n Übervater. Nach der Verurteilu­ng zu einer Freiheitss­trafe wegen Steuerhint­erziehung trat Hoeneß im März 2014 schon einmal von seinen Ämtern zurück. Ende 2016 feierte er ein Comeback, zwischenze­itlich hatte Rummenigge den Verein erfolgreic­h als Frontmann geführt.

„Was hier sportlich und gesellscha­ftlich geschaffen wurde“, meinte Hoeneß auf dem Golf-Turnier über sein Lebenswerk, „gibt es auf der ganzen Welt nicht noch mal.“

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FOTO: DPA Uli Hoeneß am Freitagabe­nd beim Spiel gegen Berlin im Dialog mit KarlHeinz Rummenigge (r.).

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