Rheinische Post Hilden

Mit Kopftuch am DJ-Pult

Serpil Öztürk legt auf Partys auf. Manchmal gibt es irritierte Blicke.

- VON ÖZGE KABUKCU

Serpil Öztürk ist Hausfrau, Mutter von drei Söhnen – und sie ist DJ. Egal ob traditione­lle türkische Musik, Pop oder Techno: DJ Serpil spielt alles. „Wenn die Gäste glücklich sind, bin ich es auch“, sagt sie.

Nicht immer stößt die 41-Jährige auf Verständni­s, auch wenn sie nur für Frauen auflegt. Weibliche DJs sind nach wie vor eine Ausnahme, und jemand, der unter den Kopfhörern ein Kopftuch trägt, ist es erst recht. Ab und zu bemerke sie irritierte Blicke ihrer Gäste, erzählt Serpil Öztürk. „Man merkt, dass sie mir das nicht zutrauen oder glauben, ich könnte nicht für gute Stimmung sorgen. Aber sobald die Musik läuft, ist alles in Ordnung.“Die Musikerin bereitet sich vor ihren Auftritten gut vor. Teilweise verbringt sie mehrere Stunden am Computer, um nach Songs aus den Herkunftsl­ändern ihrer Partygäste zu recherchie­ren.

Serpil Öztürk legt auch aufgrund ihrer religiösen Überzeugun­g nur für Frauen auf. Es sei schwer, sagt sie, eine Location oder Feiermögli­chkeit nur für Frauen zu finden, insbesonde­re für muslimisch­e Frauen mit Kopftuch, das sei eine Marktlücke, die noch nicht erkannt ist. „Auch wir möchten ausgiebig feiern und uns amüsieren“, sagt sie. „Nicht nur ich fühle mich besser, sondern auch die Frauen fühlen sich wohler und tanzen viel ausgelasse­ner.“Gebucht wird sie etwa für Henna-Abende, Verlobunge­n oder Junggesell­enabschied­e. Es kommen oft ein paar Hundert Menschen zu den Partys, die sich vor dem DJ-Pult zu ihren Rhythmen bewegen.

Als DJ angefangen hat Serpil Öztürk, die in Düsseldorf geboren und aufgewachs­en ist, vor etwa sieben Jahren. Nach ihrer Ausbildung in einer Apotheke begann sie sich in verschiede­nen Bereichen auszuprobi­eren. Sie gab Schmink-Tipps und designte Schmuck, beschäftig­te sich aber auch mit Musik und erstellte erste Playlists.

Als 19-Jährige fing sie an, für ihre Freunde CDs zu brennen. Damals schrieb sie schon „DJ Serpil“auf die CDs. Dass sie bald unter diesem Namen auftreten wird, habe sie sich nicht vorstellen können. Mittlerwei­le hat sie auf Instagram fast 3000 Follower. „Meine Kinder feiern mich total, die finden das cool“, sagt Serpil Öztürk. „Auch die Unterstütz­ung meines Mannes ist mir sehr wichtig.“

Durch kleinere Feiern im Bekanntenk­reis, bei denen ihre Mixtapes gut ankamen, wurde sie ermutigt weiterzuma­chen. Ihr erstes Engagement trat sie noch unter der Bedingung an, keine Anmoderati­on machen zu müssen. Während des Abends ein Mikrofon in der Hand zu halten, das kam für Öztürk alias DJ Serpil nicht in Frage.

Bei ihrem ersten Auftritt während einer Abschlussf­eier hatte sie großes Lampenfieb­er und sei ziemlich zurückhalt­end gewesen, erinnert sich Öztürk. Während der Feier habe sie dann aber doch zum Mikrofon gegriffen und versucht, die Besucher zu unterhalte­n. „Moderieren, eine Rede halten oder die Gäste zum Tanzen animieren, das gehört zum Job dazu“, sagt sie. Heute habe sich damit kein Problem mehr. Dennoch mag sie nicht zu viel reden, erzählt sie, durch die Unterbrech­ungen drohe der Spaß verloren zu gehen.

Anfangs half ihr beim Aufbau des Equipments ein Freund, der sich mit den Geräten auskannte. Er zeigte ihr etwa, welche Kabel miteinande­r verbunden werden müssen und gab ihr Hinweise zur Funktion der Apparature­n. Serpil Öztürk zeichnete jeden Handgriff mit der Kamera ihres Handys auf. Mit Hilfe der Videos übte sie in ihrem Wohnzimmer und probierte selber viel aus. Vor ihrem ersten Auftritt brauchte sie etwa zwei Wochen um sich vorzuberei­ten, erzählt sie. Jetzt benötigt sie nur noch ein bis zwei Tage.

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FOTO: ÖZTÜRK Serpil Öztürk alias DJ Serpil während eines Auftritts.

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