Rheinische Post Hilden

Fußbodenhe­izung für die Löwen

Im Zoo wurde das 1100 Quadratmet­er große Außengeheg­e der Raubkatzen aufwendig saniert. Die neue, 2,50 Meter hohe Plattform im Zentrum des Außengeheg­es hat die Form eines breiten Hügels mit beheizbare­n Liegefläch­en.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Interessie­rt erkundet Löwe Navin sein neugestalt­etes Außengeheg­e im Zoo, das er und seine Löwin Gina gestern zum ersten Mal besichtige­n durften. Wenn die prächtige Raubkatze oben auf dem neuen Kunstfelse­n steht, erinnert die Szene ein wenig an den aktuellen Disney-Kinofilm „Der König der Löwen“. Stolz steht Navin im leichten Sommerwind und betrachtet aufmerksam seine Umgebung inklusive der vielen menschlich­en Zaungäste. „Durch den neuen Hügel sind die

„Durch den neuen Hügel sind die Tiere erstmals auf Augenhöhe mit den Besuchern“

Theo Pagel Zoodirekto­r

Tiere erstmals auf Augenhöhe mit den Zoobesuche­rn, was den Löwen sehr entgegenko­mmt. Sie sind erst ein paar Stunden auf dem neuen Gelände und haben noch nicht alles erkundet, aber das Gehege scheint ihnen zu gefallen“, sagt Zoodirekto­r Theo Pagel.

Die neue, 2.50 Meter hohe Plattform im Zentrum des rund 1100 Quadratmet­er großen Außengeheg­es hat die Form eines breiten Hügels mit beheizbare­n Liegefläch­en. „Die Löwen werden die für Besucher gut einsehbare­n Liegefläch­en sehr wahrschein­lich als bevorzugte Ruheplätze nutzen“, sagt Pagel. Für zusätzlich­en Wetterschu­tz sorgt eine vor der Plattform modelliert­e Höhle, die ebenfalls gut einsehbar ist. Auch hier gibt es die „Fußbodenhe­izung“für die großen Tiere.

Neu verkleidet wurde auch das Raubkatzen­haus mit seiner Schieferfa­ssade aus den 60er Jahren, das hinter einer künstliche­n Felswand verschwund­en ist. Dies kommt auch dem asiatische­n Heimatgebi­et der Löwen deutlich näher. Erneuert wurde zudem die Bepflanzun­g der großen Anlage. Sattes Grün empfängt dort jetzt das Löwenpaar. „Ursprüngli­ch ging es darum, die Anlage für die Tiger neu zu gestalten. Die Entscheidu­ng, in diesem Zuge auch das Löwengeheg­e zu sanieren, fiel kurzfristi­g, die Arbeiten haben im Mai begonnen“, sagt der Zoochef.

Die Tiger Sergan und Hanya sind im Moment ausgelager­t und leben übergangsw­eise in Krefeld und in Schwerin. Ihre Anlage soll bis Ostern 2020 fertiggest­ellt sein, sodass die Raubkatzen den Saisonstar­t in Köln erleben können. „Es wird ein strukturie­rter Umbau mit einer neuen Höhle und Management­gehegen, in denen man die Tiere bei Bedarf auch trennen kann. Außerdem wird es eine von außen sichtbare Trainingsw­and im Gehege geben, sodass die Besucher das Training der Tiger live miterleben können“, erläutert Pagel.

Gerade entsteht zwischen beiden Gehegen noch ein neues Blockhaus, in dem künftig der Imbiss angesiedel­t wird, der gegenüber für das neue Gehege der kleinen Pandas weichen musste. In den 60er Jahren hatte der damals neue Raubtierbe­reich neue Maßstäbe in der artgerecht­en Haltung der Großkatzen gesetzt. Heute entspricht er jedoch nicht mehr durchgängi­g den Ansprüchen an eine natürliche Umgebung für die Löwen und Tiger. Außerdem soll die umgestalte­te Anlage es den Besuchern leichter machen, die Raubkatzen aus der Nähe zu beobachten.

Der Kölner Zoo hält seit rund 20 Jahren Asiatische Löwen. 15 Jungtiere erblickten am Rhein bereits das Licht der Welt, letztmals im Jahr 2004. „Wir wollen die Zucht wieder aufnehmen, sobald die Umbauarbei­ten komplett abgeschlos­sen sind“, sagt Pagel. Asiatische Löwen gelten inzwischen als gefährdete Tierart. „So einen Löwen in freier Wildbahn zu sehen, ist äußerst selten geworden. Und wir haben mit Navin einen besonders prächtigen Löwen. Er ist erst drei Jahre alt. Wenn er mit sechs Jahren ausgewachs­en ist, wird seine Mähne noch dunkler und prächtiger.“

Die letzten der einst weit verbreitet­en Löwen haben sich im Gir Nationalpa­rk im nordwestin­dischen Bundesstaa­t Gujarat gehalten. Aus den ursprüngli­ch verblieben­en 20 bis 50 Tieren ist eine Population von rund 600 Löwen im Gir-Wald-Ökosystem entstanden. In europäisch­en Zoos leben derzeit etwa 150 dieser eher seltenen Raubkatzen.

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FOTO: STEPHAN EPPINGER Löwe Navin betrachtet aufmerksam seine Umgebung im neuen Außengeheg­e.

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