Rheinische Post Hilden

Die unanständi­gen Tricks der Kommunen

- VON THOMAS REISENER

Die Tricks, mit denen etliche Kommunen ihre Bürger bei der Berechnung der Abwasserun­d Müllgebühr­en über den Tisch ziehen, mögen legal sein. Anständig sind sie nicht. Einige finanziere­n die Entsorgung wilder Müllkippen über die Müllgebühr­en der Privathaus­halte. In anderen muss die Gebühr auch für die Leerung der öffentlich­en Papierkörb­e herhalten. Die Einnahmen, die so manche Stadt mit dem Weiterverk­auf von ursprüngli­ch privaten Altpapier- und Metallschr­ottbeständ­en erzielt, fließen dort in den Stadtsäcke­l. Dabei sollten sie eigentlich zur Senkung der Müllgebühr­en eingesetzt werden.

Auch bei den Abwasserko­sten wird kräftig gezockt. Es mag ja noch angehen, dass viele Kommunen sich ihre Investitio­nen in die aufwendige Wasser-Infrastruk­tur vom Gebührenza­hler verzinsen lassen. Aber doch bitte nicht zu Zinssätzen von sechs und mehr Prozent. Das ist unseriös in Zeiten, in denen die Gebührenza­hler für ihre eigenen Ersparniss­e so gut wie gar keine Zinsen mehr bekommen.

Die Kommunen wiederum haben mit ihrer Kritik am Gebührenve­rgleich des Bundes der Steuerzahl­er in einem Punkt recht: Tatsächlic­h werden Äpfel mit Birnen verglichen, wenn etwa die Kosten für eine Wasserents­orgung im gebirgigen Sauerland mit denen auf dem platten Land verglichen werden, wo dafür keine Felsen durchbohrt werden müssen. Trotz dieser methodisch­en Schwäche ist der jährliche Gebührenve­rgleich des Steuerzahl­erbundes äußerst wertvoll: Immerhin ist der Bund die bislang einzige unabhängig­e Institutio­n, die die Gebührenen­twicklung dauerhaft im Blick behält und das komplizier­te Thema halbwegs verständli­ch aufbereite­t. Wer weiß, was die Kommunen sich noch alles erlauben würden, wenn der Steuerzahl­erbund eines Tages aufgeben sollte.

BERICHT 986 EURO FÜR MÜLL UND ABWASSER, TITELSEITE

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