Grevenbroicher trotzt dem Waldbrand
Obwohl alle Dörfer rund um das Anwesen des Grevenbroichers Michael Buhlmann wegen der Waldbrände auf Gran Canaria evakuiert sind, harrt er aus. Der Yogalehrer sitzt auf seinem Dach und beobachtet die Löschhubschrauber.
GRAN CANARIA Mitten in den verheerenden Waldbränden, die derzeit Gran Canaria heimsuchen, hat der Grevenbroicher Michael Buhlmann sein Zuhause: Und er harrt aus, wie er unserer Redaktion bei einem Telefonat erzählt. Dafür musste er sich sogar auf das Dach seines Hauses begeben: „Die nächsten 48 Stunden sind entscheidend“, sagt der 63-Jährige.
Am Dienstagmittag sah er von seinem Dach aus vier Löschhubschrauber. Schätzungsweise bis auf 200 Meter sei der Waldbrand schon bis zu seinem Haus gelangt, er sei so gut wie umzingelt, berichtet Buhlmann. Ein paar Rucksäcke mit dem Nötigsten seien aber gepackt, sagt er: „Wenn ich mein Haus doch noch verlassen muss, dann kenne ich einen absolut sicheren Fußweg, über den ich mich den Berg herunter durchschlagen kann.“
Doch danach sieht es derzeit nicht aus: Nachlassender Wind und niedrigere Temperaturen auf der Urlaubsinsel helfen, den Waldbrand einzudämmen, wie die Behörden auf den Kanarischen Inseln am Dienstag mitteilten. „Ich denke, wir bewegen uns hin zur letzten Phase dieses Waldbrands“, sagte Feuerwehrchef Frederico Grillo dem Rundfunksender Televisión Canaria. Das Feuer habe an Stärke verloren und das Zentrum des Naturparks Tamadaba sei verschont geblieben, twitterte der Regionalpräsident der Kanarischen Inseln, Ángel Víctor Torres. Das Feuer war am Samstag ausgebrochen und hatte schnell mehr als 12.000 Hektar Fläche verbrannt. Tausende Anwohner waren evakuiert worden, Dutzende Straßen wurden gesperrt.
Buhlmann will an seinem Domizil, das er mitten in der Natur der Insel gefunden hat, unbedingt festhalten. In Grevenbroich kennen ihn viele auch als Mee’Sha, Heilpraktiker und Yogalehrer. Der 63-Jährige wandert gern, kennt sich in der Natur Gran Canarias bestens aus. Im Norden der Insel betreibt er ein Meditationsund Heilzentrum, das ihm zufolge auch von prominenten internationalen Gästen frequentiert wird. „Zum Glück habe ich im Moment keine Gäste, die nächsten erwarte ich erst wieder im Oktober, November“, sagt er. Einen derart heftigen Waldbrand hat Buhlmann auf Gran Canaria noch nicht erlebt.
Die Katastrophe erinnere ihn aber an die schrecklichen Flammen, die er in seinen Jahren in den USA bei Waldbränden zu Gesicht bekommen habe, erzählt der 63-Jährige. Er verbrachte seine Kindheit und Schulzeit in Grevenbroich, studierte Sport und Fotografie in Bonn und machte eine Ausbildung zum Heilpraktiker, bevor er in die USA auswanderte, wo er unter anderem ein vegetarisches Café betrieb. Vor drei Jahren verschlug es ihn nach Gran Canaria.
Obwohl er hin und wieder auch nach Deutschland komme, um alte Freunde in Grevenbroich zu besuchen, habe er bislang nicht daran gedacht, nach Deutschland zu fliehen. Eine Erklärung für die katastrophalen Waldbrände hat Buhlmann allerdings: „Viel liegt auch an der Sorglosigkeit der Menschen. Ich habe sogar Leute trotz der Trockenheit bei Schweißarbeiten in unmittelbarer Nähe der Wälder gesehen“, sagt er.
Dazu komme eine sehr ungewöhnliche Inversionswetterlage: „Normalerweise ist es bei Inversion unten warm und oben kalt, jetzt ist es genau anders herum. Das begünstigt die Brände“, sagt Buhlmann, während er vom Dach aus weiter Löschhubschrauber und die Brandentwicklung beobachtet. „Die müssen mich gesehen haben“, mutmaßt der 63-Jährige. Alle umliegenden Orten seien nämlich längst evakuiert worden. „Aber ich bin hier weit ab von allen und werde auch bleiben.“(mit dpa)