Rheinische Post Hilden

Die Zukunft einer Irgendwie-Partei

- VON GREGOR MAYNTZ

Eine Partei zerlegt sich in mehreren Landesverb­änden bis zur Handlungsu­nfähigkeit, wirft sogar eine Landeschef­in raus und schafft es über Jahre nicht, sich auf ein Rentenkonz­ept zu verständig­en. Jede andere Partei hätte damit ihren Stimmenant­eil halbiert. Die AfD kann damit rechnen, ihn zu verdoppeln. Offensicht­lich entscheide­n immer mehr Wähler nicht mehr nach den üblichen Kriterien: Wer vertritt am ehesten meine Vorstellun­gen? Wem vertraue ich am meisten? Wer wird wohl am besten regieren? Sie bekunden mit ihrer Wahl vor allem ein Gefühl: Dass irgendwas falsch läuft. Dass ich irgendwann irgendwie darunter leiden könnte. Und dass irgendwo schon bessere Lösungen herkommen.

Deshalb hat die AfD als Irgendwie-Partei Erfolg. Der Sozialpart­eitag im September ist erneut vertagt. Nun werden Anfang Dezember erst die Personalfr­agen geklärt. Der „Flügel“will an der Parteispit­ze sichtbarer werden. Das ist jener Teil der AfD, in dem sich besonders nationalis­tische und völkische Vorstellun­gen sammeln. Das Abschneide­n in den drei Ost-Landtagswa­hlen wird ihn bremsen oder pushen.

Nach der Abwahl von Parteigrün­der Bernd Lucke und dem Austritt seiner Nachfolger­in Frauke Petry steht die AfD dann vor ihrem dritten großen Schritt nach rechts. Die jüngsten Enthüllung­en über die Kontakte des „Flügel“-Frontmanne­s Andreas Kalbitz in Brandenbur­g vermitteln eine Vorstellun­g davon, welche Netzwerke damit gestärkt werden. Gesellscha­ft und Politik haben darauf noch keine überzeugen­de Antwort gefunden. Eines zeichnet sich jedenfalls ab: Wer jetzt die AfD pauschal als „Nazis“verteufelt, verharmlos­t nicht nur die Verbrechen des NS-Regimes. Er hat dann auch keine Worte mehr für die Warnungen, die in Zukunft für den Rand der AfD fällig werden könnten.

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