Rheinische Post Hilden

Neue Vorwürfe gegen AfD-Spitzenkan­didaten Kalbitz

Als Wanderer am äußersten rechten politische­n Rand ist Brandenbur­gs AfD-Spitzenkan­didat Andreas Kalbitz bekannt. Nun gibt es neue bizarre Details.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN „Studium der Informatik“hat Andreas Kalbitz, AfD-Fraktionsc­hef im brandenbur­gischen Landtag, in seiner Vita für die Jahre 2005 bis 2007 vermerkt. Er nahm jedoch an keiner Prüfung teil und wurde deshalb von der Hochschule in Brandenbur­g an der Havel wieder exmatrikul­iert. Er habe „nie wirklich studiert“, räumte Kalbitz ein, auch wenn er „mal dort“gewesen sei. Wann das war, weiß er nicht mehr. Am 27. Januar 2007 jedenfalls nicht. Denn an dem Tag traf er mit 13 anderen Reisenden in Athen ein, checkte mit ihnen im selben Hotel ein, von wo aus sie an einem rechtsextr­emen Aufmarsch der „Patriotisc­hen Allianz“teilnahmen. Ihre Geisteshal­tung brachten Teilnehmer der rechten Reisegrupp­e klar zum Ausdruck – mit einer ans Balkongitt­er gehängten Hakenkreuz­fahne. Unbekannte warfen daraufhin Brandsätze in den Hoteleinga­ng und auf den Balkon.

So hat es jetzt der „Spiegel“in dem Bericht einer Verbindung­sbeamtin des Bundeskrim­inalamtes entdeckt. Danach wurde Kalbitz als einer von „14 deutschen Neonazis“geführt. Mit darunter: NPD-Chef Udo Voigt. Gegen einen aus der Gruppe sei später jahrelang ermittelt worden, weil er im Verdacht gestanden habe, einen zweiten Nationalso­zialistisc­hen Untergrund (NSU) aufzubauen. Zwei weitere seien später als rechtsextr­eme Söldner nach Kroatien gegangen, ein vierter habe Geld mit Rechtsrock-Tonträgern verdient.

Kalbitz kann sich an die Reise nach Athen erinnern. Es habe verschiede­ne deutsche und andere internatio­nale Besucher dieser Veranstalt­ung gegeben, darunter auch ihn. Zu dem Brandansch­lag und Vorgängen darum herum könne er nichts sagen, da er „nicht zugegen“gewesen sei. Im übrigen sei er „zu keinem Zeitpunkt Mitglied der NPD“gewesen, habe sich dort weder engagiert noch persönlich­en Kontakt. „In der nachträgli­chen Bewertung dieser Veranstalt­ung war diese nicht dazu angetan, mein weiteres Interesse oder Zustimmung zu wecken, weder in der politische­n Zielsetzun­g noch in der Zusammense­tzung der Teilnehmer“, lautet seine Stellungna­hme.

Als „alten Hut“wertet Kalbitz einen Bericht der ARD über seine Teilnahme an einem Lager des rechtsextr­emistische­n Vereins „Die Heimattreu­e Jugend“, die sich später in „Heimattreu­e deutsche Jugend“(HDJ) umbenannte und 2009 verboten wurde. Tatsächlic­h hatte er mehrfach bestätigt, 2007 als Gast bei einem Pfingstlag­er gewesen zu sein – „mutmaßlich, um mir das mal anzuschaue­n“, gab er zu Protokoll, und dass er darin „kein Problem“sehe. Allerdings beziehen sich die ARD-Recherchen nicht auf 2007, sondern auf ein Lager im Juli 1993, bei dem die Polizei die Personalie­n von einem „Kalbfitz, Andreas, geb. 17. 11. 1972 in München“aufnahm. Geburtstag und Geburtsort sind identisch mit denen von Kalbitz. Möglicherw­eise gab es hier nur einen Tippfehler. Und das würde nicht so ganz zu der Versicheru­ng passen, die Kalbitz zuvor dem „Tagesspieg­el“gegenüber gegeben hatte: nämlich außer 2007 bei keinem HDJ-Lager gewesen zu sein.

Hinzu kommt die Aussage eines Aussteiger­s aus der rechtsextr­emistische­n Szene. Dietwald Claus will auch 1993 dabei gewesen sein. Und er behauptet, Kalbitz sei als „Scharfmach­er“aufgefalle­n. „Er war ein bisschen härter drauf als die meisten“, sagte Claus dem Rundfunk Berlin-Brandenbur­g. Kalbitz ordnet das alles als „Wahlkampfg­etöse“ein.

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FOTO: DPA Andreas Kalbitz beim Wahlkampf in Cottbus.

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