Russischer Geheimdienst in Mord verwickelt?
Der mutmaßliche Mörder eines Georgiers in Berlin soll mit falscher Identität eingereist sein.
BERLIN/MOSKAU (dpa/RP) Im Fall des in Berlin ermordeten 40 Jahre alten Georgiers Zelimkhan Khangoshvili gibt es offenbar Hinweise auf eine mögliche Beteiligung russischer Geheimdienste. Das berichtet der „Spiegel“. Wie Recherchen von „Spiegel“sowie der Investigativnetzwerke Bellingcat und The Insider ergaben, reiste der Tatverdächtige vermutlich mit einer falschen Identität ein. Wie das Magazin berichtete, will der Tatverdächtige Visa-Angaben zufolge Vadim Andreevich Sokolov heißen, 49 Jahre alt sein und im sibirischen Irkutsk geboren worden sein. Er gab St. Petersburg als Wohnsitz an. Im nationalen russischen Passregister sei jedoch niemand mit den genannten Personalien gemeldet, so der „Spiegel“. In ganz Russland finde sich weder in der Passdatenbank noch im Führerscheinregister ein Eintrag, der mit den Angaben – Name, Geburtsdatum, Geburtsort – übereinstimme. Die Reisepassnummer des Tatverdächtigen führe zu einer Einheit im Moskauer Innenministerium, die bereits Dokumente für den Militärgeheimdienst GRU ausgestellt habe. Zudem gab der Mann in seinem Visumsantrag seine angebliche Adresse in St. Petersburg fehlerhaft und unvollständig an.
Nach dem Mord wurde spekuliert, der Georgier könnte wegen seiner Vergangenheit als Mitglied georgischer Spezialkräfte Opfer eines Auftragsmords des russischen Geheimdiensts gewesen sein. Noch Mitte der Woche hatte der Kreml Verbindungen zu offiziellen Stellen in Russland abgestritten. „Dieser Fall hat natürlich nichts mit dem russischen Staat und seinen Behörden zu tun“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Für weitere Informationen verwies der Vertraute von Präsident Wladimir Putin an das Außenministerium – etwa zur Frage, ob es sich bei dem Tatverdächtigen um einen russischen Staatsbürger handele.
Der 40 Jahre alte Tschetschene mit georgischer Staatsangehörigkeit war am Freitag in einem Park im Berliner Ortsteil Moabit erschossen worden. Als mutmaßlicher Mörder wurde ein 49 Jahre alter Russe kurz nach der Tat festgenommen. Er soll dem Opfer mit einem Fahrrad gefolgt sein und ihm dann in Rücken und Kopf geschossen haben. Gegen den 49-Jährigen wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen.