10.000 Post-Streetscooter – aber noch immer kein Partner
Jeder fünfte Lieferwagen der Post ist bereits elektrisch. Aber fremde Käufer sind selten.
KÖLN/BONN Obwohl die Post für ihren Elektrolieferwagen Streetscooter noch immer nicht den seit Herbst gesuchten Partner gefunden hat, sieht sie das gleichnamige Aachener Tochterunternehmen als großen Erfolg. Das erklärte am Freitag Tobias Meyer, für das deutsche Geschäft zuständiger Post-Vorstand, in Köln anlässlich der Übernahme des 10.000 Streetscooter in die Flotte des Konzerns. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte, der Streetscooter sei eine „wirkliche Erfolgsstory“. Es sei eine große Leistung der Post, mit Partnern einen eigenen E-Lieferwagen entwickelt zu haben, nachdem Anfang des Jahrzehnts kein Autokonzern solche Fahrzeuge habe anbieten wollen. Jetzt sei er sich sicher, dass das Unternehmen auch in fünf Jahren noch aktiv sei: Dafür spreche der Ausbau auf drei Modelle und der Plan, einen Typ zu entwickeln, der auf längeren Strecken mit Brennstoffzellen betrieben werde. Auch Meyer sieht eine Zukunft für die Firma: „Ich gehe davon aus, dass es den Streetscooter in fünf Jahren noch gibt.“
Tatsächlich ist bereits jeder fünfte der 50.000 Post-Transporter in Deutschland ein Streetscooter. In NRW fahren 1750 der sehr leisen Fahrzeuge, davon 82 in Köln und 200 in Düsseldorf. Um bald viele weitere Wagen nutzen zu können, wurden bundesweit 13.500 Ladesäulen an den Depots aufgebaut. Damit betreibt der gelbe Riese das größte private Ladesäulennetz hierzulande. Rund jedes zehnte Elektroauto in Deutschland ist ein Streetscooter, 100 Millionen Kilometer fuhr die Flotte. Sie sparte so laut Post 36.000 Tonnen CO2 ein.
Trotzdem ist die Bilanz des Vorzeigeautos nicht makellos. Dem Vernehmen nach schreibt die Firma noch immer rote Zahlen. Die Idee, global Fabriken aufzubauen, wurde aufgegeben. Eigentlich könnten in Aachen und der zweiten Fabrik in Düren 20.000 Autos pro Jahr gebaut werden, doch die Bestellungen liegen viel niedriger. Das entscheidende Problem: Bisher gelang es Streetscooter nicht, viele Aufträge abseits der Post zu erhalten. So wurden in Deutschland bisher 11.700 Streetscooter zugelassen, 10.000 fahren bei der Post. „Mit einem breiten Markterfolg hat das nichts zu tun“, sagt der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. Die Reichweite des Fahrzeuges sei mit maximal 200 Kilometern niedrig, die Ausstattung bescheiden. Das schrecke Käufer ab. Und jetzt drohe Konkurrenz durch die etablierten Konzerne wie Mercedes beispielsweise mit dem E-Sprinter.