Rheinische Post Hilden

Was taugt eine Sonderwirt­schaftszon­e?

Kramp-Karrenbaue­r will so den Osten retten. Dabei bedeutet eine neue Zone nur Effizienzv­erluste, und weniger Bürokratie braucht auch der Westen.

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Die Wahlen in Sachsen und Brandenbur­g beleben die Fantasie vieler Politiker. Jüngst forderte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r die Einführung einer Sonderwirt­schaftszon­e. Diese brauche man für die Zukunft, kündigte sie in der Lausitz an. Sonderwirt­schaftszon­en gibt es in vielen Ländern, abgegrenzt­e Gebiete innerhalb eines Wirtschaft­sraums, in denen besonders attraktive Bedingunge­n gelten, etwa niedrigere Steuern, niedrigere Zölle, mehr Freiheiten, mit denen Investitio­nen und Firmen angelockt werden sollen. Das ist grundsätzl­ich nicht schlecht: Die EU mit ihren vier Freiheiten – Waren, Dienstleis­tungen, Kapital, Niederlass­ung – ist auch eine Art Sonderwirt­schaftszon­e innerhalb Europas und ein Wohlstands­motor.

Von einer Sonderwirt­schaftszon­e Ost (SWZ) sollte man gleichwohl die Finger lassen. Firmen

könnten nur wegen der Vorteile von West nach Ost umsiedeln, womit gesamtwirt­schaftlich nichts gewonnen wäre. Eine SWZ produziert Mitnahmeef­fekte: Firmen, die schon in Sachsen sind, nehmen gerne die Erleichter­ungen mit, ohne dass ein neuer Job geschaffen wird. Fallen befristete Steuersenk­ungen wieder weg, können sich auch Betriebe, die nur wegen der Hilfe an den Start gegangen sind, nicht mehr halten. All das haben wir nach der Wende erlebt, als der Osten mit besonderen Abschreibu­ngsbedingu­ngen lockte.

Absurd ist die SWZ, die Kramp-Karrenbaue­r vorschlägt und die mit schnellere­n Genehmigun­gsverfahre­n punkten soll. Entweder ist das rechtlich nicht möglich, weil man Beteiligun­gsrechte der Bürger aushebeln würde. Oder es ist rechtlich möglich, dann wird es höchste Zeit, bundesweit die Genehmigun­gsverfahre­n zu straffen. Unter Bürokratie und Regelwut leiden auch Firmen im Westen. Erstaunlic­h, dass die CDU-Chefin schon wieder einen wirtschaft­spolitisch­en Fehlgriff produziert.

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