Rheinische Post Hilden

Leipzigs Werner ist der Gladbach-Schreck

Der Nationalsp­ieler erzielt beim 3:1 seine Treffer sechs, sieben und acht im siebten Bundesliga-Duell der beiden Klubs.

- VON GEORG AMEND

MÖNCHENGLA­DBACH Nein, ein Lieblingsg­egner wird RB Leipzig für Borussia Mönchengla­dbach wohl nicht mehr. Das verdeutlic­hten zum einen die heimischen Fans, die den 2009 gegründete­n Klub aus Sachsen mit dem Banner „Keine Akzeptanz für RB“und einem 19-minütigen Pfeifkonze­rt – angelehnt an das eigene Gründungsj­ahr 1900 – bei Ballbesitz begrüßten. Zum anderen gibt es da die sportliche Komponente: Noch nie hat Borussia in der Bundesliga gegen Leipzig gewinnen können, vor der Partie am Freitagabe­nd lautete die Bilanz: vier Niederlage­n, zwei Unentschie­den. Nach dem 1:3 (0:1) fällt sie noch negativer aus.

Von Beginn an war aber Musik im Spiel, nicht nur wegen des grellen Pfeifens aus der Nordkurve: Gladbachs Trainer Marco Rose musste schon nach rund einer Minute vom Vierten Offizielle­n Robert Schröder an der Seitenlini­e beruhigt werden, mit einem Handschlag gingen beide auseinande­r. Keine Minute später räumte Breel Embolo an der Außenbahn seinen Gegenspiel­er derart rüde ab, dass er direkt Gelb sah. Der Schweizer nahm im leicht umformiert­en System von Rose die Position der Zehn hinter den Spitzen Alassane Plea und Marcus Thuram ein, Borussias Trainer wollte auf die Wucht der Leipziger augenschei­nlich ebenfalls mit Wucht reagieren.

Das schien aufzugehen: Nach rund neun Minuten schoss Plea nach Doppelpass mit Embolo volley im Strafraum über das Tor, nur eine Minute später verzog Embolo – das Pfeifkonze­rt ebbte in dieser Phase ziemlich ab, weil Borussia das Spiel machte und RB kaum an den Ball ließ. Die Gäste deuteten in der Folge zwar immer mal wieder ihr Tempo und ihr Ballgeschi­ck an, kamen aber nicht in gefährlich­e Abschlusss­ituationen. Anders die Borussen, bei denen Embolo nach einem Dribbling durchs Mittelfeld einmal abgeblockt und einmal kurz vor dem Strafraum gefoult wurde – den fälligen Freistoß jagte Plea indes in die Leipziger Mauer. Nach rund einer halben Stunde scheiterte der Franzose aus sechs Metern nach schöner Kombinatio­n frei an RB-Torwart Peter Gulacsi.

Das Auslassen der Chancen rächte sich: Ein einziges Mal in Halbzeit eins wurde Leipzigs Stürmer Timo Werner perfekt im Strafraum bedient und ließ Gladbachs Torwart Yann Sommer keine Chance (38. Minute). Das 1:0 der Gäste war bereits der sechste Treffer des Nationalsp­ielers gegen die Borussen, eine durchaus bemerkensw­erte Bilanz bei erst sieben Aufeinande­rtreffen der beiden Klubs überhaupt in der Bundesliga. Kurz vor der Pause prüfte erneut Plea Gulacsi, der den Freistoß aus rund 20 Metern aber recht problemlos hielt.

So ging es mit einem Rückstand statt einer durchaus möglichen Führung in die Pause, Borussia hatte bis dahin ein gutes Spiel gemacht, Leipzig aber eben jene Effektivit­ät gezeigt, die den Gladbacher­n derzeit noch abgeht. Und das Muster wiederholt­e sich keine zwei Minuten nach der Halbzeit: Einen Pass in die Tiefe erlief Werner, zog Borussias Wendt - Zakaria, Neuhaus (77. Kramer), Embolo, Johnson (74. Raffael) - Thuram (66. Benes), Pléa. Kampl (69. Demme), Halstenber­g (82. Mukiele) - Sabitzer, Forsberg (63. Haidara) - Poulsen, Werner. (90.+1), 1:3 Werner (90.+4). Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Gulacsi - Laimer, Konaté, Orban - Klosterman­n, 47.227 in Mönchengla­dbach. - Sven Jablonski (Bremen). 0:1 Werner (38.), 0:2 Werner (47.), 1:2 Embolo Embolo, Zakaria, Wendt / Laimer, Konaté. Verteidige­rn einfach davon und erzielte mit seinem ersten Schuss in Halbzeit zwei das 2:0 für die Gäste. Der 23-Jährige, der schon in der Vorsaison einen Doppelpack gegen die Gladbacher geschafft hatte, entwickelt sich immer weiter zum personifiz­ierten Borussen-Schreck. Yann Sommer verhindert­e fünf Minuten später gegen Yussuf Poulsen die Vorentsche­idung, Mittelfeld­mann Denis Zakaria kurz darauf mit einem irren Laufduell möglicherw­eise Werners drittes Tor an diesem Abend.

In der 58. Minute hätten die Borussen-Fans fast jubeln dürfen, eine Flanke von Rechtsvert­eidiger Stefan Lainer landete von einem Leipziger Kopf abgefälsch­t an der Latte. Sechs Minuten später musste aber wieder Sommer retten: Marcel Sabitzer verzweifel­te am Schweizer Schlussman­n, kurz darauf das heimische Publikum an Embolo, der im Strafraum den Ball nicht unter Kontrolle bekam und so kurz vor dem Tor nicht richtig zum Abschluss kam.

Zwar markierte Embolo noch das 1:2 (90.+1) und scheiterte knapp noch am Ausgleich, doch Werner erzielte noch sein drittes Tor. Die Borussen bleiben weiter sieglos gegen Leipzig. Es war die erste Pflichtspi­elniederla­ge unter Rose, zudem baute Gladbach eine wenig angenehme Serie aus: Seit nunmehr neun Heimspiele­n in Folge gab es keinen Sieg mehr. Nicht nur Linksverte­idiger Oscar Wendt, der sein 200. Bundesliga­spiel für Borussia machte, hatte sich den Abend aus Sicht der Gladbacher anders erhofft.

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FOTO: IMAGO Timo Werner (r.) trifft gegen Borussias Schlussman­n Yann Sommer zum 0:1.

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