Borussias Rückkehr nach Rom
Die Gladbacher reisen in der Europa League nach Istanbul, Wolfsberg und, mal wieder, in die Ewige Stadt.
MÖNCHENGLADBACH Rom, die Ewige Stadt. Borussia Mönchengladbach hat dort Europapokal-Geschichte erlebt. 1977 war im Olympiastadion das Endspiel des Landesmeister-Wettbewerbs gegen den FC Liverpool, das 1:3 verloren ging, aber trotzdem das höchstrangige Spiel der Klub-Historie ist. Und 2013 ereignete sich auf der Spanischen Treppe in Roms Zentrum das große Fan-Fest in Schwarz, Weiß und Grün, bei dem 10.000 Gladbach-Fans eine gigantische friedliche Party feierten. Anlass der Reise war das Zwischenrunden-Rückspiel in der Europa League (0:2), das das Aus bedeutete. 2017 waren die Gladbacher erneut in Rom – zu einer Audienz bei Papst Franziskus.
Nun steht für Gladbach die nächste Rom-Reise an. Im Rahmen der Gruppenphase der Europa League treffen die Borussen auf die AS Rom, das hat die Auslosung am Donnerstag ergeben. Die „Roma“ist der Gruppenkopf der Gruppe J, in die es die Borussen verschlagen hat, und sicherlich der schwerste Gegner. Gespielt haben die beiden Traditionsvereine noch nie gegeneinander in einem europäischen Wettbewerb.
Im Mai 1972 gab es aber mal ein Freundschaftsspiel – Borussia siegte 3:0 durch die Tore von Günter Netzer (2) und Herbert Wimmer. Ein solches Resultat wäre nun recht überraschend angesichts der natürlichen Kräfteeinteilung. Ansonsten aber ist die Gruppe derart zusammengesetzt, dass man sagen darf: Gladbach hätte es schlimmer antreffen können, ein Weiterkommen ist möglich und muss eigentlich der Anspruch sein. Basaksehir FK war türkischer Vizemeister, doch im Trainingslager der Borussen gab es ein klares 5:1 im Testspiel in Kufstein. Der Gegner wird in der Europa Legaue anders auftreten als da, sicherlich, doch im Gesamtvergleich beider Spiele sollte es für Borussia reichen. Gleiches gilt für den großen Außenseiter Wolfsberg aus Österreich. Sicherlich: Den ganz großen Glanz haben die Namen der Gegner mal abgesehen natürlich von der Roma nicht, und mancher Fan wird neidisch hinübergeschaut haben auf die Gruppe der Frankfurter Konkurrenz: Die Eintracht reist zum FC Arsenal und trifft dabei auf den Ex-Gladbacher Granit Xhaka, zudem geht es zu Standard Lüttich und zu Vitoria Guimaraes nach Portugal. Die Perspektive indes ist für Gladbach und Frankfurt, die übrigens nicht parallel spielen werden an den Europa-League-Donnerstagen, identisch: Platz zwei ist mindestens drin.
Und: Borussias Tour durch Europa ist überschaubar, sie bringt keine allzu großen Strapazen mit. Reisen zum Beispiel nach Aserbaidschan (Qarabag Agdam), Kasachstan (Astana) oder in die Ukraine (Dynamo Kiew, PFK Olexandrija) bleiben den Borussen erspart. Das kann in einer Vorrunde mit mindestens 25 Spielen ein Vorteil sein. „Eine interessante Gruppe“– so lautet das Klubstatement zur Auslosung. Sportdirektor Max Eberl gab zu, einige Varianten im Kopf gehabt zu haben. „Es gab im Vorfeld Gegner, die man gerne gehabt hätte, und Gegner, die man nicht so gerne gehabt hätte. Jetzt hat man Gegner, mit denen man nicht so sehr gerechnet hat“, befand er.
Die Gruppe ist zumindest kein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg dorthin, auch wenn Vize-Präsident Rainer Bonhof mahnt: „Einige werden es so interpretieren, dass die Gruppe nicht ganz so schwierig ist. Wir müssen jeden einzelnen Gegner erst einmal bespielen. Von der Einstellung her muss man in der Europa League in jedem Spiel 100 Prozent abrufen“, sagte Bonhof, der 1975 mit Borussia den Uefa-Cup, den Vorgänger-Wettbewerb der Europa League, gewann. So weit denken die Borussen noch lange nicht. Aber: „Wenn wir gut drauf sind, können wir in der Gruppe bestehen. Unser Ziel ist es, weiterzukommen“, sagte Eberl. Und dann so weit zu kommen wie möglich. Vorbild der Borussen ist Frankfurt, das in der vergangenen Saison in der Europa League für Aufsehen sorgte und bis ins Halbfinale kam.