Wie aus Loddar endlich Lothar wird
Mit 58 Jahren hat Lothar Matthäus endlich zu sich gefunden. Dafür hat er einen langen Weg zurückgelegt und sich erstaunlich oft verdribbelt. Oder wie er sagen würde: Wäre, wäre, Fahrradkette.
Irgendwie hat er nie den Sprung aus der Kabine geschafft. Er war mal hier als Experte tätig und da als Berater. 150 Länderspiele, 21 Profi-Jahre, 5 Ehen. Jeder, der mit ihm einmal intensiver zusammengearbeitet hat, attestiert Lothar Herbert Matthäus einen außerordentlich großen Fußballsachverstand. Für die allermeisten ist er „Loddar“geblieben. Deshalb hat er nie eine Chance bekommen, sich in der Bundesliga als Trainer zu beweisen. Vorsorglich hat er im fortgeschrittenen Alter von 58 seine Karriere beendet. Es deutete sich nicht an, dass doch nochmal ein wirklich großer Klub bei ihm anklopfen würde. Die Leute haben über ihn oft geschmunzelt, fair war das nicht immer, aber
24, 27 und 26 Jahren im besten, aber auch wechselgefährlichsten Alter.
Zurücklehnen wird sich Pfannenstiel deshalb nicht – das ist in seiner DNA nicht angelegt. In der Länderspielpause, die nach dem Frankfurt-Spiel ansteht, wird er die Vertragsverlängerungen von Rouwen Hennings, Niko Gießelmann und den anderen Profis angehen, deren Kontrakte 2020 auslaufen. Der Bayer baut schon jetzt die Fortuna der Zukunft, die die Krisen der Vergangenheit nicht mehr erleben soll.
Und Pfannenstiel ist ein Mann für alle Kanäle. Mit seinen Postings bei Instagram und Twitter treibt er mitunter den Spezialisten von Fortunas Medienabteilung die Schweißperlen auf die Stirn, weil er nach einer Vertragsunterschrift mit den Worten „to be continued“(wird fortgesetzt) schon die nächste ankündigt. Der frühere Torhüter, der auf allen Kontinenten als Profi arbeitete, spielt mit den Medien und den Fans, mischt Fortuna so richtig auf.
Dazu passt auch sein neuestes Projekt. „Rot & Schweiß“heißt es und ist der erste offizielle Fortuna-Podcast. Zum Auftakt trifft er sich mit dem derzeit verletzten Düsseldorfer Torhüter Michael Rensing und verrät, warum er als junger Keeper ein Angebot aus der Bundesliga ausschlug und stattdessen nach Malaysia ging. Zwischendurch wird er sich zudem um sein Projekt Global United FC kümmern, mit dem er durch spektakuläre Fußballspiele auf den Klimawandel aufmerksam machen will. Und wie immer wird er jeden Tag vor Morgengrauen aufstehen. Lutz Pfannenstiel nennt das Durchschnaufen. er hat auch viel dafür getan.
Doch aus „Loddar“ist Lothar geworden. Die DFL hat ihn mit dem „Ehrenpreis“ausgezeichnet „für besondere und herausragende Leistungen rund um den deutschen Fußball“. Der „Express“hat ihn zur „Lichtgestalt“erhoben, nach dem Abdanken des „Kaisers“gab es da eine gewisse Lücke. Im Podcast der „Bild“erzählt er offen wie nie, was alles nicht so optimal gelaufen ist. Matthäus wirkt aufgeräumt und mit sich im Reinen. Das ist eine schöne Erkenntnis für einen früher sportlich Gefeierten, der hernach nicht immer die richtige Ausfahrt erwischt hat.