Rheinische Post Hilden

Blick in Loki Schmidts Leben

Kanzlergat­tin, Naturschüt­zerin und Lehrerin: Loki Schmidt war weit mehr als nur die Frau von Altkanzler Helmut Schmidt. In diesem Jahr wäre sie 100 Jahre alt geworden. Eine Ausstellun­g erzählt ihr Leben – und führt auf eine Wiese.

- VON STEPHANIE LETTGEN

HAMBURG (dpa) „Ich liebe Dich“steht auf einer handschrif­tlichen Notiz von Altkanzler Helmut Schmidt für seine Frau Loki. Daneben liegen auf ihrem Schreibtis­ch ein Schminkspi­egel und ein Schullinea­l. Im Schrank stehen die Gummistief­el der 2010 gestorbene­n Ehrenbürge­rin Hamburgs. In der Küche des bescheiden­en Hauses im Stadtteil Langenhorn sind viele bunte Tassen zu sehen. Loki Schmidts Schlafund Arbeitszim­mer sowie die Küche dürfen Besucher bei den Führungen im Haus der Schmidts nicht betreten. Doch für die Presse gibt es eine kurze Ausnahme – Anlass ist Lokis 100. Geburtstag und die Eröffnung der Ausstellun­g „Mit Loki in die Welt“im Museum für Hamburgisc­he Geschichte. Bis zum 21. Oktober zeigt die Schau das Leben der Kanzlergat­tin, Lehrerin und Naturschüt­zerin.

Loki Schmidts Geburtstag war bereits am 3. März – gefeiert wird in der Hansestadt aber das ganze Jahr über mit zahlreiche­n Veranstalt­ungen. „Wir sind jetzt an einem Zeitpunkt, an dem die Erinnerung an die historisch­e Person etwas verblasst, weil es immer weniger Menschen gibt, die sie noch erlebt haben“, sagt der Geschäftsf­ührer der Loki-Schmidt-Stiftung, Axel Jahn. Viele Menschen würden sich an ihrer Arbeit orientiere­n. „Sie wird vielleicht gerade zu einer Art Ikone.“

Wie eine Blumenwies­e gestaltet ist der erste Anlaufpunk­t der am Donnerstag eröffneten Ausstellun­g. Dort können die Besucher Fotoalben anschauen und Interview-Ausschnitt­en lauschen, in denen die „Hamburger Deern“über ihre Kindheit in ärmlichen Verhältnis­sen im Arbeitervi­ertel Hammerbroo­k erzählt. Hannelore Glaser hieß sie damals, doch schon als kleines Mädchen wählte sie den Namen Loki. Ihren späteren Ehemann Helmut (19182015) kennt sie von Kindheit an. Die Begeisteru­ng für das Schachspie­l verbindet die beiden. Ein Exemplar wird deshalb genauso präsentier­t wie ein Aschenbech­er und die immer griffberei­ten Zigaretten. Fast 70 Jahre waren die Schmidts verheirate­t, von 1974 bis 1982 war der SPD-Politiker Bundeskanz­ler.

Doch die Ausstellun­g legt einen anderen Schwerpunk­t: „Was wir zeigen wollen, ist Loki als Naturforsc­herin, Botanikeri­n und Naturschüt­zerin“, sagt Kuratorin Maike Hinze. „Das hat sie seit ihrer frühsten Kindheit begleitet.“Lebenslang kämpfte sie für den Schutz heimischer Pflanzen, ernannte die „Blume des Jahres“und ging mit Wissenscha­ftlern auf viele Reisen. „Sie hat internatio­nal geforscht“, sagt Stefan Herms, Geschäftsf­ührer der Helmut-und-Loki-Schmidt-Stiftung.

Auf die Besucher warten auch interaktiv­e Elemente: Sie können einjährige­s Rispengras durch eine Lupe beobachten oder Blütenpfla­nzen mit Hilfe von Büchern bestimmen. Am Samstag wird im Museum ein großes Fest zum runden Geburtstag von Loki Schmidt gefeiert.

Die Wanderauss­tellung soll deutschlan­dweit in Botanische­n Gärten, Umweltzent­ren oder naturkundl­ichen Museen gezeigt werden. Daten und Orte stehen aber noch nicht fest.

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FOTOS: DPA
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Die Küche von Loki Schmidt im Haus des Paares in Hamburg-Langenhorn ist bei Führungen nicht öffentlich zugänglich.
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Loki Schmidt war eine engagierte Naturforsc­herin.

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