Blick in Loki Schmidts Leben
Kanzlergattin, Naturschützerin und Lehrerin: Loki Schmidt war weit mehr als nur die Frau von Altkanzler Helmut Schmidt. In diesem Jahr wäre sie 100 Jahre alt geworden. Eine Ausstellung erzählt ihr Leben – und führt auf eine Wiese.
HAMBURG (dpa) „Ich liebe Dich“steht auf einer handschriftlichen Notiz von Altkanzler Helmut Schmidt für seine Frau Loki. Daneben liegen auf ihrem Schreibtisch ein Schminkspiegel und ein Schullineal. Im Schrank stehen die Gummistiefel der 2010 gestorbenen Ehrenbürgerin Hamburgs. In der Küche des bescheidenen Hauses im Stadtteil Langenhorn sind viele bunte Tassen zu sehen. Loki Schmidts Schlafund Arbeitszimmer sowie die Küche dürfen Besucher bei den Führungen im Haus der Schmidts nicht betreten. Doch für die Presse gibt es eine kurze Ausnahme – Anlass ist Lokis 100. Geburtstag und die Eröffnung der Ausstellung „Mit Loki in die Welt“im Museum für Hamburgische Geschichte. Bis zum 21. Oktober zeigt die Schau das Leben der Kanzlergattin, Lehrerin und Naturschützerin.
Loki Schmidts Geburtstag war bereits am 3. März – gefeiert wird in der Hansestadt aber das ganze Jahr über mit zahlreichen Veranstaltungen. „Wir sind jetzt an einem Zeitpunkt, an dem die Erinnerung an die historische Person etwas verblasst, weil es immer weniger Menschen gibt, die sie noch erlebt haben“, sagt der Geschäftsführer der Loki-Schmidt-Stiftung, Axel Jahn. Viele Menschen würden sich an ihrer Arbeit orientieren. „Sie wird vielleicht gerade zu einer Art Ikone.“
Wie eine Blumenwiese gestaltet ist der erste Anlaufpunkt der am Donnerstag eröffneten Ausstellung. Dort können die Besucher Fotoalben anschauen und Interview-Ausschnitten lauschen, in denen die „Hamburger Deern“über ihre Kindheit in ärmlichen Verhältnissen im Arbeiterviertel Hammerbrook erzählt. Hannelore Glaser hieß sie damals, doch schon als kleines Mädchen wählte sie den Namen Loki. Ihren späteren Ehemann Helmut (19182015) kennt sie von Kindheit an. Die Begeisterung für das Schachspiel verbindet die beiden. Ein Exemplar wird deshalb genauso präsentiert wie ein Aschenbecher und die immer griffbereiten Zigaretten. Fast 70 Jahre waren die Schmidts verheiratet, von 1974 bis 1982 war der SPD-Politiker Bundeskanzler.
Doch die Ausstellung legt einen anderen Schwerpunkt: „Was wir zeigen wollen, ist Loki als Naturforscherin, Botanikerin und Naturschützerin“, sagt Kuratorin Maike Hinze. „Das hat sie seit ihrer frühsten Kindheit begleitet.“Lebenslang kämpfte sie für den Schutz heimischer Pflanzen, ernannte die „Blume des Jahres“und ging mit Wissenschaftlern auf viele Reisen. „Sie hat international geforscht“, sagt Stefan Herms, Geschäftsführer der Helmut-und-Loki-Schmidt-Stiftung.
Auf die Besucher warten auch interaktive Elemente: Sie können einjähriges Rispengras durch eine Lupe beobachten oder Blütenpflanzen mit Hilfe von Büchern bestimmen. Am Samstag wird im Museum ein großes Fest zum runden Geburtstag von Loki Schmidt gefeiert.
Die Wanderausstellung soll deutschlandweit in Botanischen Gärten, Umweltzentren oder naturkundlichen Museen gezeigt werden. Daten und Orte stehen aber noch nicht fest.