Rheinische Post Hilden

So schmecken Sylt, Baden und Bayern

Unsere Autoren haben sich auf eine kulinarisc­he Reise zu beliebten Urlaubszie­len in Deutschlan­d gemacht.

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Nirgends gibt es so herrlich frischen Fisch wie an der Küste. Drum ist es wunderbar für die Daheimgebl­iebenen oder gerade wieder Heimgekehr­ten, dass auch in Düsseldorf ein „Fischkutte­r“liegt.

Das Sylterisch­e

Düsseldorf und die Nordsee-Schönheit haben ja ohnehin viel gemeinsam, das Schickimic­ki-Image und die Mär, dass hier wie dort nur die Reichen und Schönen leben. Da ist es also nicht so schwer, das Syltgefühl auf dem Unteren Rheinwerft wach werden zu lassen. In der ersten Reihe sitzen sie hier, die dazugehöre­n und die, die gern dazugehöre­n würden, Touristen vor allem, goldumrand­ete Sonnenbril­len auf die Stirn geschoben und hellblaue Sommerpull­is locker um die Schultern geschlunge­n. Sie trinken Wein oder Champagner und gucken aufs Wasser oder an die Nachbartis­che, um zu sehen, wer da so sitzt – sehen und gesehen werden eben, ganz wie auf Sylt. Und auch wenn die Rheinschif­fe winzig sind gegen die Nordseetan­ker, so hat man durch die schiere Nähe das Gefühl, die ganz großen Pötte schwämmen da majestätis­ch an einem vorbei, es ist ein Hauch von Meer.

Und sonst so

Das Allerschön­ste ist ja, dass Düsseldorf von Sylt aus ziemlich südlich liegt. Weshalb die Dependance des Inselresta­urants tatsächlic­h Gosch „im Süden“heißt. Die Speisekart­e ist riesig. Wenn es welche gibt, sind sogar Nordseekra­bben im Angebot. Und eine Spezialitä­t, die bei uns hier eher, sagen wir, wenig bekannt ist. Im Urlaub kann man’s aber aber mal probieren: Labskaus, stilecht mit Bratkartof­feln und Spiegelei.

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Ambiente Na, wenn das kein Urlaubsfee­ling ist: Hochbetrie­b an den Kombüsentr­esen, an denen man sich sogar den 95 Euro teuren Seafood-Teller selbst holen muss, wirbelnde Köche und über den Tischen und Bänken ein Duftgemisc­h aus Frittenfet­t und Rhein. Wenn man genug vom Schiffe gucken hat, muss man übrigens bloß den Kopf drehen und hat den Schloßturm im Blick.

Preis-Leistung Die Hauptgeric­hte auf der Karte reichen vom Backfisch mit Brötchen (4,40 Euro) bis zur Düsseldorf­er Seafood-Platte mit Hummer, Black Tiger Garnelen, King Prawns und Jakobsmusc­heln für zwei Personen (95 Euro). Backfisch, der zu jedem Urlaub am Meer gehört, gibt’s auch mit Kartoffels­alat oder Bratkartof­feln, beides nicht gerade Haute Cuisine, dafür schnell und reichlich. sg

Gosch Düsseldorf, Unteres Rheinwerft 14, Tel. 0211 15927203, geöffnet täglich 11 bis Feierabend.

Bayern ist nicht nur das größte, sondern bei Touristen auch das beliebtest­e Bundesland – jede fünfte Übernachtu­ng bundesweit wird in einem bayerische­n Bett gebucht. Für eine Reise nach Bayern gibt es viele gute Gründe wie interessan­te Städte, traumhafte Landschaft­en und imposante Bergkuliss­en und natürlich auch die deftige bayrische Küche. Und wer es nicht schafft, dorthin zu reisen, kann sich zumindest im Weiss Blauen Haus an der Nordstraße mit typischen Schmankerl­n der bayrischen Küche verwöhnen lassen.

Das Bayrische

Seit 25 Jahren besteht das Weiss Blaue Haus bereits in Pempelfort und diese lange Zeit spricht in der schnellleb­igen Gastronomi­eszene für sich. Die Küche ist authentisc­h, die Angebote der Speisekart­e könnten sich ohne weiteres auch in einem urigen Wirtshaus mitten in Bayern wiederfind­en. Was man gemeinhin mit der bayrischen Küche verbindet, wie Weißwurst, Brezn mit Obazda, deftige Knödel- oder Kloßgerich­te, gehören zu den Spezialitä­ten. Bereits die hausgemach­ten Suppen, wie die Pfannkuche­n- und die Leberknöde­lsuppe, stimmen auf die kulinarisc­he Reise ein. Typisch ist die Brotzeit mit Leberkäs, kaltem Braten, Schinken, Käse und Bauernbrot. Deftig ist beispielsw­eise die Schweinsko­pfsülze oder das frische Eisbein auf Fasssauerk­raut und hausgemach­tem Kartoffelp­üree. Landestypi­sch geht es auch beim Dessert mit Apfelstrud­el und Kaiserschm­arrn weiter. Und natürlich

Draußen steht man mitten in Oberkassel am trubeligen Belsenplat­z. Drinnen in der Dorfstube herrscht Schwarzwäl­der Gemütlichk­eit – und zwar ziemlich authentisc­h: Die Familie des Geschäftsf­ührers Christian Bareiss führt seit den 50er Jahren ein großes Hotel-Ressort im Nordschwar­zwald. Die Dorfstube ist praktisch die Düsseldorf­er Dependance dieses Betriebs.

Das Schwarzwäl­dische

Schon mit der Vorspeise kann man direkt in den Urlaub abtauchen, zum Beispiel bei einer Schwäbisch­en Maultasche an Kartoffel-Gurkensala­t (9,50 Euro) oder ausgezeich­neten Badischen Weinbergsc­hnecken (9 Euro). Vegetarier können dann mit einer Lasagne von der Älbler Linse weitermach­en (19,80 Euro). Auch sehr gut ist der saftige Schwäbisch­e Zwiebelros­tbraten auf Sommergemü­se (29,50 Euro), getoppt mit einer Maultasche, dazu Spätzle. Die Schwarzwäl­der Kirschtort­e enthält erfreulich­erweise nur dezent Kirschwass­er. Regionales Bier gibt es leider nicht, dafür eine Reihe badische Weine wie den sehr mineralisc­hen 2017er Grauburgun­der Spätlese aus Sasbachwal­den (5,80 Euro/Glas, 10,80 Euro/Flasche).

Und sonst so

Auf der Karte stehen unter anderem große Salate, Klassiker wie Wiener Schnitzel und saisonale kann der Gast aus zahlreiche­n bayrischen Biersorten auswählen.

Und sonst

Im Blau Weissen Haus muss nicht bayrisch gespeist werden. Es gibt auch Angebote aus anderen Regionen wie ein indischer Salat mit Currysoße oder der Düsseldorf­er Senfrostbr­aten.

Ambiente Urig und gemütlich sind die beiden Gaststuben mit viel Holz und Accesstalt­et, soires gestaltet, die man mit Speisen wie Pfifferlin­ge mit Semmelknöd­eln (14,80 Euro) oder einem Rinder-Carpaccio (15,50 Euro).

Ambiente im Landeinric­htet.

Die fünf Stuben sind haus-Stil gerichtet. Bayern verbindet, wie Bilder von König Ludwig, blau-weiße Markisen und Servietten, die Trachtenhe­mden der Kellner und Bierkrüge als Tischschmu­ck.

Preis-Leistung Die Gerichte sind mächtig, die Teller gut gefüllt. Hungrig geht keiner aus dem Weiss Blauen Haus nach Hause. Der Bauernschm­aus mit Haxenfleis­ch, Münchner Weisswürst­l, Leberkäs und Leberknöde­l auf Fasssauerk­raut und köstlichem hausgemach­ten Kartoffelp­üree kostet beispielsw­eise 14,50 Euro, drei Apfelküche­rl mit Zimtzucker 4,90 Euro und einen halber Liter Bier gibt es für 3,90 Euro.

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Das Weiss Blaue Haus, Nordstraße 115, Tel. 0211 488800, täglich von 10 bis 23 Uhr, bei Bedarf auch länger Das könnte kitschig sein, aber die Dorfstube kriegt die Kurve. In der Uhrenstube sitzt man auf geschnitzt­en Stühlen an Massivholz­tischen, dekoriert ist der Raum mit Schilderuh­ren, Küchenwaag­en, Kaffeemühl­en und Spitzengar­dinen.

Preis-Leistung Qualitativ hochwertig­e Zutaten und liebevoll angerichte­te Teller haben ihren Preis: 50 Euro für zwei Gänge, ein Glas Wein und Wasser standen am Ende auf der Rechnung der Testerin. Aber im Urlaub darf man sich ja auch mal was gönnen. hpaw

Dorfstube, Lanker Straße 2, Tel. 0211 17152540, geöffnet Montag bis Samstag 12 bis 15 und 18 bis 22 Uhr, Sonntag 12 bis 22 Uhr.

 ?? RP-FOTO ANDREAS ENDERMANN ?? Kellner Farid serviert im Weiss Blauen Haus deftige Speisen aus Bayern und das dazugehöri­ge Bier.
RP-FOTO ANDREAS ENDERMANN Kellner Farid serviert im Weiss Blauen Haus deftige Speisen aus Bayern und das dazugehöri­ge Bier.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Der stellvertr­etende Betriebsle­iter Omar Hossein präsentier­t im „Fischkutte­r“Fangfrisch­es aus dem Meer.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Der stellvertr­etende Betriebsle­iter Omar Hossein präsentier­t im „Fischkutte­r“Fangfrisch­es aus dem Meer.
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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Ali Taouil serviert in der Dorfstube Zwiebelros­tbraten, Maultasche­n und Spätzle.
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