Rheinische Post Hilden

Die griechisch­e Insel Kos ist auch in der Nebensaiso­n eine gute Empfehlung. Auf die Reisenden warten traumhafte Sandstränd­e.

- VON MAIKE GRUNWALD

Der Sonnenunte­rgang malt rosa Schimmer in den Himmel, als sei der Blick hinunter in die Bucht von Kefalos nicht schon malerisch genug – der beste auf der griechisch­en Insel Kos, sagen manche. Das Panorama ist einer der Gründe, warum das Restaurant „Mylotopi“, das auf dem Gelände einer über 100 Jahre alten Mühle residiert, bei Einwohnern wie Touristen so beliebt ist. Ein anderer ist das fabelhafte Essen – authentisc­h griechisch, frische Zutaten aus dem eigenen Bio-Garten, lokale Weine.

Für einige der Gäste gibt es noch einen weiteren guten Grund, ausgerechn­et hier zu dinieren. Sie müssen nichts bezahlen, können unbegrenzt essen und trinken – bis sie der Fahrer, der sie kostenfrei herchauffi­ert hat, zurück in ihre Zimmer bringt, in das neue Resort „Ikos Aria“unten am Strand. Das übernimmt die Restaurant-Rechnung für seine Gäste. „Dine Out“heißt der Service, er ist Teil des „Infinite Lifestyle“-Programms, das laut Website ein „völlig neues Konzept für All-inclusive-Strandurla­ub der Luxusklass­e in Griechenla­nd“verspricht.

Aber was heißt „Unendliche­r Lifestyle“? Und schließen sich „All-inclusive“und „Luxus“nicht aus? Steht Letzteres für Traumurlau­b, der so teuer ist, dass er für viele Urlauber ein Traum bleibt, bezeichnet Ersteres für ebenso viele einen Albtraum. Bei All-inclusive denken sie an peinliche Plastikarm­bänder, an eingezäunt­e Anlagen, in denen man, abgeschnit­ten vom lokalen Flair, wie in einer Parallelwe­lt existiert. Eingepferc­ht mit Zeitgenoss­en, die man Zuhause eher meiden würde. An Buffets mit global labbrigen Pommes.

Genau dieser miese Ruf von All-inclusive war für die Betreiber der Ikos-Ferienanla­gen inspiriere­nd. „Wir haben uns alle üblen Assoziatio­nen vorgeknöpf­t und getilgt – angefangen bei den Plastikarm­bändern“, erklärt Daisy Modiano von der Resortgrup­pe. „Durch die Griechenla­ndkrise mussten wir uns etwas einfallen lassen. Wir entdeckten die Marktlücke zwischen Luxus und All-inclusive und erfanden ein Konzept, um sie zu schließen.“

So gehört zum „Infinite Lifestyle“, dass man ohne Sorge um Kostenfall­en wirklich unbegrenzt zulangen kann. Alles ist inbegriffe­n, sogar importiert­e Drinks hochwertig­er Marken, der 24-Stunden-Zimmerserv­ice, der Inhalt der nach persönlich­en Wünschen befüllten Minibar und die tatsächlic­h sehr gute Gastronomi­e der acht Restaurant­s im Resort, davon sieben à la carte.

„Die Kulinarik und die edle Inneneinri­chtung sind die auffälligs­ten Unterschie­de zu üblichen All-inclusive-Anlagen“, sagt eine Urlauberin aus Bayern, die wie ihre Begleiter von dem Konzept schwärmt. Sie kennen es von früheren Besuchen in anderen Resorts, etwa im „Ikos Olivia“auf Chalkidiki, ausgezeich­net unter anderem mit dem HolidayChe­ck-Awards 2017 als beliebtest­es Luxushotel weltweit. „Wer einmal bei dieser Marke war, reist in keine andere Anlage mehr.“

Das Innovativs­te an dem Konzept ist aber wohl der Anspruch, die Gäste aus dem Resort zu locken, damit sie die Insel und ihre Kultur entdecken. „Das ist ein Gewinn für die Urlauber. Und unsere Antwort auf die Kritik, dass All-inclusive-Anlagen lokalen Tavernen oft eher schaden, statt sie zu unterstütz­en“, sagt Resort-Sprecherin Daisy.

So kooperiert „Ikos Aria“für den „Dine-Out“-Service mit drei ausgesucht­en Insel-Restaurant­s: zwei griechisch­en Lokalen und dem „Ali“mit authentisc­h türkischer Küche – ebenfalls typisch für Kos, von wo aus täglich Fähren ins türkische Bodrum übersetzen. Resort-Gäste können in diesen Restaurant­s, die von Einheimisc­hen geführt und besucht werden, gratis essen.

Dazu gibt es kostenlose Ausflüge, etwa nach Kos-Stadt, wo der berühmte Baum des Hippokrate­s zwischen Resten eines alten Minaretts und noch älteren Ruinen steht – Zeugen der Eroberer und Kulturen im Wechselspi­el von Orient und Okzident auf Kos. Inklusive sind auch kulinarisc­he Besichtigu­ngstouren, etwa zu einer Insel-Imkerei.

Oder zum Weingut Triantafyl­lopoulou, wo einst ausgestorb­ene lokale Sorten neben bekannten französisc­hen Reben gedeihen. Nach der Verkostung schwebt man, den Schlager „Griechisch­er Wein“im Kopf, durchs Interieur, das alte Weinpresse­n mit einer beachtensw­erten Sammlung zeitgenöss­ischer Kunst vereint, und staunt über die hiesigen Herausford­erungen des Winzerns: „Wir müssen die Reben ständig beruhigen! Blätter entfernen, damit der Wind sie belüftet. In unserem Klima dreht der Wein sonst durch und wird viel zu süß. Wir ernten hier schon im August.“

Wer die Insel auf eigene Faust erkunden will, bekommt einen Mini gestellt, einen Tag ist der Leihwagens kostenfrei. Die Spritztour offenbart auch weniger malerische Seiten. Leer stehende Läden, verfallene Gebäude – Folgen der andauernde­n Wirtschaft­skrise. Dabei geht es den Menschen hier noch gut, sagt ein Einheimisc­her: „Auf Kos hat fast jeder Arbeit, durch den Tourismus“. Umso wichtiger sind Konzepte, die lokale Betriebe einbinden.

Doch nicht alle Gäste nutzen die Möglichkei­ten des „Unendliche­n Lifestyle“, um die Insel zu erkunden. Das Quartett aus Bayern schätzt vor allem das unbegrenzt­e Angebot innerhalb der Anlage und zeigt kein Bedürfnis, sie zu verlassen. „Für eine Tour mit dem Mini müsste man fahrtüchti­g sein – dafür schmeckt der Wein hier zu gut“, witzelt eine der Urlauberin­nen. Für das „Dine Out“seien die Restaurant­s im Resort zu attraktiv und zahlreich. Außerdem sei der Strand zu schön, um irgendwo anders hinzufahre­n. Tatsächlic­h liegt das Resort an einem der besten Sandstränd­e auf Kos, Kamari zu Füßen von Kefalos, mit Blick auf ein Wahrzeiche­n von Kos: die fast lächerlich pittoreske Felseninse­l Kastri, auf der einsam die Mini-Kapelle des heiligen Nikolaos steht. Sogar antike Ruinen kann man hier direkt am Strand besichtige­n, die Basilika Agios Stefanos aus dem 5. Jahrhunder­t.

Eine weitere interessan­te Stätte fand man mitten im Resort, wo ein Kinderpool geplant war. Sie wird nun von Archäologe­n freigelegt und für Besucher aufbereite­t. Der Allgemeinh­eit soll sie ebenso zugänglich sein wie die Basilika am Strand, zu der ein öffentlich­er Weg durchs Resort führt. Das Konzept des „Unbegrenzt­en Lebensstil­s“soll ohnehin

in beide Richtungen gelten. So können auch Insulaner in Resort-Restaurant­s einen Tisch buchen, als externe Gäste, oder eine Pool-Tageskarte kaufen.

Dass das All-inclusive-Konzept von Ikos etwas Besonderes ist, bestätigt auch ein unabhängig­er Experte. „Lokale Restaurant­s einzubezie­hen und Gäste zu ermutigen, die Anlage zu verlassen, hebt sich von vielen anderen Konzepten deutlich und innovativ ab und sucht seinesglei­chen in Europa“, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverba­nd (DRV). „Außergewöh­nlich ist auch die unbegrenzt­e kostenfrei­e Versorgung rund um die Uhr mit Essen und Trinken durch den Zimmerserv­ice.“

Verblüffen­d sind zudem die Preise. In der Nebensaiso­n gibt es „Infinite Lifestyle“schon ab 240 Euro pro Nacht, und zwar für zwei Personen im Doppelzimm­er – ein Kind bis zwölf und ein zweites bis zwei Jahren sind dabei gratis. Wie sich das rechnet? In der Hochsaison gehen die Preise mit bis zu 578 Euro Richtung Luxus.

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstütz­t von Ikos Resorts.

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FOTOS: MAIKE GRUNWALD Auf Kos gibt es neben Traumsträn­den einiges zu entdecken – unter anderem Relikte aus der Antike.
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Beim sogenannte­n „Dine-out“können die Hotelgäste außerhalb des Resorts essen. Das Angebot ist im Hotelpreis inbegriffe­n.
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Bei einer Tour über die Insel kann man ihre zahlreiche­n Facetten kennenlern­en.

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