Schlüssel muss auf Neubau warten
Vor fünf Jahren startete Karl-Heinz Gatzweiler seine Pläne für einen Erweiterungsbau der Hausbrauerei Im Schlüssel auf der Bolkerstraße. Ein Nachbar stellt sich quer, jetzt entscheidet das Gericht.
Wer Führungen durch Düsseldorfer Hausbrauereien macht, kommt aus dem Staunen meist nicht heraus. Die Gebäude sind verwinkelt, oft ist angebaut worden, Etagen sind zueinander versetzt – und wenn kein kundiger Führer dabei wäre, könnte man sich in diesen Labyrinthen schnell auf Nimmerwiedersehen verlaufen. Besonders in der Altstadt ist dies der Fall. Aber während der Uerige und das Füchschen schon bedeutende Erweiterungen vornehmen konnten, bleibt dem Schlüssel nur die Hoffnung auf Justitia. Inhaber Karl-Heinz Gatzweiler hat ein Nachbarhaus gekauft, kann es aber nicht abreißen und neu bauen.
Was plant Gatzweiler? Das schmale Haus an der Bolkerstraße 41 soll fallen und Platz machen für ein gutes Stück mehr Brauerei. Nach den Plänen des Düsseldorfer Architekturbüros Rhode Kellermann Wawrowsky (RKW ) sind, angelehnt an die Nachbarbebauung, drei Etagen plus Dachgeschoss vorgesehen. Besonders ist daran ein durch alle Stockwerke reichender Gastraum, der mehr als neun Meter hoch ist. Hier sollen vor allem Events stattfinden können, zudem ist auch aus dem Nachbarhaus des Schlüssel der Blick möglich auf die neuen Lagerkessel, die ebenfalls über alle Stockwerke führen. Drei der sechs Lagertanks reichen bis ins Kellergeschoss.
So schön, so unerfüllt. Denn nachdem die Gespräche im November 2014 mit dem Nachbarn zur Rechten gut liefen und es nach einer Zustimmung aussah, gab es dann keine Unterschrift, als es um den Bauvorbescheid ging. Als der Vater der Familie vom Niederrhein, die ihr Ladenlokal an einen vietnamesischen Imbiss vermietet hat, starb und die Verhandlungen nach einiger Zeit wieder aufgenommen wurden, besserte sich die Lage auch nicht. Es kam zu einem Gespräch mit Anwälten, „aber dabei wurden Forderungen aufgestellt, die bautechnisch nicht zu halten waren“, sagt KarlHeinz Gatzweiler. Maluszahlungen für minimale Überbauungen in der Höhe sollten fällig werden, die selbst das beste Bauunternehmen nicht würde ausschließen können.
Also reichte Gatzweiler eine zweite Bauvoranfrage ein, die auf die Genehmigungsfähigkeit des Baukörpers abzielte. Nach einem halben Jahr stimmte die Stadt zu, aber der Nachbar erhob dagegen Einspruch. Ein Jahr liegt das Verfahren nun beim Verwaltungsgericht, und Gatzweiler glaubte an gar keinen Fortgang mehr, als es jüngst dann doch Bewegung gab. Die Richterin des Verfahrens ordnete einen Ortstermin an und nahm die ganze Situation von vorne, hinten und von oben – dabei musste ins Freie geklettert werden – in Augenschein. Als einzige mögliche Einschränkung des Nachbarn erscheint dem Betrachter der Blick aus dem Fenster eines Raumes im Hinterhof, neben dem Toiletten liegen. Wie dramatisch dies ist und ob dadurch ein Neubau verhindert werden kann, muss nun das Verwaltungsgericht entscheiden. Gatzweiler hat aktuell an der Bolkerstraße eine Braukapazität von 23.500 Hektolitern. Mit der Erweiterung wären es 4500 Hektoliter mehr.
Eine Investition auf der grünen Wiese kommt für ihn nicht infrage. Schon die Abfüllung von Flaschenund Fassbier für den Getränkehandel wird in Krefeld durchgeführt, ein weiterer Schritt aus der Altstadt soll nicht geschehen. Gatzweiler hat seine Investition mit 3,5 Millionen Euro kalkuliert. Er rechnet mittlerweile mit 10 bis 15 Prozent Kostensteigerung.