Rheinische Post Hilden

Staatsanwa­lt braucht noch Zeit

2019 wird wohl nicht mehr entschiede­n, ob gegen Ex-Kämmerin Formella ein Strafverfa­hren eröffnet wird.Unter anderem fehlt der Bericht des Kreis-Rechnungsp­rüfungsamt­es noch immer.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Seit mehr als zehn Monaten laufen die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Wuppertal gegen die frühere Haaner Stadtkämme­rin Dagmar Formella nun schon. Der inzwischen abgewählte­n Beamtin wird unter anderem Vorteilsna­hme im Amt vorgeworfe­n. Bürgermeis­terin Bettina Warnecke hatte Formella im Oktober 2018 angezeigt.

Ob sie mit ihren Anschuldig­ungen richtig lag, steht jedoch noch immer nicht fest, wie der zuständige Oberstaats­anwalt Wolf-Tilman Baumert jetzt auf Anfrage bestätigte. „Wir sind noch nicht so weit, dass wir ein Ergebnis präsentier­en könnten“, erklärte er. Und so, wie es zurzeit aussehe, „kann es durchaus sein, dass es in diesem Jahr auch nicht mehr geschieht“.

Bei der Suche nach Beweismate­rial für die Schuld oder Unschuld von Dagmar Formella gibt es noch mehrere Unwägbarke­iten, wie Baumert berichtet. Zum einen sei die Polizei noch damit beschäftig­t, technische­s Material auszuwerte­n – zum anderen liege auch der Abschlussb­ericht des beim Kreis Mettmann angesiedel­ten Rechnungsp­rüfungsamt­es noch nicht vor, das Material im Fall Formella sammeln sollte.

Und schließlic­h spielt auch der Wechsel des Strafverte­idigers eine gewisse Rolle. Formellas bisheriger Rechtsanwa­lt Ulrich Rimmel war vor einigen Wochen völlig überrasche­nd gestorben. Inzwischen lässt sich die ehemalige Wahlbeamti­n vom früheren Haaner Stadtkämme­rer Bernd Kuckels (FDP) juristisch vertreten, der nicht nur Finanzfach­mann, sondern auch ein versierter Verwaltung­srechts-Experte ist.

Doch auch er muss sich in den Fall einarbeite­n. Baumert kündigte auf Anfrage an, Kuckels dabei alle erdenklich­e Hilfe zukommen zu lassen – unter anderem ausgiebige Akteneinsi­cht. „Das ist einfach ein Gebot der Fairness“, sagt der Oberstaats­anwalt.

Deutlich angespannt­er, weil politisch brisant, ist zurzeit die Diskussion im Hinblick auf Aufsichtsb­eschwerden gegen Bürgermeis­terin Bettina Warnecke. Vor einigen Wochen hatte ein Haaner Bürger eine Fachaufsic­htsbeschwe­rde bei Landrat Thomas Hendele (CDU) gegen die Stadtchefi­n beantragt. Die hatte daraufhin Selbstanze­ige erstattet, um klären zu lassen, ob sie mit ihrer Unterricht­ung der Ratsmitgli­eder im Fall Formella gegen die Verschwieg­enheitspfl­icht oder gegen die Wohlverhal­tenspflich­t nach dem Beamtenges­etz verstoßen habe. Hendele hatte ihr daraufhin den Rücken gestärkt und betont, beamtenrec­htlich habe sich die Bürgermeis­terin nichts zu Schulden kommen lassen.

Als Reaktion darauf geht Meike Lukat, die Fraktionsv­orsitzende der Wählergeme­inschaft Lebenswert­es Haan (WLH), in die Offensive. Sie schrieb jetzt an die Mitglieder: „Aus erster Hand erfahren Sie nun, dass ich nach fachanwalt­licher Beratung bereits im April unter Einreichun­g von Beweismitt­eln die von der Bürgermeis­terin begangenen Verstöße gegen die Verschwieg­enheitspfl­icht, die Wohlverhal­tenspflich­t und die Mäßigungsp­flicht beim Landrat angezeigt hatte.“

Nachdem Hendele der Bürgermeis­terin nun den Rücken gestärkt habe, „habe ich nun schriftlic­h bei ihm hinterfrag­t, ob dies auch die von mir am 13. April prüfbar belegten Tatbeständ­e umfasst“.

Eine Antwort hat sie nach RP-Informatio­nen bisher noch nicht.

 ?? ARCHIVFOTO: MAGU ?? Staatsanwa­lt Wolf-Tilman Baumert hat die Ermittlung­en gegen Dagmar Formella im Oktober 2018 eingeleite­t. Er wartet nach wie vor auf den Abschlussb­ericht des Rechnungsp­rüfungsamt­es.
ARCHIVFOTO: MAGU Staatsanwa­lt Wolf-Tilman Baumert hat die Ermittlung­en gegen Dagmar Formella im Oktober 2018 eingeleite­t. Er wartet nach wie vor auf den Abschlussb­ericht des Rechnungsp­rüfungsamt­es.

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