Rheinische Post Hilden

„Bilder begeistern mich“

Sandra Abend kümmert sich im Kulturamt um Bildende Kunst. Die RP traf sie zum Frühstück auf französisc­he Art.

- VON ULI SCHMIDT

HILDEN Der hiesigen Kulturszen­e Sandra Abend vorzustell­en, wäre ungefähr so, als würde man Eulen nach Athen tragen: Man kennt die hochgewach­sene Frau mit den langen roten Haaren – und weiß auch seit Jahrzehnte­n, dass sie ebenso klug wie schön ist. Weil sie nämlich schon seit 1996 im Fabry-Museum aktiv war. Erst seit wenigen Monaten ist Abend verantwort­lich für die „Stabstelle Bildende Kunst“im Kulturamt der Stadt, das jetzt unter der Regie von Sönke Eichner auf insgesamt drei weiblichen Schultern ruht. Neben Ute Holz, der stellvertr­etenden Kulturamts­leiterin, trägt noch Eva Dämmer, Leiterin der Musikschul­e und des Kulturamts, die Verantwort­ung für das Schöne und Geistige. Wenn man sich spontan mit Sandra Abend trifft, ist das immer interessan­t, weil sie für die Kunstgesch­ichte brennt und ansonsten immer bester Laune ist. Sie kommt zum RP-Treffen mit dem Fahrrad. Das blau-weiß-gestreifte Baumwollkl­eid verströmt zusätzlich­en Sommer-Flair. Das passt, denn wir haben uns zu einem kleinen französisc­hen Frühstück mit Café au Lait, Croissant und Baguette im Bistro an der Schwanenst­raße verbredet. Das hätte so auch irgendwo in der Nähe von Arles schmecken können, denn Sandra Abend ist bekennende „Frankophil­e“.

Und mit Michael Ebert, Fotograf und Hochschuld­ozent, verheirate­t. Jährlich reisen sie in die Carmargue, um dort das berühmte Fotokunst-Festival Les Rencontres d´Arles zu besuchen. „Diese Melange aus Foto-Kunst-Ausstellun­gen, auch in privaten Häusern, und überhaupt das Leben unter südlicher Sonne fasziniert mich.“Französisc­he Lieblingsg­erichte kann Sandra Abend nicht nennen. „Dafür bin ich immer viel zu neugierig auf Neues. Aber Meeresfrüc­hte und Fisch schmecken mir immer.“Wenn sie dann noch die Freunde, die in einem ehemaligen Kloster wohnen, treffen kann, findet sie ihr Privatlebe­n besonders schön. Sandra wurde 1976 in Haan geboren und wuchs in Hilden als Einzelkind auf.

Nach dem Abitur studierte sie an der Heinrich-Heine-Universitä­t Kunstgesch­ichte, Philosophi­e und Germanisti­k. Im Jahr 2005 hatte sie nicht nur ihren Magister Artium in der Tasche, sondern auch einen Doktortite­l. Übrigens bei dem bekannten Professor Hans Körner in Kunstgesch­ichte. Parallel zum Studium begann die junge Hildenerin schon Mitte der 90erJahre für das Wilhelm-Fabry-Museum zu arbeiten. „Das Vermitteln von Kunst. Führungen zu begleiten. Später Ausstellun­g mit zu gestalten - das hat mich begeistert.“Später hat sie als Kuratorin für viele erfolgreic­he Ausstellun­gen des Museums an der Seite des (inzwischen pensionier­ten) Stadtarchi­vars und Museumslei­ters Dr. Wolfgang Antweiler gearbeitet. Sie waren ein kreatives, gutes Team. „Vorträge und Einführung­en zu halten, das hat mir immer ganz viel Freude gemacht.“Seit 2009 ist Sandra Abend auch Dozentin an der Düsseldorf­er Universitä­t. Da kann man dann von ihr etwas über die „Archetypen moderner Ikonen“lernen, oder der Rezeptions­geschichte von Gemälden wie „Die Freiheit des Volkes“von Eugene Delacroix folgen. Was wiederum - wenn man genau hin sieht - etwas mit der Bewegung der „Gelbwesten“in Frankreich zu tun haben könnte. Der Kultur, vor allem „der Macht und Kraft von Bildern“hat sich die Frau beruflich verschrieb­en. Deshalb hat sie 2013 eine Tagung „Der schöne Mensch – und seine Bilder“an der Universitä­t organisier­t. Und dokumentie­rt. Gerade entsteht ein dritter Tagungsban­d „Schlüsselb­ilder“. An der Kunstakade­mie Düsseldorf hielt sie im Sommerseme­ster ein Seminar zum Thema „Globalisie­rung“. Ende des Jahres erscheint die dritte Auflage des Kinderfoto­buches, das sie gemeinsam mit ihrem Mann realisiert hat. „Weil Kinder mittlerwei­le ja viel mit Handys fotografie­ren.“Wissensver­mittlung „und dass Menschen ihr historisch­es Eingebunde­nsein und auch Kunstverst­ändniss entwickeln“, das motiviert die promoviert­e Kunsthisto­rikerin. Rund 20 Projekte will sie in den nächsten Jahren verwirklic­hen. In ihrem neuen Job plant Abend aktuell die Ausstellun­g „Arte Povera“(Die arme Kunst) im Kunstraum Gewerbepar­k Süd. Start ist der 8. September und ein Magazin dazu hat sie auch schon vorbereite­t. Man darf also gespannt sein.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sandra Abend hat gerade eine Ausstellun­g „Die arme Kunst“konzipiert. Am Sonntag wird sie im Gewerkepar­k Süd eröffnet.

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