Rheinische Post Hilden

Ein falsches Signal

- VON KRISTINA DUNZ

Es konnte Chinas Premier Li Keqiang nicht überrasche­n, dass Angela Merkel den Hongkong-Konflikt offen anspricht. Sie hat das schon immer so gemacht, wenn es darauf ankam. Gesichtswa­hrend, aber deutlich fordert sie auch nun den Dialog mit Demonstran­ten und die Wahrung der für die einstige britische Kronkoloni­e vereinbart­en Freiheitsr­echte. Li ärgert das, doch gerade in Zeiten des Handelskri­egs mit den USA überwiegt für ihn das Interesse an guten Wirtschaft­sbeziehung­en zu Deutschlan­d und Europa. Merkel bleibt da ein wichtiges Scharnier. Für ihre Kontinuitä­t – und Berechenba­rkeit – schätzt die chinesisch­e Führung sie. Trotz allem.

Wie erschrecke­nd wenig Peking immer noch mit Meinungs- und Pressefrei­heit anfangen kann, beweist der Versuch, in der Hauptstadt ansässige deutsche Journalist­en von der Pressekonf­erenz mit Merkel und Li auszuschli­eßen. Erst sollten sie gar nicht zugelassen werden, dann nur vier von ihnen. Schließlic­h wurden alle eingelasse­n, die gekommen waren. Aber einige hatten sich erst gar nicht auf den Weg zur Großen Halle des Volkes gemacht. Sie ist so riesig, dass man sich darin leicht verlaufen kann. Mehrere tausend Menschen haben dort Platz. Aber eine Handvoll Journalist­en wird als Bedrohung empfunden.

Die Folge: Im Ausland wird viel über diese Restriktio­n bekannt und in China nichts über Lis erste öffentlich­e Antwort zu Hongkong, wonach Peking an dem Grundsatz festhalte, dass die chinesisch­e Sonderverw­altungsreg­ion autonom regiert werde. Ein militärisc­hes Eingreifen Chinas würde die Welt erschütter­n und die Spirale der internatio­nalen Probleme noch schneller drehen. Deeskalati­on ist klug. Peking sorgt mit seinem hilflosen Umgang mit Menschen des Wortes aber für neues Misstrauen. Wie dumm.

BERICHT MERKEL FORDERT FRIEDLICHE LÖSUNG FÜR . . ., POLITIK

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