Kontrolleure beraten über Zukunft von Thyssenkrupp
ESSEN (anh) Der Schmerz bei Thyssenkrupp, nach Jahrzehnten aus dem Dax abzusteigen, wird ein wenig gelindert durch den jüngsten Kursverlauf: Die Aktie legte am Freitag um fünf Prozent auf 12,20 Euro zu. Am Vortag hatte der Chef des finnischen Aufzugherstellers Kone, Henrik Ehrnrooth, im Interview mit unserer Redaktion öffentlich sein Interesse an der Aufzugsparte der Essener bekundet und betont, wie gut sich beide Firmen ergänzen. Das hebe die Stimmung, sagte ein Börsianer der Agentur Reuters. An der Börse in Helsinki kletterte die Kone-Aktie auf ein Rekordhoch von 55 Euro.
Kone ist eine der Firmen, die Thyssenkrupp angeschrieben und um eine Interessenbekundung gebeten hat. Auch Finanzinvestoren wie KKR, Bain und CVC bekamen Post. Parallel treibt Thyssenkrupp den Börsengang der Sparte voran. Am Mittwoch will Konzern-Chef Guido Kerkhoff den Aufsichtsrat über den Stand informieren, so Branchenkreise. Eine Entscheidung soll noch nicht fallen. „Wir haben klar gesagt, dass wir, neben der Vorbereitung des Börsengangs, die vorliegenden Interessensbekundungen potenzieller Interessenten prüfen. Das tun wir gewissenhaft“, sagte ein Sprecher von Thyssenkrupp. „Deshalb haben wir einen strukturierten Prozess für die Bewertung von Angeboten von strategischen Investoren und Finanzinvestoren eingeleitet.“
Beobachter sehen es so: Mit Blick auf die Mitarbeiter wäre der Familienkonzern Kone ein attraktiver Partner. Doch da sich die Nr. 4 und Nr. 5 der Branche verbündeten, dürfte sich die Kartellprüfung hinziehen. Zeit aber hat Thyssenkrupp nicht, der Konzern braucht rasch Kapital. Der Verkauf an „Heuschrecken“ginge schneller, würde aber weniger Geld bringen und der IG Metall schwerer zu vermitteln sein. Thyssenkrupp Elevator hat über 50.000 Mitarbeiter, wenn auch weniger als zehn Prozent in Deutschland. Zudem will der Aufsichtsrat zum Stahl beraten. Nach dem geplatzten Deal mit Tata soll der neue Stahl-Chef Premal Desai seine Pläne vorstellen.