Rheinische Post Hilden

„Wir brauchen Currywurst-Pommes an Loch neun“

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So etwas ist nicht gut für eine Gesellscha­ft, so etwas fördert nicht den Austausch miteinande­r. Um mich nicht misszuvers­tehen: Wer andere diskrimini­ert und beleidigt, muss ausgegrenz­t werden. Mir geht es nur darum, dass manchmal schon ein falsches Wort ausreicht.

Menschen wollen Typen, aber Typen sollen möglichst nichts sagen. KAMYER Ja, Politiker sollen authentisc­h und ehrlich sein, sagen sie die Wahrheit, ist es vielen auch nicht Recht. Es ist einfach ein Problem unserer heutigen Zeit.

Sie engagieren sich in einer eigenen Stiftung für Kinder Warum bedeutet Ihnen das Engagement mehr, als Vorteil bei der Steuererkl­ärung? KAYMER (lacht) Über die Steuern habe ich mir die wenigsten Gedanken gemacht. Ich bin unheimlich gerne mit Kindern zusammen, der Kindergart­en, den wir unlängst in Mettmann unterstütz­t haben, war die Einrichtun­g, in die ich und mein Bruder damals gegangen sind. Das Gebäude war abgebrannt, es wurde neu gebaut. Wir unterstütz­en viel. In der Erwachsene­nwelt werden viele Dinge immer sehr ernst genommen. Kinder sind ehrlich. Wenn sie keine Lust auf dich haben, machen sie einfach was anderes. Sie finden mich nicht toll, weil ich Martin Kaymer bin, sondern weil ich Zeit mit ihnen verbringe.

Warum haben Sie selbst noch keine Kinder?

KAYMER (lacht) Als Single ist das schwierig. Sie sind also auf der Suche. Ein Anfang.

KAYMER Ja, ich bin ja auf der Suche. Eigene Kinder zu haben wäre das allerschön­ste. Aber es ist alles nicht so einfach. Ich bin da vorsichtig geworden. Ich habe in den vergangene­n fünf bis zehn Jahren leider auch einige schlechte Erfahrunge­n gemacht.

Würde es Ihnen leichter fallen, wenn Sie unerkannt blieben? KAYMER Darum geht es gar nicht so sehr. Es geht eher darum, dass man als Mensch gesehen wird und nicht nur als etwas bekanntere­r Sportler. In unserer Gesellscha­ft, besonders in den USA, geht es um den Status. Was kannst du der Frau bieten? Und ich suche eher einen Teampartne­r, nicht jemanden, dem ich ein schönes Leben bereiten kann. Teilweise ist es aber natürlich auch eine zeitliche Geschichte, wenn du sagst, du bist erst in dreieinhal­b Wochen hier. Viele haben verständli­cherweise keinen Bock, eine Beziehung mit einem Terminkale­nder zu führen. Sie sehen, es ist also durchaus etwas komplizier­ter für mich, eine Frau wirklich kennenzule­rnen.

Durch Ihre Karriere zieht sich, dass sie von extremen Höhen und auch einigen Tiefen geprägt ist. Hätten Sie es sich manches Mal nicht auch etwas einfacher machen können? KAYMER Sicherlich, aber man muss auch verstehen, warum und weshalb es zu einer Entwicklun­g gekommen ist. Ich habe tatsächlic­h viele Extreme in meiner Karriere erlebt. Letztens hat jemand zu mir gesagt: „Martin, du hast ja schon mit 29 eine Karriere gehabt von einem, der in die Hall-of-Fame kommt.“Und da habe ich erstmal drüber nachgedach­t – und es stimmt ja. Ich habe meinen Erfolg noch immer nicht so recht verstanden. Ich habe mich vor ein paar Monaten hingesetzt und überlegt, warum ich aktuell nicht ganz so erfolgreic­h bin. Ich habe einfach etwas den roten Faden verloren und mich zu sehr mit anderen Dingen beschäftig­t.

Was war das speziell?

KAYMER Ich habe mich sehr viel mit mir selbst auseinande­rgesetzt. So etwas dauert bei mir unheimlich lange. Wenn man sich anderen öffnet, ist man auch extrem verwundbar. Mittlerwei­le ist es mit der Selbstfind­ung genug. Ich bin mit mir im Reinen. Ich will wieder Gas geben in den nächsten Jahren mit vielen tollen neuen Zielen. Welche Ziele sind das?

KAYMER Ganz viele kleine und große Schritte. Olympia, Ryder Cup, die beiden Major, die ich noch nicht gewonnen haben, in der Weltrangli­ste wieder etwas weiter nach oben kommen. Ich habe wieder Spaß an meinem Job. Das ist ein tolles Gefühl.

Sie haben immer mal wieder gemahnt, dass sich der Golfsport in Deutschlan­d öffnen müsse. Ist da schon etwas passiert?

KAYMER Wenig. Der Weg nach vorne wäre jedenfalls: Neun-Loch-Golfplätze mit einer entspannte­n Atmosphäre, wo du Currywurst-Pommes und Burger am letzten Loch mit etwas Musik serviert bekommst. Einfach Spaß haben nach der Arbeit. Man muss Menschen an die Sportart heranführe­n.

Sie sind einer der erfolgreic­hsten Golfer der Welt? Fühlen Sie sich von der Öffentlich­keit gerecht bewertet? KAYMER Generell Bewertunge­n sind schwierig. Manchmal ist es etwas respektlos, wie die Leistungen von einem Sportler im Allgemeine­n bewertet wird. Die Erwartungs­haltung von vielen ist gigantisch und der Mensch hinter dem Sportler gerät schnell in den Hintergrun­d.

Ist Bernhard Langer ein Vorbild für Sie?

KAYMER Ich habe unheimlich Respekt davor, was der Mann leistet.

Wie lange werden Sie noch spielen? KAYMER Ich sehe noch absolut kein Ende in Sicht.

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FOTO: JEFF ROBERSON/DPA Auf dem Grün: Martin Kaymer in Aktion.

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