Die Retter des Photo Festivals
Eine Gruppe aus Kulturschaffenden hat das totgeglaubte Projekt übernommen. Die Pläne sind bewusst bescheiden – die Träume groß.
Rupert Pfab und Carl Friedrich Schröer saßen in einer Kneipe in Derendorf, als sie entschieden, dass das Photo Festival nicht sterben darf. Das war im Frühsommer, und es war abzusehen, dass Kulturverwaltung und Politik keine Perspektive mehr finden würden. Der Galerist und der Kulturjournalist machten sich Gedanken, sprachen mit Kollegen – und schrieben ein Konzept.
Jetzt sind sie die Retter des Photo Festivals und nicht mehr nur zu zweit. Eine Gruppe von sechs Kulturschaffenden will das groß angekündigte Festival, das bislang kein Glück gefunden hat, auf neue Beine stellen. Die Künstlerinnen
Pola Sieverding und Christine Erhard sind dabei und der Galerist Thomas Rieger. Außerdem Ljiljana Radlovic, die Organisatorin des Galerien-Events DC Open. Den Rückhalt der Politik haben sie bekommen: Der Kulturausschuss hat am Donnerstag ohne Gegenstimme rund 100.000 Euro für die erste Ausgabe zur Verfügung gestellt. Nur die CDU enthielt sich, hatte aber politische Gründe und fühlte sich vom Ampel-Bündnis übergangen.
Aus „Düsseldorf Photo“wird nun „Düsseldorf Photo +“. Die Macher halten die Erwartungen für die erste Ausgabe im März bewusst bescheiden. Man könne in der kurzen Zeit nur noch „was Kleines“organisieren, sagt Pfab. Aber immerhin: Von rund 20 Galerien liegt eine Zusage vor. Um noch Projekte in Museen anzustoßen, ist die Zeit zu kurz. Aber eine starke Ausstellung fällt dem Festival in den Schoß: Der Kunstpalast wird im Frühjahr erstmals die gerade angekaufte Sammlung Kicken mit einem hochkarätigen Überblick über die Foto-Geschichte zeigen. Die Organisatoren sind zuversichtlich. „Die Leiche lebt noch“, sagt Schröer.
In der Tat galt Düsseldorf Photo schon als tot – und ist überhaupt eine Geschichte von großen Ansprüchen und wenig geglückter Umsetzung. Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP hatte das Festival als Nachfolger für das gestrichene Kunstfest Quadriennale installieren wollen, FDP-Politiker Manfred Neuenhaus träumte sogar von ei- nem Event auf dem Niveau der Biennale von Venedig. Die erste Ausgabe im vergangenen Jahr löste wenig davon ein. In der Stadtspitze hatte es im Vorfeld einen offenen Disput gegeben. Und die Kunstszene hatte sich in zwei Lager gespaltet, weil die Fusion mit dem zuvor bestehenden Photo Weekend misslang. Am Ende gab es viele Misstöne in der Galerie-Szene und zwei zeitgleich stattfindende Foto-Events – keiner war zufrieden. Der Neustart freut auch die Politik, die dankbar die Initiative aufnahm. „Ich freue mich, dass unsere Idee von den Galeristen aufgegriffen wird“, sagt Neuenhaus. Das Projekt sei so angelegt, dass es immer weiter ausgebaut werden kann. „Ich bin sicher, so wird es ein Erfolg.“
Für die erste Ausgabe gibt es kein Leitthema. Die Auswahl der Teilnehmer soll trotzdem nicht beliebig sein, sagt Pfab. Die Galerien müssen Fotografie oder eine verwandte Gattung zeigen und „eine gewisse Qualität“gewährleisten. Die Teilnehmer des Photo Weekends – das zugleich kein Geld mehr von der Stadt erhält – seien ausdrücklich eingeladen. Viele Programmpunkte sind noch nicht fix. Fest steht: Zum Festival soll ein „Hilla-Becher-Preis“ausgelobt werden, um an die einflussreiche Düsseldorfer Fotografin zu erinnern, die in diesen Tagen ihren 85. Geburtstag gefeiert hätte.
Der Blick der neuen Festival-Macher geht auch schon Richtung fernere Zukunft: Carl Friedrich Schröer sagt, das Thema Fotografie in Düsseldorf habe genug Potenzial, um einem Festival „internationale Strahlkraft“zu verleihen. „Die Biennale in Venedig oder die Salzburger Festspiele haben auch mal klein angefangen.“