Rheinische Post Hilden

Spezialbes­chichter auf Expansions­kurs

Voestalpin­e Eifeler setzt auf ein besonderes Fertigungs­verfahren, um Kohlendiox­id einzuspare­n und das Klima zu schützen.

- VON STEFAN OSORIO-KÖNIG

Wenige Tausendste­l Millimeter, also etwa so dick wie Spinnensei­de, sind die Werkzeugbe­schichtung­en der Voestalpin­e Eifeler Unternehme­nsgruppe aus Düsseldorf. Mit ihren Spezialbes­chichtunge­n wird die Standzeit sowohl von Werkzeugen als auch von Komponente­n gesteigert, wie im Automotive- oder Luftfahrtb­ereich.

Um das zu bewerkstel­ligen, hat man am Entwicklun­gsstandort der Voestalpin­e Eifeler auf dem Areal

hler spezielle Vakuumanla­gen entwickelt. In diesen Anlagen werden an den Produktion­sstandorte­n vor allem Werkzeuge und Komponente­n basierend auf Stahl veredelt und beschichte­t. „Wir bieten aber nicht nur Dienstleis­tungen für Beschichtu­ngen an, sondern verkaufen auch unsere Maschinen und nehmen Aufträge von Kunden an“, erklärt Farwah Nahif, Leiterin Forschung und Entwicklun­g bei Voestalpin­e Eifeler. „Dazu gehören Beschichtu­ngen von zwei bis drei Mikrometer­n. Das ist dünner als ein menschlich­es Haar. Und es ist unglaublic­h, was man mit solch dünnen Schichten bewirken kann.“

So könne man durch die Beschichtu­ng das Grundmater­ial vor Verschleiß schützen oder aber die eibung reduzieren. Das sei besonders dort interessan­t, wo man durch eine Reduzierun­g der Reibung einen hohen Energieein­spareffekt erzielen kann, wie beispielsw­eise im Automotive­bereich oder in der Kältetechn­ik. „Betrachtet man den globalen Energiever­brauch, so geht fast ein Viertel dadurch verloren, dass Reibung überwunden werden muss. An diesen Punkten können Beschichtu­ngen gezielt zur Reibungsre­duzierung eingesetzt werden und damit den Energiever­brauch wesentlich mindern. Beschichtu­ngen sind also längst nicht mehr nur Verschleiß­schutz sondern, haben auch einen zentralen nachhaltig­en Aspekt“, so die Forschungs­leiterin weiter. „Wir bauen hier in Düsseldorf die Anlagen für unsere eigenen Standorte, aber auch für Unternehme­n, die Werkzeuge herstellen und inhouse beschichte­n wollen“, erklärt Nahif, die Metallurgi­e und Werkstofft­echnik studiert hat. Und die Nachfrage ist weiterhin hoch. Schließlic­h geht der Trend zu immer leichteren Bauteilen, die aber aufgrund von Bauweise und Beschichtu­ng die gleiche Härte aufweisen wie herkömmlic­he Materialie­n. „Da geht es beispielsw­eise um die sogenannte B-Säule im Auto, die Teil des Außenkäfig­s ist und sehr stabil sein muss“, so Nahif weiter. Denn so gehe es zum Beispiel bei der Elektromob­ilität darum, wie man Autos leichter machen kann, ohne deshalb an Sicherheit einbüßen zu müssen und auf diese Weise die Reichweite zu erhöhen. Aber auch beim Verbrennun­gsmotor kann CO2 eingespart werden, wenn durch die leichtere Bauweise der Kraftstoff­verbrauch reduziert werden kann.

Unterschie­dliche Beschichtu­ngen kommen aber auch im medizinisc­hen Bereich zum Einsatz. „So kann man beispielsw­eise die Reflexion von OP-Instrument­en, wie Scheren oder Skalpellen, reduzieren, was dem Chirurgen dann seine Arbeit erleichter­t“, so die Forscherin. „Oder die Instrument­e farblich verschiede­n beschichte­n, um die Gefahr von Verwechslu­ngen zu reduzieren.“In der Produktion­shalle arbeiten die Mitarbeite­r der Voestalpin­e Eifeler daran, die Anlagen zusammenzu­bauen. „Dazu gehören Dreher, Fräser, Schweißer, Mechatroni­ker, Elektriker und Lagerarbei­ter“, erklärt Stephan Güthues, Leiter des Anlagenbau­s. „Nach der Montage kommt dann die Prüfung, Probeläufe und die Abnahme durch die Forschungs- und Entwicklun­gsabteilun­g.“Eine große Anlage kann bis zu 1000 Einzelteil­e gleichzeit­ig beschichte­n. „Da die Anlage auf sehr hohe Temperatur­en aufgeheizt werden muss und auch die Werkstücke diese Temperatur erreichen müssen, bevor sie bearbeitet werden können, nimmt der Prozess mehrere Stunden in Anspruch“, so Nahif. In der Anlage selber sind die zu beschichte­nden Komponente­n oder Werkzeuge auf sich drehenden Scheiben angebracht. Diese wiederum befinden sich auf einer größeren rotierende­n Scheibe. „Dadurch wird sichergest­ellt, dass alle Teile gleichmäßi­g beschichte­t werden.“

Kontinuier­liche Tests stehen ganz oben auf der Tagesordnu­ng. So wird beispielsw­eise mit einem Elektronen­mikroskop überprüft, wie die Schichten wachsen. „Wir können das im Beschichtu­ngsverfahr­en beeinfluss­en und wollen dann testen, ob es auch funktionie­rt.“

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F: HANS-JÜRGEN BAUER Farwah Nahif leitet die Abteilung Forschung und Entwicklun­g. Mit den Vakuumanla­gen werden Werkzeuge hauchdünn beschichte­t.

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