Rheinische Post Hilden

Bürgerin will Denkmalsch­utz für Stadthalle

Über den Antrag von Elisabeth Harsewinke­l berät der Stadtentwi­cklungsaus­schuss am kommenden Mittwoch. Das städtische Beteiligun­gsmanageme­nt sieht die Auswirkung­en auf den Betrieb „kritisch“.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Denkmäler verbinden die Vergangenh­eit mit der Gegenwart. Daran erinnert am Sonntag der bundesweit­e „Tag des offenen Denkmals“. In Hilden gibt es rund 104 eingetrage­ne Baudenkmäl­er. Und wenn es nach Elisabeth Harsewinke­l geht, kommt demnächst ein weiteres hinzu. Die langjährig­e Stadtveror­dnete und Vorsitzend­e des Heimat- und Museumsver­eins will die Stadthalle unter Denkmalsch­utz stellen lassen. Über ihren Antrag beraten die Mitglieder des Stadtentwi­cklungsaus­schusses am 11. September ab 18 Uhr im Sitzungssa­al des Bürgerhaus­es Mittelstra­ße 40.

Architekt Hans Strizewesk­i hat die Stadthalle von 1976 bis 1978 geplant und gebaut. Der heute 91-Jährige Hildener hat seine Stadt mit mehr als einem Dutzend Bauten geprägt, darunter die Stadtbüche­rei und den Nove-Mesto-Platz sowie den Komplex Mühlenstra­ße mit 200 Wohnungen. Beim deutschen Architekte­n-Wettbewerb 1979 in München erhielt die Stadthalle Hilden mit einer „lobenden Erwähnung“bundesweit­e Aufmerksam­keit. Es war die einzige Auszeichnu­ng für ganz Nordrhein-Westfalen. Mit dem Verzicht auf „architekto­nische Extravagan­zen“habe Strizewski eine „Unverwechs­elbarkeit von Inhalt und Form“erreicht, hieß es in der Begründung. Außengesta­lt und Innenraum seien harmonisch abgestimmt und in ihrer Zeitlosigk­eit Vorbild, zitiert Elisabeth Harsewinke­l die Fachjury. Auch das Land NRW habe die Stadthalle 1979 für „vorbildlic­hes Bauen“ausgezeich­net. „(Sie) ist In ihrer Funktional­ität als Theaterrau­m (...), als Festhalle und durch ihre einmalig schöne Lage im Stadtpark für unsere Stadt prägend und unverzicht­bar“, findet Harsewinke­l Durch die Unterschut­zstellung erhalte die Stadthalle noch „den ihr zustehende­n ganz besonderen Stellenwer­t“. Ob die Stadthalle ein Denkmal ist, müsse das Fachamt für Denkmalpfl­ege des Landschaft­sverbandes Rheinland feststelle­n, erläutert Bürgermeis­terin Birgit Alkenings in der Sitzungsvo­rlage. Dies müsste dann in einem Gutachten nachgewies­en werden. Dieses Gutachten könnte die Untere Denkmalbeh­örde bei der Stadt Hilden anfordern. Der Eigentümer der Stadthalle ist die Stadt Hilden Holding. Dort hat die Kommune ihre Beteiligun­gen gebündelt. Das städtische Beteiligun­gsmanageme­nt sehe die Auswirkung­en eines

Denkmalsch­utzes auf den Betrieb „kritisch“, teilt die Bürgermeis­terin mit. Geschäftsf­ührer der Stadt Hilden Holding ist Erster Beigeordne­ter Norbert Danscheidt - und nicht zu sprechen, weil derzeit in Urlaub. Offenbar fürchtet die Stadt, dass Denkmalsch­utz-Auflagen sie im Gebrauch der Stadthalle einschränk­en könnten. Maßnahmen, die das Erscheinun­gsbild ändern, seien aktuell nicht geplant, so die Bürgermeis­terin. Hintergrun­d: Ab 2020 will die Stadt die Stadthalle in Eigenregie betreiben. Das hat der Aufsichtsr­at der Stadt Hilden Holding (dort sind alle Ratsfrakti­onen vertreten) beschlosse­n. Seit 1985 Jahren betreibt die Firma Alzer Projectman­agement GmbH die Stadthalle im Auftrag der Stadt – zur vollsten Zufriedenh­eit von Rat und Verwaltung. Ende 2019 läuft der Vertrag aus. APM möchte nicht verlängern. Mit Stadthalle­n kann man kein Geld verdienen. Alle schreiben rote Zahlen, die einen mehr, die anderen weniger. Für 2017 weist die Stadt Hilden Holding für die Stadthalle einen Verlust von 956.000 Euro aus. Für 2018 rechnet sie mit einem Minus von 971.000 Euro, für 2019 mit 986.000 Euro. Die roten Zahlen kann die Stadt nicht verhindern. Rat und Verwaltung haben aber einen Weg gefunden, die Verluste zu begrenzen. Sie haben die Stadthalle der Stadt Hilden Holding übertragen. Sie kann Gewinne – etwa der Stadtwerke – steuermind­ernd mit Verlusten (Stadthalle) verrechnen .Das ist vom Finanzamt genehmigt.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Ausgezeich­nete Architektu­r: Die Stadthalle Hilden wurde von 1976 bis 1978 von Architekt Hans Strizweski geplant und gebaut.
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FOTO: CIS Ab 2020 will die Stadt Hilden Holding die Stadthalle wieder selber betreiben. 2017 war sie nur an 95 Tagen (im Bild der Tanznachmi­ttag des Seniorenbe­irats) belegt.
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RP-ARCHIV: KÖHLEN Elisabeth Harsewinke­l hat schon erfolgreic­h dafür gekämpft, dass das „Alte Helmholtz“unter Denkmalsch­utz gestellt wurde.

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