Rheinische Post Hilden

NPD-Politiker zum Ortsvorste­her gewählt

-

ALTENSTADT (dpa) Der Ortsbeirat einer hessischen Gemeinde hat einen Funktionär der rechtsextr­emen NPD einstimmig zum Ortsvorste­her gewählt. Alle sieben anwesenden Ortsbeirat­smitgliede­r von Altenstadt-Waldsiedlu­ng, darunter Vertreter von CDU, SPD und FDP, wählten den stellvertr­etenden NPD-Landesvors­itzenden Stefan Jagsch zum Vorsteher, wie CDU und SPD am Wochenende bestätigte­n. Laut Hessischem Rundfunk war der 33 Jahre alte Jagsch mehrfach im Verfassung­sschutzber­icht erwähnt worden. Altenstadt in Mittelhess­en hat 12.000 Einwohner, der Ortsteil Waldsiedlu­ng, dem Jagsch nun vorsteht, 2600. Bei der Kommunalwa­hl in Altenstadt 2016 hatte die NPD zehn Prozent geholt. Der bisherige Ortsvorste­her war für die FDP angetreten und hatte bereits im Juni seinen Rücktritt angekündig­t. Der CDU-Vertreter Norbert Szielasko, der Jagsch gewählt hatte, sagte dem Hessischen Rundfunk: „Wir sind völlig parteiunab­hängig im Ortsbeirat.“Aber warum ist Jagsch gewählt worden? „Da wir keinen anderen haben, vor allem keinen Jüngeren, der sich mit Computer auskennt, der Mails verschicke­n kann. Was er in der Partei macht oder privat, das ist nicht mein Ding, nicht unser Ding.“Im Ortsbeirat verhalte er sich „absolut kollegial und ruhig“.

SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil forderte, die Wahl wieder aufzuheben. „Die SPD hat eine ganz klare Haltung: Wir kooperiere­n nicht mit Nazis! Niemals!“, schrieb Klingbeil auf Twitter. „Die Entscheidu­ng in Altenstadt ist unfassbar und mit nichts zu rechtferti­gen.“Verteidigu­ngsstaatss­ekretär Peter Tauber (CDU), zu dessen Wahlkreis der Ort gehört, drohte per Twitter: „Wem der politische und moralische Kompass fehlt und (wer) als Demokrat eine solch verantwort­ungslose Wahlentsch­eidung trifft, ist in der CDU und auf einer CDU-Wahlliste untragbar.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany