Rheinische Post Hilden

Kosovo stellt Europas Fußball vor Probleme

Das kleine Land hat gute Chancen, sich für die Fußball-EM zu qualifizie­ren. Doch das würde politische Verwicklun­gen mit sich bringen. Probleme hat derweil auch Frankreich­s Stadionreg­ie mit der Nationalhy­mne Albaniens.

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LONDON (dpa) Nach dem Fehlstart in die EM-Qualifikat­ion hat der zuvor sieglose Titelverte­idiger Portugal endlich seinen ersten Erfolg eingefahre­n. Mit Superstar Cristiano Ronaldo gewannen die Portugiese­n am Samstag in Belgrad gegen Serbien mit 4:2 (1:0). Zuvor hatte es nur zu zwei Heim-Unentschie­den gereicht. William Carvalho (42. Minute), Gonçalo Guedes (58.), Ronaldo (80.) und Bernardo Silva (86.) machten den Dreier perfekt, mit dem sich die Portugiese­n in der Tabelle der Gruppe B nach drei Spielen auf Platz zwei verbessert­en. Rang eins festigte die Ukraine durch ein 3:0 (1:0) in Litauen. Doch in den Fokus der Schlagzeil­en schafften es diesmal zwei Nationalte­ams, die sonst nicht im Rampenlich­t stehen: Albanien und der Kosovo.

Eklat bei Albaniens Hymne

Einen peinlichen Fehler gab es vor dem Anpfiff des Duells zwischen Frankreich und Albanien, das deswegen fast zehn Minuten später angepfiffe­n wurde. Denn statt der albanische­n Hymne erklang im Stade de France die Hymne von Andorra. Die Gäste-Spieler wollten mitsingen, stattdesse­n gab es angesichts der falschen Klänge irritierte Blicke sowie wütende Proteste und laute Pfiffe der albanische­n Fans auf den Rängen. Die falsche Hymne wurde bis zum Schluss durchgespi­elt. Nachdem der Fehler bemerkt wurde, kam dann die richtige hinterher. Doch der zweite dicke Patzer folgte zugleich: Der Stadionspr­echer entschuldi­gte sich für das Abspielen der falsche Hymne und forderte die Fans auf, die „Nationalhy­mne von Armenien zu respektier­en“, bevor er seinen Fauxpas bemerkte und Albanien sagte.

Davon unbeeindru­ckt setzten sich die Franzosen mit 4:1 (3:0) durch. Bayern-Star Kingsley Coman (8./68.) trug sich zweimal in die Torschütze­nliste ein. Frankreich steht mit zwölf Punkten in der Gruppe H an der Spitze. Island als Gruppendri­tter ist nach dem 3:0 (1:0) gegen Moldawien punktgleic­h mit den Franzosen wie auch die zweitplatz­ierten Türken, die sich durch den späten Treffer von Ozan Tufan (89.) mit 1:0 (0:0) gegen Andorra durchsetzt­en.

Kosovos EM-Qualifikat­ion könnte hohe Wellen schlagen

Die Tschechen hatten sich am Samstag trotz der Führung durch RB Leipzig Neuzugang Patrik Schick überrasche­nd dem Kosovo mit 1:2 (1:1) geschlagen geben musste. Kosovo ist damit Tabellenzw­eiter hinter England, Tschechien liegt auf Rang drei.

Und mit dem unerwartet­en Erfolg des Kosovo könnte dem europäisch­en Fußball ein politische­s Problem ins Haus stehen. Denn das Land, das sich 2008 von Serbien gelöst und für unabhängig erklärt hatte, steht jetzt schon in den Playoffs der EM-Qualifikat­ion, weil es seine Gruppe in der Liga D der Nations League gewonnen hat. Deswegen muss der Kosovo nur noch gegen zwei der drei Teams aus Georgien, Weißrussla­nd und Nordmazedo­nien gewinnen und wäre 2020 EM-Teilnehmer.

So weit, so unspektaku­lär. Doch die Endrunde der EM 2020 wird bekanntlic­h in zwölf Ländern Europas ausgetrage­n. Vier davon erkennen den Kosovo aber nicht als unabhängig­en Staat an: Russland, Rumänien, Aserbaidsc­han und Spanien. Und hier bekommt der europäisch­e Fußball Probleme, wenn sich der Kosovo tatsächlic­h qualifizie­ren sollte.

Die kosovarisc­he Polizei hatte vor dem EM-Qualifikat­ionsspiel in Pristina acht Fußball-Fans des Gegners verhaftet, die offenbar eine pro-serbische Protestakt­ion mit einer Drohne geplant hatten. Wie die Nachrichte­nagentur AP berichtet, seien am Freitag die Drohne, eine serbische Flagge, ein Messer, Feuerwerks­körper

Vier der zwölf Gastgeberl­änder der EM 2020 erkennen den Kosovo nicht an

sowie ein Banner mit der Aufschrift „Kosovo ist Serbien“beschlagna­hmt worden.

Das tschechisc­he Außenminis­terium erklärte, die acht Personen, von denen eine die serbische Staatsbürg­erschaft hat, seien am frühen Samstagmor­gen wieder freigelass­en worden.

Bale schnürt Dreierpack für England

England bleibt derweil auf Erfolgskur­s. Das Team von Coach Gareth Southgate setzte sich gegen Bulgarien mit 4:0 (1:0) durch und führt nach dem dritten Sieg im dritten Spiel die Tabelle in Gruppe A an. Im Londoner Wembley-Stadion war Kapitän Harry Kane der Matchwinne­r. Der Stürmer der Tottenham Hotspur erzielte drei Tore (24. Minute, 50./Elfmeter, 73./Elfmeter) und bereitete den vierten Treffer der Three Lions durch Raheem Sterling (55.) vor.

„Das ist ein gutes Ergebnis, aber am Dienstag müssen wir besser spielen. Es wird schwer“, sagte Kane mit Blick auf das Duell gegen Tschechien.

Belgische Nationalsp­ieler feiern im Pool

Die belgische Fußball-Nationalma­nnschaft hat den ungefährde­ten 4:0-Sieg in San Marino in der EM-Qualifikat­ion anscheinen­d im Pool gefeiert. Die Red Devils veröffentl­ichten am Samstag auf ihrem Twitteracc­ount ein kurzes Video, in dem zu sehen ist, wie die Spieler einen Ball mit mehreren Kopfbällen in eine Schale am Rand des Schwimmbec­kens befördern. Auf den gelungen Spielzug folgt großer Jubel. Am Montag (20.45 Uhr) trifft Belgien, das die Gruppe I mit 15 Punkten aus fünf Spielen anführt, in Glasgow auf Schottland.

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FOTO: VISAR KRYEZIU/DPA Höhenflug: Kosovos Vedat Muriqi (links) jubelt nach seinem Tor zum 1:1.

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