Rheinische Post Hilden

Peinlich intim mit den Tennis-Stars

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Es ist ein ungeschrie­benes Gesetz, dass man sich über Kollegen öffentlich nicht abträglich äußert. Daran halte ich mich mit eiserner Disziplin. Aber über Matthias Stach, der uns die US Open bei „Eurosport“nahebringe­n sollte und sich in dieser Funktion für einen veritablen, ernst zu nehmenden Journalist­en hält, gestatte ich mir doch ein paar kritische Anmerkunge­n. Denn Herr Stach nutzt seine herausgeho­bene Position in allererste­r Linie, um aller Welt zu demonstrie­ren, wie eng er mit den Tennisprof­is verbandelt ist.

Für ihn ist der Spieler Jan-Lennart Struff der „Struffi“, die Wimbledons­iegerin Angelique Kerber die „Angie“, die Dame Andrea Petkovic die „Petko“und die hübsche Julia Görges die „Jule“. So geht das unablässig – jedem Filzballar­tist gebührt die Verballhor­nung seines Namens.

Auch bei seiner jungen Kollegin nicht, deren Name hier nichts zur Sache tut. Sie durfte nun endlich mal in die große weite Welt reisen, duzte hemmungslo­s jeden der populären Protagonis­ten, der oder die ihr vors Mikrofon geriet und zeigte uns da draußen mal, wie intim sie alle miteinande­r sind.

Um auf den Herrn Stach zurückzuko­mmen: Der scheute sich vor Jahren nicht, als Angelique Kerber ihren Triumph bei den Australian Open in Melbourne mit einem Sprung in den Yarra River feierte, ebenfalls in den Fluss zu springen und gleichfall­s ausgelasse­n zu plantschen. In New York überschrit­t er jetzt die Grenzen der guten Kinderstub­e, indem er seinem Gesprächsp­artner Alexander Zverev mitten im Interview ganz nahe kam, als wollte er diesem ein Küsschen auf die Wange hauchen. Zu diesem Gipfel der Peinlichke­it kam es gottlob dann doch (noch) nicht.

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