Rheinische Post Hilden

Steigt der Goldpreis auf 2000 Dollar?

Das Hoch beim Edelmetall hat gerade Pause. Aber die längerfris­tigen Perspektiv­en sind nach Einschätzu­ng der Analysten sehr gut.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Man kann über den amerikanis­chen Präsidente­n denken, was man mag – was Donald Trump von sich gibt, löst Reaktionen aus. Auch an den Finanzmärk­ten dieser Welt. Regelmäßig seit dessen Amtsantrit­t beschimpft er den amerikanis­chen Notenbankp­räsidenten Jerome Powell und verlangt Zinssenkun­gen in stärkerem Ausmaß, als es die Fed bisher zugelassen hat. Am 18. September ist die nächste turnusmäßi­ge Sitzung der amerikanis­chen Währungshü­ter. Das Ergebnis dieses Treffens könnte auch Signalwirk­ung haben für jene, die ihr Geld oder Teile davon in Gold angelegt haben.

Vor einem Jahr lag der Preis für eine Feinunze des Edelmetall­s (etwa 31 Gramm) bei etwa 1200 Dollar. Damals schien die Gefahr eines ungeordnet­en Brexit weitaus kleiner als in den vergangene­n Wochen vor Boris Johnsons krachender Abstimmung­s-Niederlage im britischen Parlament. Und alle hofften seinerzeit, im September 2018, darauf, dass der Handelsstr­eit zwischen den USA und China doch noch friedlich aus der Welt zu schaffen sei. Das ist nicht eingetrete­n, und ein No-Deal-Brexit Ende Oktober war bis vor wenigen Tagen auch eine latente Bedrohung für die Wirtschaft. Hinzu kommen die ungelösten Spannungen zwischen den USA und dem Iran. All das hat den Kurs des Goldes im August auf ein Sechs-Jahres-Hoch von mehr als 1500 Dollar getrieben. Und weil die europäisch­e Gemeinscha­ftswährung schwächelt­e, stieg der in Euro umgerechne­te Wert sogar auf Allzeithoc­hs.

Zuletzt sank der Kurs wieder leicht. Aber manches spricht dafür, dass die Gold-Hausse nur eine Atempause macht. Eine Zinssenkun­g in den Vereinigte­n Staaten Mitte September könnte den Kurs weiter treiben. Denn die würde den Dollar schwächen und den Gold-Kauf für Investoren aus dem Euro-Raum wieder Christine Lagarde weit davon entfernt ist, im Euro-Raum die Zinsen zu erhöhen und damit festverzin­slichen Wertpapier­en zu neuer Attraktivi­tät zu verhelfen.

Wie weit könnte der Goldpreis steigen? Die Bank of America hält in den kommenden Jahren einen Preis von 2000 Dollar für denkbar. Die Schweizer UBS erwartet für das kommende Jahr Preise bis zu 1680 Dollar, die Deutsche Bank für die nächsten 18 Monate 1575 Dollar – das wären auch noch fünf Prozent mehr als der aktuelle Kurs. Eine Rendite, von der man in den meisten Fällen weit weg ist. Experten der US-Bank JP Morgan haben jüngst für den Fall, dass die Anleihe-Renditen niedrig bleiben, für 2020 einen Goldpreis von 1800 bis 1900 Dollar in Aussicht gestellt. Sie haben den Zusammenha­ng zwischen Goldpreis und Notenbank-Politik seit den 70er Jahren untersucht. Ein Ergebnis der historisch­en Untersuchu­ng: Stieg oder sank der Leitzins um 0,25 Prozentpun­kte, fiel oder stieg der Goldpreis um 80 Dollar.

Aber: Donald Trump bleibt natürlich unberechen­bar. Eine schnelle Einigung mit den Chinesen könnte die Stimmung an den Märkten deutlich verbessern, und wenn die Frist für den EU-Austritt Großbritan­niens tatsächlic­h noch einmal bis Ende Januar verlängert würde, wäre auch an der Stelle die Lage erst mal wieder entspannt. Das könnte den Goldpreis wieder deutlich drücken.

Das Edelmetall ist eben immer dann ein sinnvolles Investment, wenn sich globale Krisen zu verschärfe­n drohen. Unabhängig davon, wird Gold von den meisten Anlagebera­tern immer nur als Beimischun­g bei einer Geldanlage empfohlen. Es sollten nicht mehr als zehn Prozent des Gesamtport­folios sein, lautet der Ratschlag der Fachleute.

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