Die Bewahrer der Straßenbahn-Schätze
Der Verein Linie D pflegt die Oldtimer der Rheinbahn. Zum Tag des Denkmals lud er ins historische Depot in Bilk – und zur Rundfahrt.
Viele Kinder träumen davon, Straßenbahnfahrer zu werden – und manche träumen noch weiter, wenn sie längst einen anderen Beruf ergriffen haben. Auch Hans Männel hatte beruflich nichts mit Bahnen zu tun. Nun lenkt er sie als Hobby – und kümmert sich mit den Mitstreitern des Vereins „Linie D“darum, dass die Geschichte des Nahverkehrs in Düsseldorf lebendig und die historischen Modelle der Rheinbahn in Betrieb bleiben.
Das Thema stößt auf Interesse: Schon als der „Tag des offenen Denkmal“am Sonntag um 11 Uhr startete, füllte sich die Halle im ehemaligen Rheinbahn-Depot am Steinberg. Im Viertelstundentakt wurde es immer voller – dann, wenn wieder eine der historischen Bahnen im Pendelverkehr vom Hauptbahnhof eintraf, die alle von „Linie D“-Mitgliedern gesteuert wurden. Viele Familien mit Kindern waren da, außerdem reihenweise Menschen, die sich offensichtlich nicht zum ersten Mal mit Bahnen beschäftigten, wie viele Nachfragen zu technischen Details erahnen ließen.
Der Schatz von „Linie D“sind rund 30 Wagen, die in mehr als 100 Jahren auf Düsseldorfs Straßen unterwegs waren und immer noch betriebsfähig sind. Alle Fahrzeugtypen seit 1926 sind vertreten. „Das ist in Deutschland einmalig“, sagt der Vereinsvorsitzende Männel. Die Reparaturen besorgen vor allem die Profis aus den Werkstätten der Rheinbahn, der Verein kümmert sich in erster Linie darum, die Wagen der Öffentlichkeit zu präsentieren. – Wobei auch viele der rund 170 Vereinsmitglieder das Handwerk verstehen: Der Verein hat einen Sprengwagen aus dem Jahr 1913 restauriert. Die Fahrzeuge dienten damals dazu, Wasser auf die Strecken zu sprühen, damit es nicht so staubt. Nachdem das Fahrzeug wieder aufgetaucht war, hat „Linie D“es in Handarbeit aufgearbeitet.
Der Sprengwagen war eines der vielen Schätzchen, die am Sonntag bei Führungen gezeigt wurden. Darüber hinaus zeigten Modelleisenbahner aus dem Verein ihre Nachbauten von Fahrzeugen und Strecken, viele jüngere Besucher scharten sich um einen Stand, an dem ein Programmierteam einen Simulator vorstellte, der es erlaubt, mit Computer und VR-Brille Stadtbahnen zu steuern.
Ein echtes Denkmal ist auch der Ort: Die mittlere Halle des 2011 aufgegebenen Depots am Steinberg ist denkmalgeschützt. Das wie ein Kirchenschiff geschwungene Dach aus Spannbeton war damals richtungsweisend – und zeigte aus Sicht von Männel, wie stolz Düsseldorf auf seine modernen Straßenbahnen war. Im Eingang stand eine Trump-Figur aus Pappmaché – ein Gruß von Karnevals-Wagenbauer Jacques Tilly, der eine andere Halle des Depots als Werkstatt nutzt.
Zwei Mal im Jahr öffnet der Verein das Depot. Rund 30 Vereinsmitglieder waren am Sonntag im Einsatz, um die Besucher zu führen. Dass die Vereinsmitglieder die Oldies fahren, entlastet die Rheinbahn, die derzeit über einen Mangel an Berufsfahrern klagt. Die Rheinbahn bietet auch regelmäßige Rundfahrten mit Oldtimern, die ebenfalls von „Linie D“bestritten werden.
Zum Fahrer wird man nicht automatisch, darauf legt Männel wert. Zunächst müssen Interessenten zeigen, dass sie verantwortungsvoll genug sind. Die „Linie D“-Fahrer absolvieren dann dieselbe Ausbildung wie die Berufsfahrer der Rheinbahn und müssen auch das Düsseldorfer Streckennetz genau kennen – wobei das alles andere als eine unangenehme Herausforderung sei, meint Männel. „Wir interessieren uns ja dafür, sonst wären wir nicht in den Verein eingetreten.“