Rheinische Post Hilden

Netzwerk hilft Demenz-Kranken

Der Demenz-Info-Tag im Pfarrzentr­um Atrium war gut besucht. In Hilden sind rund 1300 Menschen erkrankt.

- VON ARIANE POTT

HILDEN „Viele Angehörige bekommen erst sehr spät mit, dass jemand eine Demenz hat und reagieren daher in den ersten Jahren falsch“, erzählt Manfred Tanz. Er besucht seit vielen Jahren ehrenamtli­ch auf Wunsch der Pflegeeinr­ichtungen an Demenz erkrankte Menschen in Hilden. „Wenn der Angehörige aber mitbekomme­n hat, dass der Mensch eine Demenz hat, kann er viel ruhiger darauf reagieren. Daher ist es wichtig, dass die Verwandten möglichst früh über die Erkrankung aufgeklärt werden.“

Genau das ist das Anliegen des Demenz-Info-Tages, den in diesem Jahr das Seniorenbü­ro des Amtes für Soziales, Integratio­n und Wohnen der Stadt Hilden, die Freizeitge­meinschaft Behinderte und Nichtbehin­derte und die katholisch­en Kirchengem­einde St. Jacobus gemeinsam veranstalt­en. Unterstütz­t werden sie zudem durch die Arbeitsgru­ppe Demenz, der zahlreiche Wohn- und Betreuungs­einrichtun­gen aus Hilden und Umgebung sowie Vereine und Verbände aus dem Themengebi­et Demenz und Alzheimer angehören.

„Ich bin schon lange in der Demenzarbe­it und es hat sich schon vieles verändert. Aber es ist nach wie vor sehr wichtig, dass man solche Veranstalt­ungen macht, um die Vielfalt der Möglichkei­ten der Hilfe aufzeigt“, erklärt Sabine Kussel-Schmitz, Leiterin der Nachbarsch­aftszentre­n St. Jakobus und der Seniorenar­beit der Gemeinde. „In den letzten Jahren sind die Finanzieru­ng der Pflege und die Hilfsangeb­ote viel besser geworden“, berichtet die Diplom-Sozialarbe­iterin. So kann ein Demenzkran­ker zum Beispiel mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille in seine alte Heimat zurückkehr­en. „Solche Angebote unterstütz­en die Erinnerung­sarbeit und auch die Lebensfreu­de“, berichtet Kussel-Schmitz.

Bei einer Demenz sind zunächst das Kurzzeitge­dächtnis und die Merkfähigk­eit beeinträch­tigt und mit fortschrei­tender Krankheit auch das Langzeitge­dächtnis. Im vergangene­n Jahr lebten in Deutschlan­d etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Da es für viele Formen der Demenz noch keine Therapie gibt, steht häufig im Vordergrun­d, die Lebensqual­ität der Betroffene­n zu verbessern. Dabei seien Impulse von außen besonders wichtig, erklärt Kussel-Schmitz.

Was mit solchen Impulsen erreicht werden kann, zeigt auch die Arbeit der Heilpädago­gin Daniela Klein mit der an Demenz erkrankten Käthe Momm. Klein hat im Rahmen ihrer Ausbildung in Kooperatio­n mit dem Seniorenze­ntrum Hummelster­straße Frau Momm dazu angeregt, Bilder zu malen, die am Demenz-Info-Tag ausgestell­t werden. Und obwohl Käthe Momm nicht mehr sprechen kann, war mit Hilfe der Bilder eine Kommunikat­ion mit der Heilpädago­gin möglich.

Neben der kleinen Ausstellun­g finden auf dem Demenz-Info-Tag auch Workshops und Vorträge sowie ein Theaterstü­ck statt. „Wir wollen das Thema Demenz mehr in die Öffentlich­keit rücken, die Hemmschwel­le dazu abzubauen und auch zeigen welche Angebote es in der Stadt für Betroffene und Angehörige gibt“, erklärt Anita-Maria de Witte vom Seniorenbü­ro Hilden.

Der Demenz-Info-Tag findet alle zwei Jahre statt. Das gut besuchte Atrium zeigte am Samstag, dass das Thema Demenz mittlerwei­le eine große Rolle in der Gesellscha­ft spielt.

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RP-FOTO: -RM Informiere­n: Sabine Kussel-Schmitz, Michaela Rhiem, Anita-Maria de Witte, Heike Cremerius, Sabine Dreißigack­er, Manfred Tanz (v. l.).

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