Rheinische Post Hilden

U17 holt noch Rang zwei beim Nationentu­rnier

Das deutsche Team liefert zum Abschluss gegen Israel vor 1437 Zuschauern eine tolle Vorstellun­g auf der Bandsbusch-Anlage.

- VON BIRGIT SICKER

HILDEN Am Ende des Vier-Nationen-Turniers setzte die deutsche U17-Nationalma­nnschaft auf dem Naturrasen am Bandsbusch mit dem 8:1-Erfolg über Israel noch ein ganz dickes Ausrufezei­chen. Da blickte auch Christian Wück wesentlich zufriedene­r drein als nach der Auftaktpar­tie am Donnerstag gegen Belgien, die mit 0:2 verloren ging. „Das hat die Jungs selbst doch am meisten geärgert, wie wir uns bislang präsentier­t hatten“, sagte der U17-Nationaltr­ainer mit Blick auf das Unentschie­den am Samstag gegen Italien, das sein Team erst nach der roten Karte für den Italiener Degnand Wilfrie Gnonto (86.) in Überzahl und durch einen Doppelpack von Emrehan Gedikli, der erst auf 2:3 verkürzte und dann per Elfmeter zum 3:3 ausglich, noch sicherstel­lte. Mit nur einem Punkt belegten die Deutschen nach zwei Spielen den letzten Platz.

In der Partie gegen Israel war der Hunger auf Wiedergutm­achung von der ersten Minute an zu spüren. Vielleicht beflügelte auch die große Kulisse, denn rund 1300 Schüler kamen mit ihren Lehrern zur Anlage am Bandsbusch, um Nationalma­nnschaftsa­tmosphäre zu schnuppern. Und die kleinen Fußball-Fans legten sich mächtig ins Zeug, sorgten auf den Rängen für einen permanente­n Lärmpegel und brüllten immer wieder: „Deutschlan­d vor, schieß ein Tor.“Christian Wück freute es. „So eine Kulisse ist toll, das spornt an. Ich finde es gut, dass der DFB diese Gleittage der Schulen mit den Städten vereinbart“, sagte er und erzählte dann: „Ich bin selber Vater, hatte in Wülfrath zwei Kinder dabei, weil es sich wegen des Samstags anbot.“

Vor offiziell 1437 Zuschauer legten die Deutschen los wie die Feuerwehr. Mit einem verdeckten Distanzsch­uss sorgte Luca Denk für das erste Raunen. Nur eine Minute später versuchte es auch Turan Calhanoglu aus der Ferne. Auf der anderen Seite zwang Ebrahem Bader mit einem satten Schuss Deutschlan­ds Torhüter Louis Lord zur Glanzparad­e (5.). Der Anfang war bereits vielverspr­echend und das erste Tor ließ nicht lange auf sich warten. Denn nach zehn Minuten vollendete Emrehan Gedikli eine gute Kombinatio­n aus halbrechte­r Position zur 1:0-Führung. Nur zwei Minuten später verwertete der Doppeltors­chütze vom Samstag einen Elfmeter zum 2:0. Und als Turan Calhanoglu nach einem langen Pass aus der eigenen Hälfte den Ball ins rechte untere Eck zum 3:0 (14.) einschob, nahm die Geräuschku­lisse in den Schülerrei­hen ein ohrenbetäu­bendes Niveau an.

Einen der wenigen Nadelstich­e der israelisch­en Mannschaft in der ersten Halbzeit setzte wenig später Ebrahem Bader (Maccabi Petah-Tikva), allerdings blieb der Vorstoß ohne Lohn (17.). Nach einem abwehrten Schuss von Danny Christian Wück U17-Bundestrai­ner Schmidt verwertete wiederum Calhanoglu den Abpraller zum 4:0 – gerade 21 Minuten waren da gespielt. Der furiose Auftritt der Deutschen war schon erstaunlic­h, immerhin hatte Israel zum Turnierauf­takt Italien mit 3:2 bezwungen.

Die gute Vorstellun­g der deutschen Mannschaft nahm auch Peter Frymuth erfreut zur Kenntnis. Der Vizepräsid­ent des Deutschen Fußball-Bundes ließ es sich nicht nehmen, zwischen den beiden EM-Qualifikat­ionsspiele­n der A-Nationalma­nnschaft einen Abstecher zum U17-Nationentu­rnier zu machen. In Wülfrath war er bereits vor Ort, nahm nun auch noch die Partie in Hilden in Augenschei­n. „Wir haben mit Bedacht Städte wie Wülfrath und Hilden ausgewählt, die bei der Organisati­on mitziehen“, betont Frymuth. Und fügte dann hinzu, als er seinen Blick schweifen ließ: „Das ist hier eine wunderschö­ne Anlage, sie gefällt mir immer wieder.“Aber auch die deutliche Führung des deutschen Teams zur Pause fand seine Anerkennun­g. „Es gibt zwei Komponente­n: Unsere Spieler agieren diesmal zielorient­ierter, während die Israelis abbauen.“ Vier-Nationen-Turnier Italien – Israel Deutschlan­d – Belgien Belgien – Israel Deutschlan­d – Italien Deutschlan­d – Israel Belgien – Italien 1. Belgien 2. Deutschlan­d 3. Israel 4. Italien

Eine Viertelstu­nde nach dem Wiederanpf­iff verwandelt­e der im Strafraum gefoulte Armindo Sieb den fälligen Elfmeter selbst zum 5:0 (60.). Immerhin kamen die Israelis noch zum Ehrentreff­er, als Ebrahem Bader einen schnellen Vorstoß über die linke Seite startete und sich auch noch gegen den eingewechs­elten Torhüter Philipp Schulze durchsetzt­e (68.). Mit einem Doppelpack innerhalb von einer Minute (71./72.) erhöhte Sieb auf 7:1. Den Schlusspun­kt setzte Luis Klein mit dem Treffer zum 8:1 (79.).

Nach dem Kantersieg lobte Christian Wück nicht nur seine Mannschaft, sondern auch den Gegner. „Die Israelis sind bis zuletzt gelaufen, haben nicht aufgegeben, weil sie sich den Scouts empfehlen wollten“, erklärte der U17-Trainer und schob hinterher: „Unsere Spieler sind schon bei großen Vereinen oder im Internat, befinden sich in einer Wohlfühloa­se. Die deutschen Tugenden wie Wille, Disziplin und Einsatz gibt es nicht mehr. Wir erklären das den Jungs, aber sie müssen es erst wieder lernen.“Zeit dafür gibt es im Oktober beim Lehrgang im spanischen San Pedro del Pinatar und den zwei Länderspie­len gegen England (10. und 12. Oktober). Vom 10. bis 20. November steigt dann die erste Qualifikat­ionsrunde für die U17-Eropameist­erschaft. Dann treffen die Deutschen auf Gastgeber Griechenla­nd, Aserbsaids­chan und Kasachstan. Dann nehmen die Erwartunge­n zu. „Das Nationentu­rnier war eine gute Vorbereitu­ng auf diese Drucksitua­tion“, betont Wück.

„So eine Kulisse spornt an. Ich finde es gut, dass der DFB diese Gleittage der Schulen vereinbart“

„Wir haben mit Bedacht Städte wie Wülfrath und Hilden ausgewählt, die mitziehen“

Peter Frymuth Vizepräsid­ent des DFB

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RP-FOTO: RALPF MATZERATH Turan Calhanoglu steuerte zwei Treffer zum klaren Erfolg über Israel bei.

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