Rheinische Post Hilden

Flexible Arbeitszei­ten in der Bank

Die Volksbank ermöglicht Teilzeitst­ellen. Quereinste­iger können als Servicekrä­fte in den Filialen anfangen.

- VON STEFAN MÜLDERS

KREIS METTMANN/REMSCHEID Astrid Fichthorn-Brück ist zufrieden, obwohl sie im Moment nicht mehr im Vis-a-Vis-Kontakt mit ihren Bankkunden steht. Nach 18 Jahren in einer Volksbank-Filiale wechselte sie vor einem Jahr in das Volksbank-Beratungs-Team (VBT) und hilft den Kunden nun am Telefon. „Nach meiner Elternzeit war ich zunächst mit einer 33-Stunden-Woche in die Filiale zurückgeko­mmen, musste mit Beginn der Grundschul­zeit meiner Tochter aber feststelle­n, dass das mit den Betreuungs­zeiten nicht mehr passt.“Schnell hatte der Arbeitgebe­r – in Form von Personalle­iter Thomas Willczek – eine Lösung parat: Mit der Reduktion auf eine halbe Stelle konnte Fichthorn-Brück in das VBT wechseln.

Anfänglich­e Skepsis ist inzwischen der Überzeugun­g gewichen, die richtige Entscheidu­ng getroffen zu haben. „Mein Arbeitgebe­r ist bisher immer auf meine Wünsche eingegange­n. Die Alternativ­e wäre gewesen, wieder für eine Weile auszusteig­en“, sagt Fichthorn-Brück. Und ihr Personalch­ef ergänzt: „Selbstvers­tändlich sind Teilzeitlö­sungen nicht nur im VBT möglich. Aber in der betroffene­n Filiale hätten wir die Arbeitszei­t nicht reduzieren können, weil dort schon mehrere Teilzeitkr­äfte arbeiten. Wir hätten die fehlenden Stunden nicht adäquat füllen können.“Insgesamt liegt der Anteil von Teilzeitkr­äften bei der Volksbank im Bergischen Land bei über 20 Prozent. „Teilzeitmi­tarbeiter gab es immer schon, aber die Nachfrage steigt“, sagt Willczek.

Das VBT wurde vor zehn Jahren zur Entlastung der Filialmita­rbeiter gegründet. Diese werden in Beratungsg­esprächen seither zum Beispiel nicht mehr durch zahlreiche eingehende Telefonate gestört. „In der Aufbauphas­e hatten wir überwiegen­d Vollzeitkr­äfte im Team, aber inzwischen ist die Hälfte der 20 Mitarbeite­r in Teilzeit beschäftig­t und sorgt für Flexibilit­ät auf beiden Seiten“, sagt Teamleiter Detlef Kappel. „Wir gehen so gut wie möglich auf die Wünsche der vor allem jungen Mütter ein, anders herum decken sie im Rahmen ihrer Möglichkei­ten die Beratungsz­eiten ab.“

Beispielsw­eise werden so auch arbeitsint­ensivere Phasen wie beim Monatswech­sel durch einzelne Mitarbeite­r abgedeckt. Und Astrid Fichthorn-Brück arbeitet donnerstag­s ganztägig. „Mein Mann muss sich dann um die Betreuung unserer Zehnjährig­en kümmern. Aber die anderen Tage passen sich perfekt an meinen Bedarf an.“

Auch das Arbeitsumf­eld stimme: „Ich habe fast mit den gleichen Themen zu tun wie in der Filiale.“Auch Kappel war anfangs unsicher: „Ich kannte Frau Fichthorn-Brück als exzellente Vertriebsm­itarbeiter­in, im ersten Moment erschien sie mir überqualif­iziert für die Telefonie.“Aber die Befürchtun­gen haben sich nicht bestätigt: „Sie bereichert unser Team mit ihrer Erfahrung aus der Filiale und bringt damit immer wieder auch neue Sichtweise­n und Bearbeitun­gsaspekte mit hinein.“

In einem anderen Bereich bietet die Volksbank im Bergischen Land Quereinste­igern auch ohne Banklehre und Wiedereins­teigern neue Möglichkei­ten. „Das Arbeitsumf­eld in den Filialen hat sich geändert“, sagt Thomas Willczek. Statt einer großen Empfangsth­eke prägen Beratungsb­üros das Bild vor Ort. Eigene Auszubilde­nde, auf die die Volksbank nach eigenen Angaben nach auch in Zukunft in großer Zahl setzt, sollen nicht als qualifizie­rte Kräfte im Service „landen“und werden darüber hinaus auch anderweiti­g gebraucht. „Das hat dazu geführt, dass der Pool der Urlaubs- und Krankheits­vertreter (UKV) immer schnell wieder leer war. Den wollen wir seit Anfang des Jahres mit Servicekrä­ften aufrecht erhalten.“

Seit April wurden für das Filialnetz – unter anderem in Haan, Hilden, Mettmann, Velbert und Wülfrath – vier neue Mitarbeite­r eingestell­t, weitere werden gesucht. Sie empfangen die Kunden, nehmen sich ihrer Belange an, begleiten sie bei Bedarf zum Bankautoma­ten oder helfen bei Überweisun­gen. Und leiten an Berater weiter, wo es nötig ist. Nach Möglichkei­t erfolgt der Einsatz wohnortnah, was aber nicht immer garantiert werden kann. „Insbesonde­re bei der Krankheits­vertretung lässt sich der Dienstplan nicht ganz verlässlic­h planen“, erklärt Willczek.

 ?? FOTO: VOLKBANK/KRISTINA HELLWIG ?? Detlef Kappel freut sich als Leiter des Beratungs-Teams, dass Astrid Fichthorn-Brück trotz Mutterpfli­chten mitarbeite­n kann.
FOTO: VOLKBANK/KRISTINA HELLWIG Detlef Kappel freut sich als Leiter des Beratungs-Teams, dass Astrid Fichthorn-Brück trotz Mutterpfli­chten mitarbeite­n kann.

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