Rheinische Post Hilden

Nordrhein-Westfalen feiert in Berlin die Gemeinsamk­eit

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Heimspiel in der Hauptstadt. Wenige Tage nach der Wette von Altkanzler Gerhard Schröder auf eine Kanzlerkan­didatur von NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet fanden sich unter Tausenden von Besuchern des NRW-Festes am Dienstagab­end in Berlin nur wenige, die offen dagegen halten wollten. Eine besondere Freude machte Bundeskanz­lerin Angela Merkel dem Gastgeber, als sie am späten Abend in einer kurzen Rede Neid auf Laschet erkennen ließ. Sie sei auch deshalb gerne gekommen, weil sie in der NRW-Landesvert­retung bei einer Regierung zu Gast sei, „die nicht jeden Tag darüber nachdenkt, ob sie weitermach­en oder aufhören soll“. Sie wolle versuchen, dem nachzueife­rn. Laschet stellte das Fest unter den Leitgedank­en, die Idee des Westens in Berlin wachzuhalt­en, und zwar ganz besonders 70 Jahre nach dem ersten Zusammentr­itt des ersten Bundestage­s in Bonn. Damals hätten gemeinsame Werte im Mittelpunk­t gestanden. Jetzt sei davon vieles brüchig geworden. So biete ein Fest den Anlass, aus der „Mein Land zuerst“-Einstellun­g heraus zu kommen und das Gemeinsame hochzuhalt­en.

Laschet empfahl, lieber ein Kölsch zusammen zu trinken, statt sich auf Twitter zu streiten. Für ein Korrektiv dieser Aussage sorgte Vizeminist­erpräsiden­t Joachim Stamp (FDP), indem er darauf hinwies, dass dies auch mit Pils und Alt funktionie­re. Als Hausherr der Landesvert­retung hatte Staatssekr­etär Mark Speich die Haupttugen­den der NRW-Landsmanns­chaften herausgest­ellt, die sich auch am Abend in der Hauptstadt zeigten: die „romanische Lebensgela­ssenheit“der Rheinlände­r, die „emotionale Askese“der Westfalen und das im Lippeland beheimatet­e Glücksgefü­hl, das auch vom Nicht-Weggeben, also Behalten, getragen werde. Auf dem Rasen kam es zu interessan­ten Begegnunge­n nicht nur der Gäste, sondern auch zwischen einer Beethoven-Figur zur nächstjähr­igen Feier in Bonn und einem großen Roboter als Zeichen für die NRW-Zukunftste­chnologie.

In der Haushaltsw­oche setzte NRW mit mehreren Tausend Gästen ein Zeichen der Präsenz in Berlin. Und einige machten sich Gedanken, wie es sein wird, wenn Schröder seine Wette gewinnt und Laschet vom Rhein an die Spree wechselt. Sie entschloss­en sich, den Gedanken vorerst mit ein paar Bier wegzuspüle­n.

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