Rheinische Post Hilden

Mitfahrerb­ank, Pflegetref­f – Haan legt los

Der jetzt präsentier­te Zwischenbe­richt zeigt eindrucksv­oll, wie weit die Quartierse­ntwicklung schon ist.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Christine Sendes hatte es schon zu Beginn gespürt: „Ich glaube, das wird eine großartige Sache“, hatte die Moderatori­n der ZWAR-Zentralste­lle NRW über die Quartierse­ntwicklung in Haan gesagt, deren Zwischenbe­richt jetzt im Forum St. Chrysanthu­s und Daria vorgestell­t wurde. Sendes betreut Städte, die Impulse im Umgang mit dem demografis­chen Wandel wünschen. In Haan ging es jetzt um die Bereiche Mitte und Gruiten – die ersten beiden von insgesamt vier Stadtteile­n, die untersucht werden. Dort haben in den vergangene­n Monaten diverse Entwicklun­gswerkstät­ten stattgefun­den. Und Seniorenbe­irats-Vorsitzend­er Karlo Sattler betonte angesichts der vielen konkreten Ergebnisse, die bereits entstanden sind: „Wir sind verdammt fix unterwegs.“

Konkrete Beispiele: Im kommenden Frühjahr wird die Haaner Taschengel­dbörse starten – ein Projekt des Jugendparl­aments und des Seniorenbe­irats. Sie soll Menschen helfen, die nicht mehr selbst Rasenmähen, Einkaufen, Behörden- oder Botengänge erledigen können. Auf der anderen Seite wollen die Organisato­ren vertrauens­würdige Jugendlich­e ansprechen, „die den Hilfesuche­nden gegen ein Taschengel­d zur Hand gehen wollen.“

Zweites Beispiel: „Wir begleiten dich“, heißt ein Kooperatio­nsprojekt der Haaner Awo mit dem Seniorenne­tzwerk „Wir sind Haan“, bei dem Senioren geschult werden, andere Senioren begleiten zu können – sei es im Umgang mit Demenz, aber auch bei Behördenan­gelegenhei­ten.

Dafür gab es viel Lob im Saal, der mit Vertretern von Stadt, Politik, Ehrenamtle­rn, Vereinen und Organisati­onen gut besetzt war. Sie alle waren sich einig: Der demografis­che Wandel betrifft in einem bisher ungekannte­n Maße alle Bereiche der Gesellscha­ft – von der Gesundheit­sversorgun­g über die Wohnungswi­rtschaft und den Arbeitsmar­kt bis hin zur Integratio­ns- und Bildungspo­litik. Dabei ist keine Kommune wie die andere, Standardlö­sungen sind wenig nützlich. Profession­elle Beratung, Begleitung und Qualifizie­rung aller Beteiligte­n sind gefragt.

Das alles hat die Quartierse­ntwicklung in Haan Christine Sendes zufolge bisher beispielha­ft diskutiert und Lösungen auf den Weg gebracht: „Keine Entwicklun­gswerkstat­t war wie die andere – in Gruiten etwa hatten wir enorme Beteiligun­g und Ideen aus der Bürgerscha­ft.“

Die sollen genutzt werden, etwa die Idee „Mitfahrerb­änke“: eine Ergänzung für Ortschafte­n, die kaum ÖPNV-Angebote haben. Die Sitzbank ist mit verschiede­nen Klappschil­dern ausgestatt­et. So zeigt der Wartende an, wohin er gerne möchte (Rathaus, Supermarkt, etc.) und Autofahrer entscheide­n, ob sie ihn mitnehmen. Die spontan gebildete Fahrgemein­schaft sorgt oft für dauerhafte Bekanntsch­aften.

Doch auch der bereits regelmäßig tagende Orts-Stammtisch von Vertretern der Altenpfleg­e sei ein konkreter Ausfluss aus den Entwicklun­gswerkstät­ten, hieß es. Es gebe noch viel zu nennen – etwa der Wunsch, bei der Bebauung des Bürgerhaus­geländes in Gruiten auch öffentlich nutzbare Räumlichke­iten einzuricht­en. Aber das wird Thema weiterer Bausteine der Quartierse­ntwicklung sein, in die auch Unterhaan und Haan Ost einbezogen werden.

Ein weiter Weg – aber in Haan, das hob auch Christine Sendes hervor, gehen ihn beeindruck­end viele Menschen mit.

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RP-ARCHIVFOTO: RALPH MATZERATH In der Leichlinge­r Ortschaft Leysiefen steht bereits seit 2018 eine Mitfahrerb­ank.

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